Stadt finanziert »Begleitetes Wohnen« des HPCA

Münchner Norden · »Ein Traum wird Wirklichkeit«

Erster eigener Herd, erste eigene Wohnung: Martin Grabrucker profitiert vom Projekt »Begleitetes Wohnen« des HPCA.	 Foto: HPCA

Erster eigener Herd, erste eigene Wohnung: Martin Grabrucker profitiert vom Projekt »Begleitetes Wohnen« des HPCA. Foto: HPCA

Münchner Norden · Für den 26 Jahre alten Martin Grabrucker ist ein Traum in Erfüllung gegangen: Seit Oktober lebt er in einer eigenen Wohnung. Erst vor zwei Jahren hatte er außerhalb der Werkstätte für Behinderte »einen richtigen Job« bekommen. Im Herbst verabschiedete er sich nun auch noch von seiner Wohngruppe des Heilpädagogischen Centrum Augustinum (HPCA) für geistig behinderte Menschen in Unterschleißheim, die sieben Jahre seine Heimat gewesen war.

Das »Begleitete Wohnen« des HPCA macht es dem geistig behinderten Martin Grabrucker möglich, selbstbestimmt und eigenverantwortlich zu leben.

Bis zu drei, im Notfall auch acht Stunden pro Woche, kann er einen Betreuer für die unterschiedlichsten Lebensbereiche in Anspruch nehmen, darunter Finanzen, Rechtliches und Behördengänge, Gesundheit oder Soziales. Auch Freizeit- und Gruppenangebote sowie Beratung und Wohntraining gehören zum Leistungsspektrum des »Begleiteten Wohnens«.

Schon 1989 wurde im HPCA dieses Angebot entwickelt, um geistig behinderten Menschen ein selbstständigeres Leben zu ermöglichen. Doch weil die Zuständigkeit für die Finanzierung immer schwierig war und die Träger selbst zuschießen mussten, blieb der gesetzlich verankerte Grundsatz »ambulant vor stationär« eine auf wenige Sonderfälle beschränkte Ausnahme. Auch wenn die Betreuung im »Begleiteten Wohnen« für die öffentlichen Kassen wesentlich kostengünstiger ist als die Unterbringung im Heim.

»Wir tun alles, um unsere Bewohner in den Wohngruppen zu verlieren«, scherzt Leopold Kammerer, Leiter des HPCA-Bereichs Wohnen. »Wir machen sie, wenn es irgendmöglich ist, dafür fit, in einer eigenen Wohnung zu leben und ihren Alltag weitgehend allein zu bewältigen«. Dass die Landeshauptstadt München nun eine Zusage gegeben hat, die Arbeit kostendeckend zu finanzieren, macht Kammerer glücklich. »Wir mussten viele Interessenten ablehnen, jetzt können wir endlich das Angebot ausbauen.«

Bis zu 40 Plätze will das Sozialreferat zunächst mit der neuen Vereinbarung finanzieren. »Der Bedarf an begleitetem Wohnen für geistig behinderte Menschen in München ist groß und wer diese Betreuung wirklich benötigt, der soll sie auch bekommen«, sagt Friedrich Graffe, Sozialreferent der Landeshauptstadt München, »ich glaube, wir haben ein zukunftsfähiges Konzept erarbeitet, das dem Trend zu mehr Eigenständigkeit und Selbstbestimmung Rechnung trägt. Trotz angespannter öffentlicher Kassen ist dies nicht nur eine Verbesserung für die Betroffenen, sondern auch für die Träger ein sehr faires Modell mit hoher finanzieller Transparenz«, so Graffe.

Artikel vom 13.12.2005
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