Gesundheitsreferent für Verbleib des Drogenkontaktladens

Erneute Galgenfrist?

Für den Drogenkontaktladen »LimiT« ist noch immer kein Ersatzstandort gefunden. Fotos: ds

Für den Drogenkontaktladen »LimiT« ist noch immer kein Ersatzstandort gefunden. Fotos: ds

Schwabing-West · Am 30. April würde sie eigentlich ablaufen, die Galgenfrist für den Drogenkontaktladen »LimiT« in der Emanuelstraße.

Wenn bis dahin kein neuer Standort für die Suchthilfeeinrichtung gefunden sei, werde man die Zuschüsse stoppen, so hatte der Stadtrat in einem Beschluss vom 6. Dezember angekündigt.

Aber nun gibt es doch wieder Hoffnung: Das LimiT soll vorläufig bleiben, wo es ist, empfiehlt Gesundheitsreferent Joachim Lorenz in einer Beschlussvorlage, die heute im Gesundheitsausschuss behandelt wird. Lorenz begründet seine Haltung folgendermaßen: Zwei Jahre lang sei intensiv, aber leider vergeblich nach einem Ersatzstandort gesucht worden - seitens der Stadt ebenso wie seitens des Kontaktladen-Trägervereins »Condrobs«. Falls das LimiT nun ersatzlos geschlossen würde, befürchtet das Gesundheitsreferat eine enorme Verschlechterung des Suchthilfeangebots in Schwabing. »Die meisten unserer Klienten halten sich den ganzen Tag in Schwabing auf«, berichtet Sozialpädagoge Wolfgang Eichinger, der seit der Eröffnung des LimiT vor zwei Jahren hier arbeitet.

»Sie kommen größtenteils vom Szenetreff Giselastrasse.« Dort habe sich die Lage merklich »entspannt«, so betonen die Mitarbeiter von Condrobs in Übereinstimmung mit der zuständigen Polizeiinspektion 13. »Damit haben wir eines unserer wichtigsten Ziele erreicht«, meint LimiT-Chef Klaus Fuhrmann. Im Jahr 2001 kamen pro Tag durchschnittlich 56 Besucher, um sich zu unterhalten, aufzuwärmen, zu duschen, Wäsche zu waschen oder an den täglichen »Koch-Aktionen« teilzunehmen.

Zudem konnten hier sechs betreute Arbeitsplätze für Drogenabhängige eingerichtet werden. Dr. Walter Klein, Chef des BA Schwabing-West, sieht diese Entwicklung allerdings weniger positiv: Es sei ein Fehler gewesen, den Kontaktladen mitten in einer Wohngegend, in einiger Entfernung von den bekannten Szenetreffs anzusiedeln, so Klein. »Wir hatten in Schwabing-West praktisch keine Drogenszene, durch das LimiT hat sie sich erst hierher verlagert.« Bei der Einjahresfeier des LimiT habe er sich selbst davon überzeugt, dass die meisten Klienten gar nicht aus Schwabing kommen.

»Sie reisen aus der ganzen Stadt an«, behauptet Klein. Sorgen machen sich er und viele seiner BA-Kollegen sich vor allem wegen des Jugendhauses, das im Sommer ganz in der Nähe eröffnet werden soll. Der »Funke« könnte allzu leicht überspringen, fürchtet Klein. Einige Anwohner haben ähnliche Sorgen.

»Wenn das LimiT hier bleibt, werde ich wohl wegziehen«, erklärt eine junge Frau den Schwabinger Seiten. »Nicht weil ich selbst Probleme mit den Junkies hätte, sondern weil mein Kind jeden Tag auf dem Schulweg direkt an ihnen und ihren freilaufenden Hunden vorbeigehen muss.« Andere Anwohner haben durch Geldspenden signalisiert, dass sie die Arbeit von Condrobs für unterstützenswert halten – auch am jetzigen Standort. rme

Artikel vom 18.04.2002
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