Wohnt jetzt wieder am Isarufer: »Meister Bockert«

Au/Haidhausen · Die Heimkehr des Bibers

Ein lieber Biber: Der Nager am Isarufer hat sich schon gut in München eingelebt.	 Foto: Privat

Ein lieber Biber: Der Nager am Isarufer hat sich schon gut in München eingelebt. Foto: Privat

Stadt-Bewohner: In dieser Serie stellen wir in loser Reihenfolge ungewöhnliche Nachbarn vor. - Wer von der Ludwigsbrücke aus auf die Isar hinunter blickt, kann dort einen lustigen Zeitgenossen erkennen: Ein Biber hat sich dort vor wenigen Jahren ein Revier erschlossen. Auch, wenn er sich nicht immer schwimmend oder am Isarufer beim Bäumefällen zeigt – zumindest seine Nagespuren sind an vielen Sträuchern und Bäumen zu sehen.

In seinen Nachbarn, den Stadtbewohnern, hat Meister Bockert – so sein volkstümlicher Name – inzwischen gute Freunde gefunden, die ihm engagiert zur Seite stehen: Als vor drei Jahren beispielsweise die Gefahr bestand, sein Lebensraum könnte durch Baumfällarbeiten zerstört werden, griffen die besorgten Nachbarn zum Telefon, um Hilfe zu rufen. »Wir konnten die Fällarbeiten glücklicherweise noch rechtzeitig stoppen.«, freut sich Professor Hubert Weiger, der Landesvorsitzende des Bunds Naturschutz Bayern. Seither lebt der Nager glücklich in seiner so genannten »Burg«, die er sich aus Ästen erbaut hat.

Da er ein ausgesprochenes Familientier ist, fehlt dem Wahlmünchner zum großen Glück nur noch ein Burgfräulein, mit dem er zusammenleben und kleine Biber aufziehen kann. Grundsätzlich gäbe es in Bayern eine Menge möglicher Heiratskandidatinnen: Rund 8.000 der Tiere leben wieder hier – nachdem sie über 100 Jahre lang fort waren. Vor 33 Jahren aber brachte der Bund Naturschutz zunächst zwei Biber aus Südschweden mit, um das in Bayern 1867 ausgerottete Tier wieder einzubürgern. Mit Erfolg: »Aus letztendlich ein paar Dutzend Bibern wurden in den vergangenen drei Jahrzehnten rund 2.000 Biber-Familien«, freut sich Volker Zahner, Professor für Zoologie an der FH Weihenstephan, der mit Kollegen das Sachbuch »Biber – Die Rückkehr der Burgherren« geschrieben hat. Die Biber bleiben, wenn möglich, ein Leben lang an einem Platz, den sie markieren und auf Leben und Tod gegen Artgenossen verteidigen. Die monogam lebenden Eltern bringen ihren Kindern innerhalb von zwei Jahren Lebensnotwendiges wie Tauchen, Damm- und Burgenbauen bei. Danach wandern die Kleinen aus, um sich ein eigenes Revier zu suchen und dort eine Familie zu gründen. Während ihnen anderswo droht, von Wölfen und Bären gerissen zu werden, werden sie auf ihrer Wanderschaft durch Bayern oft von Autos überfahren. Der Münchner Biber kann also nur hoffen, dass ein Biber-Weibchen den gefährlichen Weg über Bayerns Schnellstraßen und durch Münchens Innenstadt wagt, um dann in den Armen ihres Gatten empfangen zu werden. Und wirklich: Umarmungen unter Bibern sind keine Seltenheit. »Vor allem, wenn sich bereits bekannte Biber wiedersehen, begrüßen sie sich mit einer fast menschlichen Umarmung«, schwärmt Zahner, der mit seinem Buch einen Beitrag dazu leisten wollte, das »Image« der Biber in Deutschland aufzupolieren. Am Isarufer in der Münchner Innenstadt ist das allerdings nicht mehr nötig: Dort verstehen sich Biber und Mensch besser als manch gleichgeartete Nachbarn. Elena Schott

Artikel vom 21.12.2005
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