Seit Jahren Jugendaustausch zwischen München und dem polnischen Stettin

»Lauter nette Leute hier«

Unterwegs im Olympiapark: Jugendliche aus Polen mit dem Oberföhringer Jugendtreff »Muspilli«.

Unterwegs im Olympiapark: Jugendliche aus Polen mit dem Oberföhringer Jugendtreff »Muspilli«.

»Ich bin überrascht, wie schnell das ging, das Eis ist diemal schnell geschmolzen«, erzählt Thomas Krückel.

Dabei sind sie erst zwei Tage da – die sieben polnischen Jugendlichen zwischen 16 und 18 Jahren. Bereits seit sechs Jahren gibt es im Rahmen eines Abkommens zwischen Deutschland und Polen den wechselseitigen Jugendaustausch zwischen dem offenen Jugendtreff in der Muspillistraße 27 und einer Wirtschaftsschule im polnischen Stettin an der deutschen Grenze.

Dass die Stimmung von Anfang an locker und entspannt ist, liegt vielleicht auch daran, dass dieses Jahr fast aus-schließlich Mädls gekommen, die Mehrheit der Stammgäste des Muspilli aber Jungs sind. Eugenio Franchini, 21, findet: »Die sind viel hübscher«. Kumpel Cihat grinst. Beide gehen schon »seit Ewigkeiten ins Muspilli«, seit der fünften Klasse.

Mittlerweile arbeiten sie, sind aber dem Jugendtreff treu geblieben – »bevor ich auf der Straße herumhäng´...«, erzählt der 22-jährige Cihat. Man trifft sich dort immer noch regelmäßig zum Kickern, Musik hören, Quatschen.

Heute haben die jungen Männer ihren freien Tag und begleiten die Truppe in den Olympiapark. Sauber und tipptopp zurechtgemacht, versteht sich. Abends sitzen dann alle »Stammgäste« des Muspilli im Haus beisammen mit den Polen, die dort auch übernachten. Neben Nymphenburg, dem Deutschen Museum oder einem Besuch im Kunstpark Ost, steht auch der Besuch des KZ Dachau auf dem Programm. Bei allem Spaß ist Platz für Ernsthaftes: Da wird über die Nazi-Vergangenheit diskutiert, über Vorurteile zwischen Polen und Deutschen und das Leben der Jugendlichen in Stettin und München heute. Gesprochen wird überwiegend Englisch.

Woitek entschuldigt sich »Ich lerne seit drei Jahren Deutsch, spreche aber besser Englisch«. Der sechzehnjährige ist nicht nur der einzige Mann in der polnischen Truppe, sondern hat auch die wichtigste Aufgabe. »Er kocht, und zwar super«, erzählt die mitgereiste Englischlehrerin Magda.

Letzten Abend gab es z.B. Pizza. Von München sind die jungen Polen restlos begeistert. Zwar ist Stettin mit 500.000 Einwohnern auch nicht eben klein, aber »München ist so groß und so schön«, schwärmt Agnieska. Auf die Frage, was ihr denn bisher am besten gefällt. antwortet die achtzehnjährige Kamila mit schüchternen Lächeln: »Die Leute«. Sie meint das Muspilli. Alle nicken zustimmend, Eugenio und Cihat strahlen. Noch bis kommenden Sonntag sind die Polen zu Gast, dann geht es zurück nach Hause.

»Da passiert was«, so Sozialpädagoge Thomas Krückel. Viele Freundschaften sind über die Jahre entstanden. Erfolgreiche Jugendarbeit also, die wirkt.

Artikel vom 14.08.2002
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