Wilhelmine und Hans Jacobs feiern Eiserne Hochzeit

Moosach · »Mit nix« haben sie angefangen

Nach 65 Jahren so unzertrennlich wie am ersten Tag: Wilhelmine und Hans Jacob. 	Foto: cr

Nach 65 Jahren so unzertrennlich wie am ersten Tag: Wilhelmine und Hans Jacob. Foto: cr

Moosach · Als wäre es irgendein Mittwoch gewesen, saßen sie in ihrem Wohnzimmer und erzählten aus ihrem Leben. Aber es war durchaus kein gewöhnlicher Mittwoch. Es war gestern, der 2. November 2005, der 65. Hochzeitstag von Wilhelmine und Hans Jacobs aus Moosach. Bescheiden feierten sie den Tag, so wie sie ihr gemeinsames Eheleben begonnen hatten. »Mit nix« seien sie damals nach München gekommen.

Wilhelmine, 1945 geflohen aus dem Sudetenland, Hans, 1948 aus der Kriegsgefangenschaft in Sibirien. Acht Jahre nach der Hochzeit am 2. November 1940 begann ihre Ehe erst richtig – »mit nix«, und das war sehr schwer. Vor dem Krieg war der gebürtige Rheinhesse als Berufssoldat nach München gekommen, wo seine Wilhelmine aufgewachsen war. Beim Tanzen im Augustinerkeller haben sie sich 1937 kennengelernt. »Ich habe sie aufgefordert, aber für den Tanz war sie bereits vergeben«, erzählt Hans Jacobs, »da hab’ ich sie sofort für den nächsten Tanz aufgefordert, und den habe ich bekommen.« Diesem Tanz folgten noch weitere und am nächsten Tag begegneten sich die beiden wieder im Augustinerkeller. Was daraus wurde, ist bekannt.

Weiteres Jubiläum der Eheleute Jacobs

65 Jahre sind Wilhelmine und Hans Jacobs verheiratet, von denen sie die ersten acht Jahre kriegsbedingt getrennt waren. Sie fanden sich in München wieder, wohin Wilhelmine zu ihrer Familie geflüchtet war. Eines der wenigen Dinge, die sie retten konnte, war das Hochzeitsfoto von 1940.

Als »Flaschenwascher« hat Hans Jacobs sein erstes bescheidenes Geld verdient, während Wilhelmine als Kontoristin gearbeitet hat. Doch er wollte mehr. Es folgte eine Ausbildung zum Weinküfergesellen, da war er schon Mitte dreißig. Aber das wollte er unbedingt machen. Er ging in den Rheingau und lernte fleißig, wollte nach der bestandenen Gesellenprüfung gleich den Meister draufsetzen – was er nicht durfte. Nach wenigen Jahren allerdings wurde er zur Meisterprüfung zugelassen und arbeitete seither als Weinküfermeister in München, der Stadt der Bier-Seligkeit.

Seit Hans Jacobs im Ruhestand ist, hat er sich ein neues Hobby zugelegt: »Ich koche und backe sehr gerne«, erzählt er und meint trocken: »Meine Frau hat früher genug für mich gearbeitet, jetzt bin ich mal dran.« Daneben geht das Paar gerne spazieren oder macht Urlaub bei Verwandten in Niederbayern. Sie sind bescheiden geblieben und brauchen nicht viel für ein erfülltes Leben.

Am Mittwoch haben sie »im kleinen Rahmen« zu zweit gefeiert, am Samstag wollen die beiden Jubilare ihre Eiserne Hochzeit mit Freunden begehen. Und mit einem verschmitzten Lächeln erzählt Hans Jacobs leise, dass er für seine Frau rote Rosen besorgt hat, »während sie beim Friseur war.« Der 93-Jährige mag es auch nach 65 Jahren Ehe noch, seine große Liebe zu überraschen. cr

Artikel vom 03.11.2005
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