Zwei Jahre nach Abschaltung des FRM I: Neue Nutzungsmöglichkeiten

Ei, Ei, – Ei(n) Denkmal

Im Atom-Ei wird geforscht – heute wie früher. Für Dr. Wolfgang Waschkowski von der TU ist es ein »technisches Denkmal«.

Im Atom-Ei wird geforscht – heute wie früher. Für Dr. Wolfgang Waschkowski von der TU ist es ein »technisches Denkmal«.

Streitobjekt – Kultobjekt? Die Menschen lieben ihn oder hassen ihn, den ersten Forschungsreaktor auf dem Garchinger TU-Gelände. Dazwischen gibt es nichts.

Vor zwei Jahren, am 28. Juli 2000, wurde der Reaktor abgeschaltet. Dennoch ist das Atom-Ei mehr als nur eine leere Schale. Es wird weiterhin als Forschungsstätte genutzt. Der Forschungsreaktor München I (FRM I) ist jedoch noch weit mehr. Er ist ganz unbestritten ein »Hingucker«, ein Wahrzeichen. Das Atom-Ei steht inzwischen unter Denkmalschutz.

»Die Kuppel ist ein technisches Denkmal«, bestätigt Dr. Wolfgang Waschkowski von der Pressestelle der Technischen Universität (TU). Die 30 Meter hohe, mit Aluminium verkleidete Betonkuppel hat 1967 sogar Eingang ins Stadtwappen gefunden. Zehn Jahre zuvor, am 31. Oktober 1957 um genau zu sein, war der Reaktor in Betrieb gegangen.

Es war die erste nukleare Anlage in Deutschland und somit richtungsweisend. Doch mit zunehmendem technischem Fortschritt war der FRM I für Wissenschaftler nicht mehr so attraktiv, zudem ereigneten sich in den 90er-Jahren mehrere Störungen im Umfeld des Reaktors, weshalb er stets umstritten blieb.

Nach der Abschaltung wollten die Wissenschaftler das Ei jedoch nicht ganz verlassen. »Daher haben wir keinen Stilllegungsantrag gestellt, sondern einen Antrag auf Nutzungsänderung«, erläutert Waschkowski. Immerhin hat das Gebäude aufgrund seiner Bauart noch einige Vorteile, die die Wissenschaftler in der Forschung nutzen können. So bietet die dünnwandige, selbsttragende Konstruktion entstörte Räumlichkeiten und eignet sich so als Messplatz für Experimente.

»Die schwach radioaktiven Apparaturen im FRM I sind inzwischen weitgehend abgebaut«, berichtet Waschkowski. Das Gebäude werde künftig für experimentelle Vorbereitung genutzt und damit Bestandteil der Forschungseinrichtungen bleiben. So werde zum Beispiel die Forschung am Neutronenleiter fortgesetzt. Neutronenleiter sind innen verspiegelte »Kästen«, die Neutronen durch »Totalreflexion« praktisch verlustfrei auch über längere Strecken zu den Experimenten führen. Erfunden wurden sie bereits Anfang der 60er-Jahre – am Atom-Ei.

Daneben werde der Reaktor auch zur Herstellung von Radiopharmaka genutzt. Dabei handelt es sich um Medikamente, die radioaktive Stoffe enthalten. Diese Medikamente finden bei der Diagnostik und der inneren Bestrahlung Verwendung. Die Geschichte des Atom- Ei´s wird also fortgesetzt, der Reaktor den Wissenschaftlern als Forschungsstätte erhalten bleiben, ebenso wie den Garchingern als Wahrzeichen.

Artikel vom 14.08.2002
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