Albrecht Ackerland: „Raus mit dem Schrott!“

München · „Da schau her“

Bei einem Umzug muss man zurücklassen können. Eine alte Weisheit, die ich gerade wieder lernen muss. Gleichzeitig muss ich sie dem Luca beibringen. Kistenweise steht sein Glump schon in der Freya, unserer neuen gemeinsamen Wohnung. Dabei sind wir noch gar nicht eingezogen.

Ich bin in meiner alten Giesinger Wohnung immer noch mit wegschmeißen beschäftigt. Ich sag’s Ihnen (wahrscheinlich wissen Sie es aber eh selbst am besten): Was man so über die Jahre an Schund, Ballast und unnötigem Zeug ansammelt, es ist furchtbar! Da zieh ich also wieder aus einer dunklen Ecke eine Kiste mit diversen abgeschobenen Graffel.

Darin: ein uraltes schnurloses Telefon. Und eine kleine Geschenkschachtel. Darin zusammengerollt: eine blaue Krawatte mit roten Streifen. Aus Seide. Wo kommt jetzt die her, hab ich mir gedacht, mein ganzes Leben hab ich erst einmal einen Binder getragen. Das war im Fasching, ich war Zwölf. Damals galt das noch als eine lustige Verkleidung. Als ich rüber in die neue Wohnung bin, etwas nachmessen, war grade auch der Luca da und wühlte sich durch seine Umzugskartons.

Luca: „Mir ist da was eingefallen. Vor ein paar Monaten war ich bei einem Kollega in der Redaktion. Die haben da grad ausgemistet. Auf dem Müllberg lag damals auch das Buch „Ich, Daisy“. Ich hab’s mitgenommen, weil ich mir dachte, irgendjemand kann ich das mal schenken, der sich dann darüber freut.“

Albrecht: „Das denk ich mir! Was andere zurecht wegschmeißen, schleppst du mit nach Hause. Dein ganzes Graffel ist ja ein einziger Ballast.“ Luca: „Denkst du! Überleg mal: Das Buch da hat jetzt einen Wert, von so viel Geld träumst du doch nur. Wirst schon sehen, was das bei eBay bringt!“

Albrecht: „Luca! Wer hat letzte Woche eine Madonna angeschleppt? Ich muss doch wirklich an das Katholische in dir appellieren – mit dem Leid anderer macht man kein Geld! Schau mich an: Ich hab auch was gefunden. Das verkauf ich aber nicht, sondern bind es mir am Unsinnigen Donnerstag um. Irgendeine Dame wird sich schon finden, die eine Schere dabei hat. Das nenne ich würdigen Abschied!“

Artikel vom 27.01.2005
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