Bilanz nach 3 Jahren

München · Radler fragen sich: „Wo ist unser Altstadt-Radlring?“

Das Bündnis Radentscheid fordert die Umwetzung eines Altstadt-Radlrings. 160.000 Unterschriftenkamen 2019 zusammen. Im gleichen Jahr wurden die Forderungen beider Bürgerbegehren vom Stadtrat beschlossen. F: Radentscheid München/Tobias Hase / Krier-McKee

Das Bündnis Radentscheid fordert die Umwetzung eines Altstadt-Radlrings. 160.000 Unterschriftenkamen 2019 zusammen. Im gleichen Jahr wurden die Forderungen beider Bürgerbegehren vom Stadtrat beschlossen. F: Radentscheid München/Tobias Hase / Krier-McKee

München/Altstadt · „Wo ist unser Altstadt-Radlring“ fragten Radler*innen des Radentscheid Münchens drei Jahre nach dem Start der Fahrrad-Bürgerbegehren. Mit einer bildstarken Aktion vor dem Isartor kritisierten sie die quälend langsame Umsetzung der vom Münchener Stadtrat im Sommer 2019 beschlossenen Bürgerbegehren.

Der Altstadt-Radlring und Radentscheid München sind von über 160.000 Bürger*innen im Jahr 2019 gefordert und vom Münchner Stadtrat beschlossen worden. Laut Beschluss soll damit ein sicherer, eigenständiger und durchgängiger Altstadt-Radlring unverzüglich eingerichtet werden. Drei Jahre später sind nur 700 m der insgesamt 10,3 km Altstadt-Radring gebaut.

Katharina Horn, Sprecherin des Bündnisses Radentscheid München, erklärt: „Die aktuelle grün-rote Regierungsmehrheit hat sich in ihrem Koalitionsvertrag explizit zum Radlring bekannt und will diesen bis Ende 2025 fertiggestellt haben. Die Worte hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube. Schlappe 6,8 Prozent des Altstadt-Radlrings sind mittlerweile gebaut. Wenn es in dem Tempo weitergeht, dauert es noch 38 Jahre, bis die gut zehn Kilometer Radlring gebaut sind. Sprich bis zum Jahr 2060! Mit ›unverzüglich‹ hat das nichts zu tun. Hier brauchen wir eine deutliche Beschleunigung. Unsere klare Forderung lautet: Spätestens in sechs Monaten erwarten wir uns von der Verwaltung ein Gesamtkonzept mit einem nachvollziehbaren Zeitplan und einer kontinuierlichen und transparenten öffentlichen Darstellung der Umsetzung.“

Auch die SPD/Volt-Fraktion fordert jetzt einen konkreten Zeitplan zu den fehlenden Abschnitten vom Mobilitätsreferat. Zwar habe man an der Blumenstraße und am Thomas-Wimmer-Ring schon vorzeigbare Ergebnisse, ausruhen wolle man sich aber nicht, stellt Andreas Schuster, radpolitischer Sprecher der Fraktion, fest.

Auch die Fraktion ÖDP/München-Liste zieht ein ernüchtertes Fazit und fordert Oberbürgermeister Dieter Reiter endlich zum Handeln auf. "Obwohl der Oberbürgermeister wissen müsste, dass Radler:innen einen wertvollen Beitrag zur Mobilitätswende leisten und er für ihre Sicherheit verantwortlich ist, schiebt er die Umsetzung der Beschlüsse auf die lange Bank. Herr Reiter macht aus dem so wichtigen Radentscheid einen Papiertiger. Das muss sich ändern“, so Sonja Haider, Mobilitätspolitische Sprecherin der Fraktion.

Thomas Häusler, Lenkungskreis-Mitglied des Bündnisses Radentscheid, erklärt: „Wir verstehen schon, dass Planungs- und Genehmigungsprozesse, Ausschreibungen und Baumaßnahmen oft lange dauern. Darum fordern wir überall dort, wo absehbar der Radlring nicht als baulicher Radweg bis 2025 realisiert werden kann, jetzt rasche und pragmatische Übergangslösungen. Diese müssen noch in diesem Jahr geplant und spätestens 2023 auf die Straße kommen. Das betrifft besonders die stressigen und unsicheren Abschnitte wie Frauenstraße und Sonnenstraße.“ Darüber hinaus müssten noch ungelöste Probleme zügig Radentscheid-konform gelöst werden.

Dazu fordert Häusler: „Die Briennerstraße zum Beispiel ist klarer Bestandteil des Stadtratsbeschlusses zum Altstadt-Radlring. Da zukünftig hier auch Busse fahren sollen, muss eine sichere und bedarfsgerechte Radinfrastruktur mindestens gleichberechtigt geplant und ausgebaut werden.“ Zu Radentscheid-konformer Planung gehöre neben breiten, geschützten Radwegen auch deren Einfärbung. „Um die Sicherheit zu erhöhen und die besondere Bedeutung dieser Radlroute hervorzuheben, fordern wir eine durchgehend grüne Einfärbung des Altstadt-Radrings“, fügt Häusler hinzu.

Angesichts der Beschlüsse zum Volksbegehren Sauba sog i (Januar 2017) und der Klimaneutralität 2035 (Dezember 2019) müsse generell allen zukünftigen Planungen eine deutliche Reduktion des Autoverkehrs zugrunde liegen. „Wir müssen für den Verkehr planen und bauen, den wir haben wollen. Denn wir wissen, dass die Nutzung dem Angebot folgt. Wo es gute Radwege gibt, fahren die Leute mehr mit dem Rad.“, ergänzt Radentscheid-Sprecherin Katharina Horn.

Artikel vom 11.04.2022
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...