Ein »KulturGeschichtsPfad« führt demnächst durch die Au und Haidhausen

Au-Haidhausen · Das »K« weist den Weg

Momentaufnahmen aus der Stadtteilgeschichte: Mariahilfplatz während des Luftangriffs im April 1945. Foto: Münchner Stadtarchiv, Münchner Stadtmuseum

Momentaufnahmen aus der Stadtteilgeschichte: Mariahilfplatz während des Luftangriffs im April 1945. Foto: Münchner Stadtarchiv, Münchner Stadtmuseum

Au-Haidhausen · Keine güldenen Gedenktafeln, die an bedeutsame Ereignisse und Persönlichkeiten der Geschichte gemahnen, werden die Häuser zieren. Nur ein schlichtes »K« weist den Weg – auf einem kleinen, fast zu übersehenden Schild. »K« ist die Abkürzung für »KulturGeschichtsPfad«. Demnächst lässt sich damit Au-Haidhausen entdecken.

Anfang nächsten Jahres (wann genau, steht noch nicht fest) wird dort Münchens dritter »KulturGeschichtsPfad« eröffnet – nach Pasing-Obermenzing und Neuhausen-Nymphenburg im Mai.

Die Kulturgeschichtspfade basieren auf einem Stadtratsantrag von 2001 und sollen im Auftrag der Stadt nach und nach in allen Bezirken entstehen.

In einem Rundgang werden nun die Geschichte und Geschichten des fünften Stadtbezirks verknüpft – mittels eines Büchleins im Westentaschenformat samt Stadtplan. Streng innerhalb der Stadtbezirksgrenze, führt die Route vom Ostbahnhof durch das Franzosenviertel in die Au, über den Gasteigberg nach Haidhausen und wieder zum Ostbahnhof. Will man die 25 Stationen in einem Stück abwandern, ist mit drei bis vier Stunden zu rechnen. Schätzt Dr. Ulrike Haerendel, die den Kulturgeschichtspfad für Au-Haidhausen konzipiert hat. Um die verschiedenen Stationen sinnvoll zu verbinden, musste die freiberufliche Historikern eine Auswahl treffen – in Zusammenarbeit mit Bezirksausschuss, den »Freunden Haidhausens«, Hermann Wilhelm vom Haidhausen-Museum und den »Freunden der Vorstadt Au«. Auch deren Vereinssitz ist übrigens eine Station des Rundgangs.

In der Zeppelinstraße 41 wurde am 4. Juni 1882 der Volksschauspieler und geniale Sprachakrobat Karl Valentin geboren. Vergangenheit und Gegenwart, Politik und Alltag, Ernstes und Kurioses überlagern sich in dem Kulturgeschichtspfad oft. Etwa in der Wörthstraße 20. Dort lebte 1902/-03 der Komponist Max Reger, zu der Zeit Organist in der Pfarrkirche am Johannisplatz. In München fand er aber keine Anerkennung und ging nach Leipzig. Außerdem ist dort im ersten Stock ein geschlossener Verbindungsgang zu sehen, der dazu diente in das Rückgebäude der Immobilie, die seit 1897 dem Protestantischen Kirchenverein gehörte, zu gelangen. Zur dortigen »Kinderbewahranstalt« mit Platz für 200 Kinder. Wie Pädagogen von Münchens dritter Knabenrealschule, der 1899 eröffneten »Königlichen Maria-Theresia-Kreisrealschule«, die zum Teil recht »rohe« Vorstadtjugend zu bürgerlicher Sittsamkeit zu erziehen versuchten, ist am Regerplatz zu erfahren: »Kneipereien und verbotener Kinematographenbesuch am Abend« wurden mit »Karzer und Rektoratsverweisen« geahndet.

Persönlich spannend findet Haerendel, die die Kultur-Tour mehrmals abgelaufen ist, wie hier heute Gegensätzliches nebeneinandersteht, etwa Gründerzeitbauten neben kleinen, vorindustriellen Häuschen. »Mir gefällt dieses Nebeneinander von Alt und Neu.

Artikel vom 06.12.2005
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