Neuer Vorstand, neue Räume: der Kulturverein hat sein Gesicht gewandelt

Moosach · »Linie 1« hat sich verändert

Was »Die Linie 1« im Pelkovenschlössl auf die Beine stellt, präsentieren hier Hiltraut Pusch-Zilker (li.) und Julia Schönfeld.	Foto: cr

Was »Die Linie 1« im Pelkovenschlössl auf die Beine stellt, präsentieren hier Hiltraut Pusch-Zilker (li.) und Julia Schönfeld. Foto: cr

Moosach · Als Christel Oehler-Selinger vor einem Jahr ihren Posten als Vorsitzende des Moosacher Kulturvereins »Die Linie 1« zur Verfügung stellte, gab es zwei Möglichkeiten: entweder es findet sich ein Nachfolger oder der Verein löst sich auf. »Ich dachte sofort: Das kann man doch nicht zulassen«, erzählt Hiltraut Pusch-Zilker.

Als Konsequenz daraus kandidierte sie selbst für den Vorsitz und wurde gewählt.

In den ersten zwölf Monaten ihrer Amtszeit hat sich der Verein sehr verändert. Manche finden’s gut, manche stehen dem kritisch gegenüber. Aber, dass es Austritte aus Protest gegeben hätte, kann Pusch-Zilker nicht bestätigen. Die Zahl der Mitglieder ist von 62 auf jetzt 69 angestiegen, allerdings habe es nur wenige Ein- und Austritte gegeben.

Die zwei weiteren Mitstreiter Pusch-Zilkers im Vostand, Uli Krautwasser (Kassier) und Axel Mendt (Schriftführer), wollten als Team dem Verein eine neue Richtung geben. Inzwischen hat Gerlinde Fuchs das Amt der Schriftführerin übernommen, Ingrid Wild ist als Beisitzerin ebenfalls im Vorstand aktiv. »Wir wollten den Verein weiter öffnen«, erklärt Pusch-Zilker. Dabei geht es hauptsächlich um Kursangebote für jeden.

Um teilnehmen zu dürfen, muss man nicht mal Mitglied in dem Kulturverein sein. Mit dem Kultur- und Bürgerhaus Pelkovenschlössl stehen dem Verein außerdem ebenfalls seit einem Jahr Räume zur Verfügung. Das war vorher nicht der Fall. Ob Pusch-Zilker ihre Ideen ohne das Schlössl hätte umsetzen können, ist Spekulation, sicher ist jedoch: Es wäre sehr viel schwerer gewesen.

Ihre Ideen, das sind vor allem die Ideen der Moosacher. Pusch-Zilker: »Wir haben im Verein gefragt, was für Kurse und Aktionen die Leute haben wollen. Da ist eine ganze Menge herausgekommen.« Nicht alles habe sich umsetzen lassen, wie zum Beispiel die Liedertafel oder der Malkurs. Wohl aber der Schauspielkurs, für den mit Julia Schönfeld eine ausgebildete Schauspielerin als Leiterin gewonnen werden konnte. Pluspunkt für Schönfeld: Sie wohnt selbst in Moosach, hat entsprechend nicht nur eine arbeitsbedingte Beziehung zum Stadtteil und den Menschen.

Der Verein macht mehr als früher, »dabei haben wir die meisten Wünsche berücksichtigen können«, freut sich Pusch-Zilker. Neue Angebote seien bereits in Planung. Die Neuorientierung des Vereins ist allerdings nicht von allen Mitgliedern gleich positiv aufgenommen worden. Allerdings haben auch diejenigen, die den Verein in seiner früheren Form gemocht haben, auch im »neuen« Verein einen Platz gefunden. Hiltraut Pusch-Zilker betont dabei, dass sie die Leistung ihrer Vorgängerin Christel Oehler-Selinger sehr schätzt. Immerhin habe sie den Verein seit seiner Gründung im Jahr 1989 begleitet und maßgeblich mitgestaltet. Ihr Rückzug im vergangenen Jahr hänge damit zusammen, dass sie aus Moosach fortgezogen sei.

Es ist ja auch nicht gesagt, dass sich der Verein unter Oehler-Selinger nicht auch in eine andere Richtung bewegt hätte. Die Umstände im März 2004 haben diesen Prozess nur sehr beschleunigt.

Dazu gehört auch die Aufnahme von politischen Veranstaltungen ins Programm. Die sind jetzt fest als Reihe etabliert und haben sich bewährt. So ist im Herbst wieder ein Kabarett geplant. Nicht ganz unpolitisch, aber dafür umso amüsanter verspricht »Impro à la Turka« am morgigen Freitag, 15. April zu werden. Ab 19 Uhr heißt es beim deutsch-türkischen Improvisationstheater »Spontan getürkt«. In der ersten Hälfte der Show gibt es deutsch-türkische Alltagsgeschichten in verschiedenen Formen des klassischen Impro-Theaters.

In der zweiten Hälfte der Show heißt es: Vorhang auf für die Familie Öztürk. Der Eintritt beträgt 12 Euro, ermäßigt 8 Euro. Die Veranstaltung konnte gemeinsam mit dem Jugendtreff Mooskito auf die Beine gestellt werden.

Das Mooskito wird übrigens selbst auch als Veranstaltungsort der Linie 1 genutzt. Wenngleich es da manchmal noch Berührungsängste bei den Gästen gibt. »Mich hat neulich eine ältere Dame angerufen und gemeint, sie könne in ihrem Alter doch nicht in den Jugendtreff gehen«, schmunzelt Pusch-Zilker. Dabei stehen die Veranstaltungen dort natürlich jedem offen. Der Kulturverein arbeitet inzwischen eng mit dem Jugendtreff zusammen, »Karin Feige ist uns da eine große Hilfe«, lobt die Linie 1-Vorsitzende die Leiterin des Mooskito.

Im Pelkovenschlössl dagegen findet an diesem Samstag, 16. April, eine ganz andere Veranstaltung statt. Der Schauspielkurs unter der Leitung von Julia Schönfeld präsentiert von 14 bis 15 Uhr im Garten, unter dem Titel »Frühlingserwachen«, Auszüge aus Christine Brückners »Wenn du geredet hättest, Desdemona«. Bei schlechtem Wetter wird die Veranstaltung um eine Woche verschoben. Der Eintritt kostet 5 Euro. In einer so malerischen Umgebung wie dem Schlössl kann man eben auch mal sowas versuchen. Das macht den Moosachern sicher Spaß. Carsten Clever-Rott

Artikel vom 14.04.2005
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