Das Führungsduo der Grundschule an der Stuntzstraße geht in Pension

Parkstadt Bogenhausen · Affentheater zum Abschied

Ein Stück Parkstadt-Geschichte: Traudl Merkel und Ingrid Exner inmitten »ihrer« Kinder als Dschungelköniginnen beim Sommerfest der Stuntzschule.	 Foto: kas

Ein Stück Parkstadt-Geschichte: Traudl Merkel und Ingrid Exner inmitten »ihrer« Kinder als Dschungelköniginnen beim Sommerfest der Stuntzschule. Foto: kas

Parkstadt Bogenhausen · Affen, Löwen, Stinktiere, Elefanten und Krokodile haben die Turnhalle der Grundschule an der Stuntzstraße bevölkert. All diese Tiere sind nicht aus dem Zoo entlaufen – sie kommen geradewegs aus den Klassenzimmern.

Der Grund für dieses bunte Treiben sitzt sichtlich gerührt auf einem geschmückten Thron inmitten der Dschungelbewohner: Traudl Merkel, die Rektorin der Grundschule an der Stuntzstraße, wird von ihren 180 Schülern, von Eltern und Lehrern nach 42 Jahren Schuldienst in den Ruhestand verabschiedet. Neben ihr, ebenfalls auf einem prächtigen Stuhl, ihre Stellvertreterin Ingrid Exner, die mit ihr aus dem Berufsleben scheidet.

Zum Abschied also ein rührendes »Affentheater«. In wochenlanger Arbeit haben die Schüler die Tierkostüme angefertigt, Choreographien eingeübt, Lieder einstudiert. Unter dem Motto »die Dschungelschule« singen, turnen und tanzen sie, um ihre »Dschungelköniginnen« zu feiern. Seit 1966 hat Merkel in der Grundschule an der Stuntzstraße gearbeitet. Zuerst als Lehrerin, dann als stellvertretende Direktorin und schließlich als Schulleiterin; zuvor war sie drei Jahre als Lehrerin in der Provinz tätig. In der gesamten Zeit hat sie Schüler und Lehrer »mit Geduld, Humor und festem Glauben an das Gute durch die verschlungenen Pfade des ›Schul-Dschungels‹ geführt«, so eine Mutter.

Die Schüler wollen sie eigentlich gar nicht gehen lassen, sie umarmen ihre Rektorin und klammern sich an ihren Beinen fest. Dennoch, ihren Ruhestand hat sie sich verdient, das finden auch die Kleinsten – und wünschen ihr zum Abschied frei nach dem Dschungelbuch: »Versuch’s mal mit Gemütlichkeit, mit Ruhe und Gemütlichkeit und wirf den ganzen Schreibkram über Bord...« Ruhig ging es bei Merkel aber auch während ihrer »Schulzeit« zu. »Dass sie mal laut wurde, das gab’s nicht«, lobt eine Mutter, deren Tochter die Grundschule besucht. Auch Mutter Katja Kobuch, die früher selbst von Merkel unterrichtet wurde, meint: »Sie hat sich seit meiner Schulzeit nicht verändert, sie verbreitet immer noch gute Laune und Motivation.«

Helmut Reindl, Vorsitzender des Elterbeirats und ebenfalls ehemaliger Schüler, schätzt vor allem »die sachlichen Gespräche« mit der Rektorin. Sie selbst sagt, das Wichtigste sei ihr, »Menschlichkeit an die Schule zu bringen und dafür zu sorgen, dass sich alle wohlfühlen«. Das hat sie zweifelsfrei geschafft: Mit viel Engagement setzte sie sich für ihre Schüler ein, bei Schullandheim-Aufenthalten genau so wie bei der Einführung des Italienisch-Unterrichts an der Grundschule.

Sie hatte »das Lehrersein im Blut«, so ein Vater. Dabei wäre fast nichts daraus geworden: Als junge Frau sollte Merkel auf Wunsch ihres Vaters beim Sozialamt arbeiten. Doch nach zwei Monaten hat sie ihren Kopf durchgesetzt und fing zu studieren an. Sie wollte das »soziale Handeln lieber gleich praktisch umsetzen, in der Schule«, sagt sie. Generationen von Schülern haben davon profitiert. Kathrin Sauerborn

Artikel vom 26.07.2005
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