Postzustellungen unter 100 Gramm bald von Privatanbietern möglich

München - Das Monopol ist geknackt!

Ist der „Gelbe Riese“ bald ein grauer Zwerg? In Kürze fällt das Monopol der Briefzustellung.

Ist der „Gelbe Riese“ bald ein grauer Zwerg? In Kürze fällt das Monopol der Briefzustellung.

Der „Gelbe Riese“ beginnt zu schrumpfen: Bald wird auch das letzte noch verbleibende Monopol der Deutschen Post fallen – die Zustellung von Briefen unter 100 Gramm. Zu Beginn des Jahres 2008 dürfen aller Voraussicht nach auch private Anbieter als Briefzusteller arbeiten und damit in einen Wettbewerb eintreten.

Großverlage wie Axel Springer oder die WAZ-Gruppe, die schon lange auf diesen Markt drängen, zeigten sich zufrieden über das jüngst beschlossene Auslaufen dieser Exklusiv-Lizenz: „Das ist die Grundlage dafür, dass man als privater Anbieter in diesem Markt tätig werden kann“, freut sich der Sprecher des Georg-von-Holtzbrinck-Verlags, Wolf Aschermann. „Es geht ja darum, hier bundesweit eine Alternative auf die Beine zu stellen.“ Verbraucher können sich darüber freuen, dass sich durch einen gesunden Wettbewerb der Service verbessern wird und sie schlicht und ergreifend nicht mehr auf die Post angewiesen sind.

Aschermann verweist darauf, dass diese Entwicklung längst überfällig war. Eingeleitet wurde sie mit der schrittweisen Aufhebung von Dienstleistungen in den Bereichen Kurierdienst sowie Paket- und Expresslieferungen. Doch keine ist annähernd so lukrativ wie das Geschäft mit den Briefmarken: Der Marktanteil des Bonner Konzerns in diesem Sektor beträgt 93 Prozent, was einem Umsatz von 23 Milliarden Euro entspricht.

Am Freitag vergangener Woche kündigten die Verlage Springer und Holtzbrinck an, schon ab 2006 die Nummer zwei nach der Post AG zu werden. Der „Gelbe Riese“ gerät damit zunehmend unter Druck: Bereits vor kurzem hatte sich auch der Otto-Versand dafür ausgesprochen, mit seiner Logistik-Tochter Hermes in großem Stil in den Briefmarkt einzusteigen.

Nach Ansicht lokaler Unternehmen ist die Liberalisierung in diesem Segment nur sinnvoll und die logische Konsequenz aus einer generellen Öffnung des Kommunikationsmarktes. Erst unlängst wurde per Gesetz ein diskriminierungsfreier Zugang zu lokalen Stromnetzen beschlossen, die bislang von Konzern-Riesen wie Eon kontrolliert wurden. Auch die Deutsche Telekom hat längst nicht mehr die Hoheit über das bundesweite Telekommunikationsnetz, sondern muss es sich mit nationalen und örtlichen Anbietern teilen. Ebenso wollen Springer, Holtzbrinck und die WAZ-Gruppe jetzt zusammengehen und ihre Kräfte in diesem Marktbereich bündeln. Gemeinsam mit der luxemburgischen „Rosalia AG“ planen sie, ein Unternehmen für die flächendeckende Briefzustellung ins Leben zu rufen.

Derzeit besitzt die Deutsche Post noch das Monopol auf Briefe mit weniger als 100 Gramm. Ab dem 1. Januar 2006 beträgt die Grenze nur noch 50 Gramm. Nach Prognosen der Bundesnetzagentur sind bereits ab 2006 rund 41 Prozent des Umsatzes für Wettbewerber zugänglich. Von Rafael Sala

Artikel vom 21.12.2005
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