Tollwood – viel Kultur, hohe Preise und ordentlich Spaß

Buntes Treiben am Oly

Ein buntes Treiben bis in die Nacht hinein, das gibt’s tatsächlich auch in München. Wenn’s nur nicht so teuer wäre...	Foto: VA

Ein buntes Treiben bis in die Nacht hinein, das gibt’s tatsächlich auch in München. Wenn’s nur nicht so teuer wäre... Foto: VA

So was hatte München noch nie gesehen. Vor 17 Jahren schickten sich eine handvoll Münchner an, der Stadt ein etwas anderes Festival zu schenken. Elf Tage lang trafen sich Althippies, Esoteriker, Kiffer, Friedensbewegte, und ja, die auch, „normale“ Münchner Bürger, um im südlichen Bereich des Olympiaparks der Musik zu lauschen, Batiksachen oder Selbstgeschnitztes zu kaufen und der Welt da draußen zu zeigen: Auch in München hat die alternative Szene ein Publikum, und ein nicht allzu kleines noch dazu.

Tollwood – Das Kulturfestival in München

Seitdem ist viel Zeit vergangen, das „Tollwood“-Sommerfestival gibt es noch immer. Auch der Ort ist in den vergangenen 17 Jahren stets der gleiche geblieben. Und Künstler wie Hans Söllner, Georg Ringsgwandl oder Gerhard Polt kommen immer noch Jahr für Jahr für mindestens einen Abend in eines der auf dem Olympiagelände aufgestellten Zelte.

Doch genauso wie sich die Welt verändert hat in den vergangenen Jahren, ist auch das „Tollwood“ ansonsten kaum mehr wiederzuerkennen. Das, was einst als alternatives Festival begann, hat sich längst etabliert und gehört zum Establishment. Das Festival ist gesetzter geworden, größer, anders. Aber vielleicht ist das in einer Stadt, in der die Grünen mittlerweile die zweitstärkste politische Kraft sind und damit Teil des vormals verhassten Establishments, eine Art Naturgesetz.

Aus elf Tagen sind beinahe vier Wochen geworden, in den Zelten treten längst auch so genannte Weltstars auf und Essen und Getränke sind zwar immer noch größtenteils aus ökologischer Herstellung, dafür aber auch teurer als anderswo. Einiges an Kritik haben sich die Organisatoren anhören müssen in den vergangenen Jahren. Das „Tollwood“ sei nicht mehr „unser“ Fest, klagten nicht wenige Ökos und Alternative. Zu schick sei alles geworden, zu mainstreamig, zu, und das wäre die Höchststrafe für jeden Organisator, zu wenig kulturell.

Starker Tobak, dem die Organisatorin des Festivals, Rita Rottenwallner, allerdings widerspricht. Sie verweist auf die vielen positiven E-Mails, die das Organisationsteam immer wieder erreichen, auf die vielen Gäste, die Jahr für Jahr aufs „Tollwood“ strömen, auf die große Anzahl von bedeutenden Künstlern, die, als sei es das Selbstverständlichste auf der Welt, immer wieder gerne im Olympiapark auftreten.

Und auch Oberbürgermeister Christian Ude ist Fan dieser Frau, die, zusammen mit ihrem Team, Jahr für Jahr mittlerweile zwei Tollwood organisiert: „Sie ist toll, Tollwood ist toll, es ist eine Bereicherung für München“. Besonders gefällt dem OB natürlich, dass das Festival seit jeher ohne städtische Subventionen ausgekommen ist, und trotzdem stets größer und vielseitiger wurde.

Bereits am Donnerstag hat das diesjährige Sommerfestival das Licht der Welt erblickt. Das diesjährige Motto stammt von einem deutschen Kulturheiligtum, von Friedrich Schiller: „Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt:“ Und so werden sie nun spielen, die Gaukler, Sänger, Musiker, Artisten, Akrobaten, Schauspieler und Gastronomen. Spielen mit den Gefühlen des Publikums.

Doch immer im positiven Sinne, versteht sich. Denn auch das ist Tollwood: „Die Menschen sollen sich wohl fühlen bei uns. Am Besten ist es, wenn es ihnen nach einem Besuch bei uns besser geht als vorher“, beschreibt Rottenwallner das Konzept. Das Schöne daran: 75 Prozent des Programmangebots ist kostenlos. Zahlen muss der Zuschauer im Grunde nur für die großen Konzerte. Doch die haben es, wie immer, in sich: So tritt am 23. Juni um 20 Uhr das französische Pop-Duo „Air“ in der Musik-Arena auf. Über „Air“ wurde einmal gesagt, dass es kaum jemanden gebe, der nicht schon zu den Klängen ihrer Musik Sex gehabt hätte. Ob das tatsächlich stimmt, lässt sich kaum herausfinden, doch außergewöhnliche Musik machen sie auf jeden Fall.

Nicht ganz so romantisch ist zwar die Musik des Schock-Rockers Alice Cooper (21. Juni), doch seine Katzenkostüme haben trotzdem Kultstatus. Auch noch auf der Musikbühne: die Legenden aus den Achtzigern, „Status Quo“ (morgen), die NDW-Kultröhre Nena (25.6.), der Schmuse-Reggaekünstler Patrice (3.7.), die Jecken-Rocker „BAP“ (10.7.) und die Tölzer Jungs „Bananafishbones“.

Außerdem dürfen natürlich auch zwei Tollwood-Urgesteine nicht fehlen: der vielleicht beste und genialste deutsche Jazz-Pianist und Blödelbarde Helge Schneider (4.7.) und – natürlich – bereits heute der Rastafari aus Bad Reichenhall, Hans Söllner. Auch nicht zu verachten natürlich, die „immer-noch-Sex-Machine“ James Brown (5.7.). Wer auf Pop- und Rockstars keine Lust hat, dafür aber ein Freund von Akrobaten und anderen Zirkusartisten ist, für den bietet das Tollwood im „Cirque Ici“ genannten Zelt mehr als genug. Und Theaterfreunde kommen auf der „Theater-Insel“ auf ihre Kosten. Das gesamte Programm kann unter www.tollwood.de eingesehen werden. Von Filippo Cataldo

Was sonst noch los ist in München Stadtteilwoche Au-Haidhausen – läuft bis 25.6. U.a. mit Probetrainings beim TSV München-Ost, Tag der offenen Tür im Rio Filmpalast und einem Seifenkistenrennen. www.kulturjahr.de

Open Air-Kino – läuft bis 7.7. „Kino, Mond und Sterne“ im Westpark startet die Saison – hoffentlich ohne Regen. www.kino-mond-sterne.de

Fest der Kulturen – 20.06. Von 14 Uhr bis 23 Uhr wird es bunt in Giesing auf dem Hans-Mielich-Platz: Auf dem Fest der Kulturen finden verschiedene Tanz und Musikaufführungen statt.

Fun For Free – 25.06. Live-Musik für lau – Mit La Vela Puerca, Dread Cannibals und anderen. www.muffathalle.de

Little Oktoberfest – 25.06. bis 04.07. Unter neuer Leitung will das deutsch-amerikanische Volksfest dieses Jahr zu neuem Glanz finden. Das Festgelände an der Lincolnstraße / Perlacher Forst ist von mittags bis spät in die Nacht geöffnet. www.little-oktoberfest.de

Tunix 2004 – 28.06 bis 2.7. Nach dem Stustaculum und dem Garnix-Festival feiern jetzt die technischen Hochschüler beim Tunix-Festival. Täglich von 14 Uhr bis 22 Uhr feiern sie im Park hinter der Glyptothek mit Biergarten, Bands und guter Laune.

Artikel vom 17.06.2004
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