Ein Pokalsieg, ein Sieg und eine Niederlage in der Liga

Bizarre Hallenträume

Zu Hause erfolgreich, in Regensburg verloren: Der EHC am vergangenen Wochenende.

Zu Hause erfolgreich, in Regensburg verloren: Der EHC am vergangenen Wochenende.

Das Ganze mutet etwas bizarr und fast unglaubwürdig an: Da gibt es in München endlich wieder einen Eishockey Club, der zurzeit nur durch sportliche Erfolge oder Niederlagen in der Bundesliga und durch schöne und beinahe sensationelle Siege im DEB-Pokal auffällt. Noch dazu einen Verein, der gegen alle Widerstände von Behörden und Eishallenbetreibern gerade dabei ist, eine gute Nachwuchsarbeit aufzubauen und immer wieder in Person des Präsidenten betont: "Wir wirtschaften solide und wollen noch lange Jahre Erfolg haben".

Und nun eine Meldung, die fast schon wieder wie ein Rückfall in alte, unrühmlichere und spekulativere Zeiten wirkt: Am Mittwoch nach dem Pokalsieg gegen die Hamburg Freezers trafen sich in München EHC München Präsident Jürgen Bochanski, Club-Sprecher Carsten Zehm und Club-Berater und Ex-Nationalspieler Harald Birk mit dem kanadischen Bauunternehmer Chris O'Reilly aus Toronto. Dieser hat in den vergangenen Jahren weltweit 110 neue Eishockeypaläste und Multifunktionshallen wie die Color Line Arena in Hamburg gebaut. Ein seriöser Mann, das bestätigt auch Olympiapark-Chef Wilfried Spronk. Dennoch wirkt es merkwürdig, dass der EHC München in ein paar Jahren schon in einer neuen, schicken Multifunktionshalle für 4000 bis 6000 Zuschauer Eishockey spielen soll. Schließlich wollen derzeit selten mehr als 2000 Münchner ihren Eishockey-Verein zusehen. Andererseits wäre ein neuer Stadionbau auch, nach dem Sieg im Pokal gegen den Nachfolgeclub der München Barons, den Hamburg Freezers am vergangenen Dienstag, eine weitere Genugtuung für Vorstand und Fans: Der Barons-Besitzer Philipp Anschutz hatte nach drei sportlich äußerst erfolgreichen Jahren die Barons unter anderem deswegen nach Hamburg verpflanzt, weil die Stadt hier keine neue Halle bauen wollte und in Hamburg die Color Line Arena gerade fertig wurde. Wenn jetzt ausgerechnet dem kleinen EHC München - sozusagen auf dem Silbertablett - das serviert werden würde, was dem großen Anschutz verwehrt wurde, hätte das durchaus symbolhaften Charakter. Und dann würde auch der Zeitpunkt des Treffens zwischen Club, Olympiapark und O'Reilly kurz nach dem Erfolg über die Hamburger passen. Denn zurzeit ist der Hallenbau nicht mehr als eine Träumerei: Die Stadt München wird sich sicherlich nicht als Geldgeber beteiligen (können) und auch die Olympiapark GmbH ist nach dem Wegzug der Fußballvereine in die Allianz Arena eher klamm. "Wir bräuchten einen Investor", bestätigt so auch Olympiapark-Chef Spronk. Und den für eine andere Sportart als Fußball in München zu finden, ist schwer. Das erfährt der EHC München leidvoll Jahr für Jahr am eigenen Leib. Oder, wie Spronk mit bitterem Unterton sagt: "Wen interessiert in München schon etwas anderes als Fußball?" Ungeachtet aller Hallenträume wurde am Freitag auch wieder Eishockey gespielt. In der altehrwürdigen Eishalle am Oberwiesenfeld trafen sich vor der Minuskulisse von 1357 Zuschauern der EHC München und die Wölfe aus Freiburg zum Ligaspiel. Der EHC setzte dabei den Aufwärtstrend der vergangenen Wochen fort und siegte nach Toren von Mike Burman, Dan Carlson, John Sicinksi und Fabian von Schilcher letztendlich glücklich mit 4:3. Immerhin war dies der vierte Heimsieg in Folge für den Aufsteiger, der sich in der Tabelle langsam auch am Mittelfeld orientieren kann. Beim zweiten Wochenend-Spiel gab es gegen den Tabellenzweiten Regensburg allerdings nichts zu holen. Die zahlreich mitgereisten Münchner Fans, die mit zwei Fanbussen und vielen Privatautos angereist waren, erlebten einen EHC, der nach den Anstrengungen der vergangenen Wochen sichtbar müde war. Mit einer 4:1-Niederlage (Münchner Tor: Dan Carlson) musste man sich wieder auf den Weg nach Hause machen. Das nächste Heimspiel findet übrigens am kommenden Sonntag um 18.30 statt. Gegner ist Straubing. Im Viertelfinale des Pokals trifft der EHC Ende November auf die Düsseldorfer EG. Filippo Cataldo

Artikel vom 31.10.2005
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