Beton und Gummibärchen: »Mädchen machen Technik«

»Mischen is possible«

Spannende »Zerreissprobe«: Wie lange halten die geklebten Alu-Platten stand?

Spannende »Zerreissprobe«: Wie lange halten die geklebten Alu-Platten stand?

Die Spannung steigt. Zehn Paar Mädchenaugen blicken wie gebannt auf den Computer-Bildschirm:

Wie lange wird die Aluminium-Platte dem Zug noch standhalten?

Die Kurve klettert steil nach oben: 3 – 4 – 4,5. Beinahe hat sie den Rekord-Wert von 5 Kilonewton (kN) erreicht, da dreht sie plötzlich wieder nach unten ab. »Oooooch«, kommt es enttäuscht von allen Seiten.

»Da habt ihr wohl nicht ganz sauber geklebt«, vermuten die Projektleiterinnen Marianna Michaloudaki und Christina Radlbeck. Aber noch ist nicht aller Tage Abend. Denn noch vier Alu-Platten, von den Mädchen vor ein paar Stunden mit Spezialkleber zusammengefügt, warten auf ihre »Zerreissprobe«.

Seit vier Tagen besuchen die zehn Mädchen den Kurs »Beton-Mischen is possible« beim Ferienprogramm »Mädchen machen Technik« an der Münchner Technischen Universität (TU), und jeden Tag geht es Schlag auf Schlag mit dem neuen Wissen: Was genau macht ein Bauingenieur? Wie baut man eine Brücke und wie stellt man Beton her? All das ist ihnen jetzt sonnenklar.

»Beton reagiert auf Druck, Metall auf Zug«, erklärt die 11jährige Johanna wie aus der Pistole geschossen. »Silbriger Rost schützt vor dem gefährlichen braunen Rost und blättert nicht ab«, fügt Monika hinzu. Und was sie ganz besonders überrascht hat? »Dass Beton so hart und Alu so teuer ist!«

Ihre gleichaltrigen Kolleginnen, die ebenfalls am Ferienprogramm teilnehmen, haben im Laufe der letzten Woche in den TU-Labors selbst Gummibärchen fabriziert, Roboter mit Lego-Mindstorms gebaut, Wechselschalter gelötet, Fußgängerampeln programmiert, Strom aus Zitronen gewonnen oder eine eigene Homepage eingerichtet. Insgesamt 28 verschiedene Projekte bietet die TU an in ihrem Ferienprogramm, das heuer schon zum sechsten Mal stattfindet.

Es soll Mädchen auf spielerische und spannende Weise an Naturwissenschaften und Technik, Mathematik, Informatik und Medizin heranführen – an Bereiche also, die heute immer noch als »typische Männer-Domänen« gelten.

»Ich fand´s gut, dass keine Jungens dabei waren«, erklärt die 10jährige Antonia aus der Betonmisch-Gruppe in der abschließenden Feedback-Runde. »Die hätten uns doch nur ausgelacht und gestört.«

Johanna dagegen betont, ihr mache Physik ohnehin viel mehr Spaß als zum Beispiel Englisch, und sie helfe ihrem Vater gerne beim »Heimwerkern«. Beste Voraussetzungen also für eine technische Berufslaufbahn, die zum Beispiel an der TU München beginnen könnte...

In wenigen Kursen von »Mädchen machen Technik« sind dieses Jahr noch Plätze frei. Infos unter www. am.ze.tu-muenchen.de oder Tel. 289 222 76. rme

Artikel vom 14.08.2003
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