Der Stadtteil-Jahresrückblick

Das war 2004

Diskussionen gab es im Bezirksausschuss Bogenhausen um den Ausbau der U4 und der Tram Richtung St. Emmeram.

Diskussionen gab es im Bezirksausschuss Bogenhausen um den Ausbau der U4 und der Tram Richtung St. Emmeram.

Auch 2004 plagte die Bewohner des Münchner Nordostens vor allem das Thema Verkehr. Aber auch die Zukunft im Alter. Dass Protest von Seiten der betroffenen Bürger durchaus was bewirken kann, zeigen die Diskussionen um die Zukunft des Effnerwohnheimes.

Jahresrückblicke der Münchner Wochenanzeiger

Statt es wie zunächst geplant, zu schließen, entschied sich die Stadt auf Druck der Bogenhausener für einen Neubau.

*** Für Aufregung zwischen Stadt und Bürgern sorgen die »Stolpersteine«. Nach erfolgreichem Start in anderen deutschen Städten, möchte der Kölner Künstler Günter Demnig das Projekt, das an die in der NS-Zeit ermordeten jüdischen Nachbarn erinnnern soll, auch in München initiieren. Doch der Stadtrat und auch die Israelitische Kultusgemeinde lehnen diese Form des Gedenkens im Juni ab. In Bogenhausen werden deshalb bereits zwei verlegte »Steine« ganz offiziell entfernt und im Jüdischen Friedhof wieder eingesetzt. Thematisch in die gleiche Richtung geht das Bürger-Geschichtsprojekt »Auf einmal, da waren sie weg - Jüdisches Leben in Bogenhausen vor 1945«, das im November mit mehreren Ausstellungen vorerst seinen Abschluss findet.

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Was den neuen S-Bahn-Tunnel in Unterföhring angeht, ist im Februar noch alles positiv: die Bauarbeiten schreiten voran. Im Juni können sich die Unterföhringer beim »Tag des offenen Tunnels« davon überzeugen. Doch weil sich die Gemeinde für einen besseren (selbstfinazierten) Lärmschutz entscheidet, gibt es Ende August einen Riesenaufschrei. Durch die daraus resultierenden Verzögerungen drohen unter anderem die Bus-Fahrpläne, die ab 12. Dezember starten werden, beeinträchtigt zu werden. Statt Ende 2004 wird nun der Tunnel erst ein Jahr später fertig. Dass die Gemeinde allein schuld sei an den Verzögerungen, wie es die Bahn darstellt, weist Bürgermeister Franz Schwarz »mit größter Entschiedenheit« zurück.

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Der Streit um »Mae West« auf dem Effnerplatz geht weiter. Bei einer Informationsveranstaltung Anfang Mai versucht das Baureferat Bedenken der Bürger auszuräumen. Kritiker befürchten, dass die sich verjüngenden, anthrazitfarbenen Carbonfaser-Rohre eine »Verdüsterung« und bemängeln: zu teuer, einigen fehlt auch der Stadtteilbezug des 1,3 Millionen-Projekts, das aus Kunst am Bau-Mitteln bezahlt wird. Befürworter sehen die Skulptur als Ortsmarke. Am 7. Juli entscheidet sich der Stadtrat mit einer schwarz-grünen Mehrheit für die »Strickliesl«. Wie sichs mit der umstrittenen 52 Meter-Frau wirklich lebt, stellt sich voraussichtlich 2007 heraus, wenn der Effnertunnel eröffnet wird. Im Herbst begannen dort die Lärmschutzarbeiten.

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Mit ihrem Stadtteil und ihrer Nachbarschaft sind die Messestädter sehr zufrieden – jedenfalls diejenigen 22 Prozent, mit denen das Bürgerforum im Rahmen einer umfassenden Befragung gesprochen hat. Finanziert wurde das dreimonatige Projekt von der Stadt und dem Bezirksausschuss Trudering-Riem. Sorgen macht vielen aber etwa die Verwahrlosung des öffentlichen Raums, vor allem durch Schmutz.

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Seit Sonntag, 12. Dezember, ist das neue Busnetz am Start – nach 30 Jahren. Im Landkreis gibt es fast keine Änderungen. Lediglich in Heimstetten wird die Linie 263 von der Räterstraße über zwei neue Haltestellen geführt. Im Münchner Nordosten sorgen zwei neue Metrobuslinien, die alle zehn Minuten fahren: die 50 und 59, die vom Arabellapark über Cosimapark zum Fritz-Meyer-Weg fährt und damit zum Teil die Strecke der geplanten U-Bahnverlängerung der U4 bedient. Der Bezirksausschuss Bogenhausen fordert bereits, den 50er nachts um zwei Fahrten mehr zu verlängern, Bedarf wäre da.

VON JUGENDSTIL BIS GAUDIWURM - Wahrlich kein kulturelles Notstandsgebiet: Was im Nordosten los war

Kunst und Bauwerke von Rang und liebevoll gepflegte und engagierte Stadtteil- und Dorfkultur bilden im Münchner Nordosten eine lebendige Melange, die auch das soziale Miteinander stärkt. Dabei findet jeder, unabhängig von Alter, Geschmack und Größe des Geldbeutels, das Richtige: ob im Museum, im Konzertsaal, im Park, bei der Faschingsgesellschaft, beim Maibaumverein, beim Kinderfest, beim Senioren-Tanz, beim Spiele-Treff, im Jugendzentrum, in den zahlreichen Kirchengemeinden, Kindergärten, Schulen oder Bürgerinitiativen.

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Die Vorbereitungen für die Bundesgartenschau in der Messestadt Riem gehen in die Schlussrunde. Auch die umliegenden Gemeinden machen mit: in Ismaning etwa wird der Schlosspark Zentrum der Projekte sein. Damit zur Eröffnung der BUGA am 28. April 2005 alles perfekt ist, müssen die Messestädter seit Anfang September einige Umwege in Kauf nehmen: das Gelände wurde eingezäunt – schließlich muss alles fertig sein. Für Spaziergänge und Jogging-Strecken im Grünen stehen Ausweichmöglichkeiten wie der zentrale Grünzug, der Grünzug zwischen Georg-Kerschensteiner- und Lehrer-Wirth-Straße, die Grünflächen in den Gewerbegebieten Nordwest und Nordost, der Riemer Wald, der Bereich um den Messesee und die Promenade zur Verfügung. Ab Montag, 9. Januar 2005 muss auch die Wegeverbindung nach Trudering geschlossen werden. Die kürzeste Verbindung zwischen der Messestadt und Kirchtrudering besteht dann über die Joseph-Wild-Straße und die Straße am Mitterfeld.

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Richtfest für das neue Kirchenzentrum in der Messestadt Riem an der Erika-Cremer-Straße war am 22. April. Im April 2003 wurde für die katholische Pfarrei St. Florian und die evangelische Sophienkirche der Grundstein gelegt.

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Um Erinnerungen und Zukunft, Überbleibsel und schleichenden Wandel ging es in einer »wachsenden« Ausstellung, die im Juli im Ökologischen Bildungszentrum zu sehen war. »Alte Dörfer – neue Siedlungen« ist aus dem Nordost-Forum hervorgegangen. Anhand der Beispiele Englschalking, Denning, Daglfing und Oberföhring zeichnete das Bürgerprojekt die Entwicklung der alten Ziegelland-Dörfer und naher neuerer Siedlungen nach – anhand von alten und neuen Fotos, Plänen und Texten. Auch die Bewohner waren aufgerufen Material zu liefern, das den Wandel dokumentiert.

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Es war eine der schlimmsten Katastrophen zu Zeiten des alten Flughafens. Im September wurde an der Straßenkreuzung Rappenweg/Emplstraße zur Erinnerung ein neuer Gedenkstein eingeweiht: am 6. 2. 1958 war dort eine Chartermaschine abgestürzt. 23 Menschen starben. Darunter acht Mitglieder des Fußballclubs Manchester United. Deshalb waren bei der Enthüllung neben Stadtprominenz und Ersthelfern auch Überlebende, wie Sir Bobby Charlton und Alex Ferguson, zu Gast.

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Großes Abschiednehmen bei der evangelischen Immanuelkirche: im Januar verließ Pfarrer Herrmann Seißler nach zwölf Jahren die Gemeinde, Pfarrerin Regina Hallmann startete nach neun Jahren in Denning am 1. Mai eine neue Herausforderung als Schaustellerseelsorgerin. Seit September gibt es wieder eine Doppelspitze: Martin Stählin, der in Bogenhausen aufgewachsen ist, und Christine Untch.

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Im besten Alter: das Alten- und Service-Zentrum Bogenhausen und die Stadtbibliothek Bogenhausen, beides am Rosenkavalierplatz, und auch das Krankenhaus Bogenhausen feierten ihren 20. Geburtstag.

GROSSE MOMENTE und einige AUFSTIEGE - Starke Fußball-Mannschaften, Klasse-Ringer und ein neuer Rasen

Beim »Kracher« im Olympiastadion, Champions-League-Spiel FC Bayern gegen Real Madrid, am 24. Februar, hatten potentielle Kicker-Stars von morgen ihren großen Auftritt: vor Millionen Zuschauern im Stadion und vor den Bildschirmen durfte die F-Jugend des TSV Feldkirchen an der Hand der hochverehrten Real-Stars auf dem Rasen einlaufen – Seite an Seite mit Zidane, Beckham und Co. 1:1

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Zwei Tage Jubiläumsfeier am ersten Maiwochenende beim SV Helios-Daglfing an der Englschalkinger Straße: mit Maibaum, Tanz und natürlich Sport. Der Traditionsverein wurde 2004 85 Jahre alt. Heute zählt der Verein mit Sitz in Denning 1.100 Mitglieder.

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Seit 21. Oktober rollt beim SC Bogenhausen der Ball offiziell auf neuem Belag: für die Bezirkssportanlage an der Fritz-Lutz-Straße gab es einen neuen Kunstrasen – vom Verein größtenteils selbst finanziert. Das feierte der Verein mit einem Benefizspiel gegen die Bayern-Amateure: 1:7. Von dem neuen Platz profitieren nicht nur die Schwarz-Blauen, sondern auch der SV Zamdorf, der sich die Anlage mit dem SC Bogenhausen teilt.

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Frauenpower beim SC Isaria. Ringerin Pia Rosenkranz wurde nach internationalen Erfolgen zum vierten Mal Deutsche Meisterin in Folge. Auch die männlichen Kollegen haben was vorzuweisen: sie feierten den Sieg der Herbstmeisterschaft. Für vorbildliche Talentförderung wurden die Unterföhringer bei einem bundesweiten Wettbewerb als Sieger im Bereich des Deutschen-Ringer-Bundes ausgezeichnet.

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Talent, Gefühl und Größe spielen hier eine große Rolle: am 22. Mai beim vierten Kirchheimer Hochsprungmeeting. Das Sportereignis ist einmalig in Bayern und hat sich in der Szene einen Namen gemacht. Nicht zuletzt wegen er musikalischen Umrahmung handelt es sich um eine lockere Sportveranstaltung für kleine und große Zuschauer, nicht nur für Leichtathletikfreaks.

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Der SV Heimstetten ist ein echter Neuling der Landesliga Süd. In Pipinsried hat er 2004 den Sprung in die Landesliga Süd geschafft. Doch der Aufstieg soll damit noch lange nicht genug sein, wenn es nach Verein (und Fans!) geht: »Ich will sportliche Erfolge haben. Mein Ziel ist die Bayernliga, fünf Jahre soll das nicht dauern«, appelliert Trainer Frank Schmöller an seine Mannschaft. Derzeit steht der SV Heimstetten auf dem 7. Tabellenplatz.

Artikel vom 29.12.2004
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