Jugend- und Frauengefängnis zieht 2008 aus: Ideen für neue Gebäudenutzung

BA meldet Bedarf an

Blick von der Hochstraße auf die Justizvollzugsanstalt (JVA) Am Neudeck. Auch wenn die Fenster hier vergittert sind, die Gefangenen haben keinen Ausblick auf den Auer Mühlbach: alle Gefängniszellen liegen zur Hofseite.	Foto: ms

Blick von der Hochstraße auf die Justizvollzugsanstalt (JVA) Am Neudeck. Auch wenn die Fenster hier vergittert sind, die Gefangenen haben keinen Ausblick auf den Auer Mühlbach: alle Gefängniszellen liegen zur Hofseite. Foto: ms

Au · Wenn in einem so dicht bebauten Viertel wie dem fünften Stadtbezirk ein Areal so groß wie ein Fußballfeld frei wird, ist der Bezirksausschuss Au-Haidhausen (BA 5) traditionell hellhörig. Denn aus Erfahrung weiß das Stadtviertelparlament, wie wichtig es ist, sich frühzeitig Gedanken zu machen, wie solche Kapazitäten für das Viertel sinnvoll verwendet werden können.

Drei BA-Anträge gibt es deshalb bereits in Sachen zukünftiger Nutzung der Jugend- und Frauen-Justizvollzugsanstalt (JVA) Am Neudeck. Bekannt ist bisher nur, dass der Freistaat als Grundstückseigentümer plant, die JVA vom Auer Mühlbach in neue Gebäude in Stadelheim zu verlegen.

»Das wird aber nicht vor 2008 passieren«, teilt Dr. Werner Raik von der Pressestelle im Justizministerium auf Anfrage mit. Im Finanzministerium werde dann geprüft, »ob eine staatliche oder kommunale Behörde Bedarf hat«, sagt Horst Wolf vom Finanzministerium. Erst wenn sicher sei, dass vom Freistaat oder der Stadt München keinerlei Interesse für die gut rund 5.400 Quadratmeter große Fläche bestehe, werde das Gebäude ausgeschrieben – »und dann zählt das Höchstgebot.«

Einen derartigen Ausverkauf möchte der BA 5 auf jeden Fall verhindern. In ihrer letzten Sitzung am 19. Januar beschlossen die Stadtteilpolitiker, dass der Flächennutzungsplan für das Gelände geändert und ein Bebauungsplan aufgestellt werden soll. Denn bisher ist hier nur »Gemeinbedarf für Verwaltung« vorgesehen, informiert das Planungsreferat: etwa eine Erweiterung des benachbarten Landratsamtes.

Doch der BA hat eine andere Idee. Er appelliert an Oberbürgermeister Christian Ude, »mit dem Freistaat Bayern über die Nachnutzung der Gebäude Am Neudeck 10 und 12 in Verhandlung zu treten, mit dem Ziel, hier ein Alten- und Pflegeheim einzurichten«. Dafür bestehe »in unserer Sozialregion unzweifelhaft ein sehr hoher Bedarf«. Ob das auch das Sozialreferat so sieht und ob das finanzierbar ist, ließ sich bis Redaktionsschluss nicht ermitteln. Berücksichtigt werden müsse, so der BA, auf jeden Fall die »historische Bedeutung« der denkmalgeschützten Anlage und die »anspruchsvolle Umgebung«.

Wie unter www.auer-muehlbach.de zu lesen ist, war das Gebäude, ein ehemaliges Kloster der Paulaner, durch die vorhandene Wasserkraft des Auer Mühlbaches besonders geeignet für einen industriellen Betrieb, wie man ihn damals für Strafarbeitshäuser einführte. Ziel dieser modernen Besserungsanstalten war es, die Internierten durch möglichst große und vielseitige Tätigkeiten wieder auf den rechten Weg zurückzuführen.

Dafür sollten eine 1807 im Mühlbach-Areal eingerichtete Wollgarnspinnerei und eine Tuchfabrikation sorgen. Am 1. Juli 1901 wurde das Zuchthaus Au-München dann nach Straubing verlegt. Das heutige Gebäude, ein langgestreckter barockisierender Bau, wurde in den Jahren 1902 bis 1904 gebaut. Heute befindet sich darin eine Frauen- (Am Neudeck 10) und eine Jugendarrestanstalt (Am Neudeck 12) mit insgesamt 124 Haftplätzen. Michaela Schmid

Artikel vom 25.01.2005
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