»Die drei lustigen Moosacher«

Die Geschichte eines Stadtteils

Hans Döring, Georg Niedermeier, Rudolf Schneider. Den Namen Moosach richtig bekannt gemacht haben erst nach dem II. Weltkrieg »Die drei lustigen Moosacher«: Hans Döring (»Hansi«, Akkordeon), geboren am 23. 8.1931 im Westend, wohnte 1946 – 1959 in Moosach (Karlingerstr. 39), Georg Niedermeier (»Schorschi«, Gitarre), geboren am 26. 7.1929 in Schwabing, wohnt seit 1934 in Moosach

Döring und Niedermeier lernten sich 1947 kennen und musizierten zusammen, bis sie ab dem Fasching 1949 zusammen mit Christl Bichler (Geige) und Toni Weyerer (Zither, † 1976) als »Die lustigen Moosacher« hauptsächlich Tanz- und Unterhaltungsmusik im »Alten Wirt«, im »Kriegerdenkmal« und im »Moosbichl« spielten.

Als Bichler und Weyerer 1951 aus beruflichen Gründen ausschieden, blieben Döring und Niedermeier als »Hansl und Schorschl« bis 1952 beisammen. Am 2. 2.1952 traten sie bei einem Betriebsfaschingsball im Moosacher Gaswerk auf. Dafür engagierten sie einen 70-jährigen Bassgeiger zur rhythmischen Unterstützung, den sie aber noch vor dem Ball gegen Rudolf Schneider austauschten. So wurden am 30.1.1952 in Anlehnung an den früheren Namen »Die drei lustigen Moosacher« gegründet.

Schneider betätigte sich ebenfalls erfolgreich als Textdichter für Lieder und Schlagerparodien (am bekanntesten: »Ja, mir san mit'm Radl da«), auch für andere Interpreten (z. B. Hilde Ott, Ambros Seelos, Hansl Krönauer, Marianne und Michael). Das Trio spielte fortan abendfüllend bei Familien-, Vereins- und Betriebsfeiern, Tanzveranstaltungen und anderen Gelegenheiten, darunter immer noch gern in Moosach beim »Alten Wirt«, im »Kriegerdenkmal« und beim »Dobmann«. Noch betrieben sie ihre Musik nebenberuflich, denn Döring war als gelernter Installateur und Niedermeier als Elektriker damals bei der »Gemeinnützigen Wohnstätten- und Siedlungsgesellschaft mbH« (GWG) beschäftigt, Schneider als gelernter Großhandelskaufmann Disponent bei der »Deutschen Shell AG«.

Beim Eisenbahnerfest im Augustinerkeller 1953 trat das Trio erstmals in einem Solo zwischen der dort engagierten Musikkapelle auf. Außerdem nahm es nun vermehrt längerfristige Engagements an, ohne auf Einzelgelegenheiten zu verzichten. Neben Monatsengagements, wie z. B. im Café »Freilinger«, war dies vor allem in den »Gmelch- Stuben« an der Knorrstraße in Milbertshofen. Mit den Monats-Engagements im März/April und im Juli/August 1954 sowie im Februar 1955 im Varieté »Apollo« im »Münchner Hof«, Dachauer Str. 21, wandelten sich »Die drei lustigen Moosacher« von Vorstadtmusikanten zu Bühnenkünstlern, lernten viel dazu, erweiterten ihr Repertoire und bekamen Kontakt zu anderen Bühnenartisten. Sie entwickelten sich mit ihren bayerisch geprägten Liedern, Couplets und Parodien zu erfolgreichen Epigonen der etwa 1870 – 1930 beliebten Münchner Volkssänger.

Nun mit einem gewissen Bekanntheitsgrad ausgestattet folgten ab Herbst 1954 die ersten Tourneen, zuerst durch »München und Umgebung«, dann Bayern, schließlich in Lauf der Jahre durch ganz Deutschland, nach Österreich, in die Schweiz, nach Südtirol und durch Elsaß und Lothringen. Das führte dazu, dass die drei ab 1.1.1958 ihre bisherigen Berufe aufgaben. Nach dem ersten Auftritt am 13.10.1956 im Bayerischen Rundfunk kamen von dort immer wieder weitere Engagements, ab März 1958 ebenso bei verschiedenen Fernsehanstalten. Im August 1960 nahmen »Die drei lustigen Moosacher« ihre erste Single-Schallplatte (»Glaube nicht an's Rehbocknest«) und 1965 die erste Langspielplatte auf (»Heimatabend mit den Moosachern«. 1966, 1968 und 1973 folgten Auftritte auf Kreuzfahrtschiffen und ab 1967 immer wieder Tourneen abwechselnd zusammen mit dem Humoristen Herbert Hisel, der Jodlerkönigin Maria Hellwig und dem Jodlerkönig Franz Lang, darunter mehrwöchige Tourneen durch die USA und Kanada. Ihre Popularität stieg ständig und einige ihrer volkstümlichen Lieder wurden zu regelrechten Schlagern, z. B. »Geh Oide, schaug mi ned so deppert an«. Die Polka »Mach' ma Brotzeit, Brotzeit ist die schönste Zeit« (1961) verhalf der Schallplattenbranche gar zu einem inzwischen wohl kaum gebrochenen Rekord: Mit mehr als 120.000 Stück ist sie die an einem Ort (München) am meisten verkaufte Single in Deutschland überhaupt. Die gesamte Zahl der verkauften Schallplatten und später auch Musikkassetten geht über die fünf Millionen. Ein ebenfalls zugkräftiger Titel wurde 1965 das Couplet »Bayrisch is' gar net so schwer« von Fred Rauch (1949). Sie verhalfen auch neuinterpretierten alten Volksliedern zu neuem Erfolg als volksläufige »Ohrwürmer«, wie »Ei, ei, ei, die Goass is weg«. Und trugen in ihren Liedern und Couplets auf vielfältige Weise den Namen Moosach in die Welt.

Am 22.10.1999 traten »Die drei lustigen Moosacher« in Knetzgau zum letzten Mal gemeinsam auf. Hans Döring verstarb am 3.1.2000. Georg Niedermeier lebt heute noch in Moosach, Rudolf Schneider in Gröbenzell.

Quelle: Volker D. Laturell: Moosach. Das Stadtteilbuch für den zehnten Münchner Stadtteilbezirk mit den Ortsteilen Borstei, Hartmannshofen, Moosach, Nederling und Olympia-Pressestadt. Bavarica-Verlag Dr. Reinhard Bauer, München 2001.

Artikel vom 05.08.2004
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