Ausstellung einer Geschichte: Von der Mülldeponie zum Naherholungsgebiet

Fröttmaning · Die Müllberg-Story

Der Fröttmaninger Berg 1977. Foto: AWM

Der Fröttmaninger Berg 1977. Foto: AWM

Fröttmaning · Vögel zwitschern, der Wind rauscht durch die Bäume und das grüne Gras des Fröttmaninger Berges wird von einem Hasen zum Mittagessen auserkoren. Niemand denkt bei dieser Idylle an Müll. Und doch spielt er eine entscheidende Rolle.

Welche, das kann man jetzt in einer Ausstellung zur Geschichte des Müllbergs im Münchner Norden erfahren, die dort am vergangenen Donnerstag, 25. August, von der Münchner Kommunalreferentin Gabriele Friderich eröffnet wurde. Noch bis zum 8. September ist die Ausstellung im Grünen zu besichtigen. Die Idee dazu hatte Arnulf Grundler, Pressesprecher des Abfallwirtschaftsbetriebs München. »Einfach so«, wie er bescheiden sagt.

Die »Müllberg-Story« ist auf 14 Bildtafeln entlang des Spazierweges vom Fuß bis zum Gipfel des Fröttmaninger Berges mit ausführlichen Erklärungen dargestellt. Sie zeigen die Entwicklung der Abfallentsorgung in Großlappen von den Anfängen im Jahr 1954 als Müllverwertungsanlage, über die gigantische Anhäufung des Müllbergs, bis hin zur Renaturierung und zur Eröffnung des Berges als Naherholungsgebiet im Jahr 2000.

»Es freut mich, den Bürgern ein Stück Geschichte der Stadt München mit solch positivem Ausgang präsentieren zu können,« so Gabriele Friderich bei der Ausstellungseröffnung. »Es ist wichtig, dass man sich erinnert, auch an negative Dinge, und sieht, wie es besser gemacht werden kann. Und vor allem, dass einem bewusst wird: Es liegt hinter uns.« Die Müllverwertungsanlage wurde 1954 errichtet. Hier konnten rund 500.000 Kubikmeter Müll pro Jahr verwertet werden. Das war gerade so viel wie die Stadt damals an Abfällen jedes Jahr produzierte. Im Jahr 1965, kam die Abfalltrennung und -verwertung zum Erliegen. Als Alternative wurde die Müllverbrennung eingeführt.

Die Müllverbrennungsblöcke reichten aber nicht aus, um die stetig steigenden Müllberge in den Griff zu bekommen. So wurde bis 1987 der Fröttmaninger Müllberg weiter befüllt. Es entstand sogar ein Giftsee auf dem Müllberg in Großlappen, oben auf dem »Gipfel«, in dem Chemikalien entsorgt wurden.

Von 1987 bis 1993 wurde ein neuer Müllberg auf der modernen Deponie Nord-West angesetzt. Seit 1993 kann der gesamte Restmüll im Heizkraftwerk Fröttmaning verwertet werden. Bereits 1973 begann der städtische Gartenbau mit der Renaturierung an der Westflanke des Müllbergs. Zum Schutz des Grundwassers wurde der Müllberg mit einem »unterirdischen Korsett« versehen, der bis in 25 Meter Tiefe reicht. Das Deponiesickerwasser wird abgepumpt und in die Kläranlage geleitet.

Heute bilden rund zwölf Millionen Kubikmeter abgelagerter Müll aus fünf Jahrzehnten den Fröttmaninger Berg. Unter einer zwei Meter dicken Schicht aus Kies, Erde und Humus sind die Abfälle verborgen. Und so merkt man nichts von Gestank, Dreck und den Gefahren, die von dem heute so »sanften Riesen« ausgegangen sind, wenn man jetzt über den Fröttmaninger Berg läuft. Bewusst lenkt Grundler die Aufmerksamkeit auf die Idylle und mahnt: »Diese glimpflich ausgegangene Historie sollte nicht in Vergessenheit geraten, sondern uns erinnern, dass wir jederzeit mit unseren Abfällen verantwortungsvoll umgehen müssen.«

Artikel vom 30.08.2005
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