»Flüsterasphalt« ZWOPA offiziell vorgestellt – mit allen Vor- und Nachteilen

Münchner Norden · Wehe, wenn er Risse hat

Vorsicht, heiß: Echings Bürgermeister Josef Riemensberger (l.) und das Garchinger Stadtoberhaupt Manfred Solbrig (r.) besuchen zusammen mit Innenminister Günther Beckstein (2.v.r.) die Baustelle mit dem Flüsterasphalt.Foto: gf

Vorsicht, heiß: Echings Bürgermeister Josef Riemensberger (l.) und das Garchinger Stadtoberhaupt Manfred Solbrig (r.) besuchen zusammen mit Innenminister Günther Beckstein (2.v.r.) die Baustelle mit dem Flüsterasphalt.Foto: gf

Münchner Norden · Er ist das ganz heiße Eisen im Zuge des Autobahnausbaus an der A9. Um dem Lärmschutz auf Dauer gerecht zu werden rauchten Köpfe, wurden Paragrafen bemüht und Lärmschutzwälle erdacht. Eine heiße, zähe Brühe ist es, was derzeit auf dem Fahrbahnstreifen Richtung München aufgetragen, den Fahrzeuglärm um rund fünf Dezibel mindern soll. ZWOPA heißt das Zauberwort, denn der vielgepriesene »Flüsterasphalt« ist ein bayernweit einzigartiger »zweilagiger offenporiger Asphalt«.

Zwei unterschiedlich dicke Kornschichten die flächendeckend auf die Fahrbahngrundierung aufgetragen werden, sorgen für den Schall-Schluck-Effekt, erklärte Paul Lichtenwald, Präsident der Autobahndirektion Südbayern, bei der offiziellen Präsentation des neuartigen Bodenbelags. »Durch die Körnung wird nicht nur Lärm sondern auch Wasser absorbiert und an den Fahrbahnrand abgeleitet«, hob Lichtenwald weitere Vorteile der Flüsterdecke hervor.

Mehr Sicherheit, weniger Rutsch- und Blendgefahr und kaum Sprühfahnen bei Regenwetter seien die Folge. Bei aller Freude über die gelungene Mischung hat der Belag auch Nachteile. Um die Lärm- und Wasserabsorbtion zu gewährleisten muss die Dämmmasse gleichmäßig und ohne Nahtstellen über die Fahrbahn verteilt werden. Ein Aufwand der nicht nur sehr teuer ist, sondern auch in Zukunft für Probleme sorgen könnte. Drei Lastwägen leeren den Asphalt gleichzeitig zum Auftragen aus – eine Vollsperrung aller Spuren ist dafür unumgänglich und ein verkehrsschonendes, spurenweises Bebauen nicht möglich. »Wir rechnen mit einer Lebensdauer von zehn Jahren«, gab sich Lichtenwald in seiner Erklärung noch optimistisch. Auf Nachfragen, wie denn größere Reparaturen, etwa nach Unfällen, durchgeführt werden könnten, kam der Präsident jedoch ins Grübeln: »Bei kleineren Flecken fällt eine Nahtstelle sicherlich nicht sonderlich ins Gewicht«, so der Schadensbegrenzer.

Nach einem großflächigen Brandschaden jedoch, könnte zur Reparatur wieder eine Vollsperrung notwendig sein und in zehn Jahren, wenn die Lebenszeit des Fahrbahnbelags verwirkt sei, hätten die Autofahrer wieder mit ähnlichen Baustellenverhältnissen wie derzeit zu kämpfen. Ein Kampf, dessen Ende übrigens auch Innenminister Dr. Günther Beckstein entgegenfiebert: »Auch ich bin leidgeprüfter Pendler von Nürnberg nach München«, gestand der CSU-Politiker am Rande der Asphalt-Präsentation. So habe er im Laufe der Bauzeit nicht nur »immer neue Streckenführungen im Baustellenslalom kennen gelernt«, sondern auch unzählige Schleichwege ausprobiert. »Aber geholfen hat auch keiner.« Doch jetzt soll es schnell gehen. »Das Ende der Baumaßnahmen ist greifbar«, so Beckstein.

Das Teilstück zwischen Eching und Garching-Nord werde in zwei Wochen frei gegeben, die Strecke Garching-Nord bis Autobahnkreuz München-Nord soll im Oktober folgen und der sechsstreifige Ausbau zwischen Fröttmaning und Frankfurter Ring im November fertiggestellt sein. gf

Artikel vom 26.07.2005
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