Spuren des Krieges

Fröttmaning · Wie ein Militärgelände zum Naturschutzgebiet wird

Nach Abschluss der Kampfmittelräumung wird mit der Umweltbildungszone ein weiterer Teil der Fröttmaninger Heide für die Öffentlichkeit betretbar. Foto: Daniel Mielcarek

Nach Abschluss der Kampfmittelräumung wird mit der Umweltbildungszone ein weiterer Teil der Fröttmaninger Heide für die Öffentlichkeit betretbar. Foto: Daniel Mielcarek

Bei bisherigen Flächenuntersuchungen hat sich der Verdacht mehrfach bestätigt: Der Krieg hat im wahrsten Sinne des Wortes in München seine Spuren hinterlassen. Flächenuntersuchungen zeigten, dass auf vermeintlich "unverdächtigen" Gebieten im Norden der Stadt mehr Kampfmittel gefunden wurden als erwartet.

Die dortigen Heideflächen und Lohwälder gehören zu den wertvollsten Naturschätzen Bayerns. 2001 wurden sie als Fauna-Flora-Habitat-Gebiet an die Europäische Union gemeldet. Die Naturschutzgebiete Garchinger Heide, Echinger Lohe, Mallertshofer Holz, die Heiden des Flugplatzes Oberschleißheim sowie die Panzerwiese mit Hartelholz, Korbinianiholz und der Fröttmaninger Heide werden gesetzlich geschützt. Einige Naherholer haben sich bereits entsetzt darüber gezeigt, dass hier einige Bäume und Sträucher abgesägt wurden. Wo einst Krieg herrschte, soll ein friedvolles und vor allem sicheres Naherholungsgebiet entstehen. Der Heideflächenverein unternimmt Schritte, um das komplette Gelände zur Erholung und Umweltbildung der Bewohner freizugeben, so Anita Irl vom Verein. In der südlichen Fröttmaninger Heide befand sich ein Militärgelände. Seit Herbst 2018 sind Fachfirmen für Kampfmittelräumung im Auftrag des Heideflächenvereins damit beschäftigt, das jetzige Naturschutzgebiet auf zirka 20 Hektar von Kampfmitteln und Altlasten zu räumen. Nun haben auf den freigeräumten Flächen westlich des HeideHauses die "Landschaftsbauarbeiten zur Wiederherstellung und naturschutzfachlichen Aufwertung der Heideflächen" begonnen, so Irl. Sprich: Die Heideflächen sollen künftig für alle Münchner ein sicherer Ort der Naherholung werden. Aber nicht nur der Mensch soll im Mittelpunkt stehen. Mit den Maßnahmen sollen vor allem die Lebensräume von typischen Pflanzen und Tieren auf der Heide verbessert und aufgewertet werden. Die Arbeit fängt jetzt erst richtig an: Eben um Heideflächen zu erhalten und zu entwickeln, werden stellenweise Gehölze gefällt. Damit werden die Lebensräume der licht- und wärmeliebenden Heidepflanzen und –tiere, wie z.B. der Zauneidechse, vergrößert. Eine Ansaat soll Arteninventar mit blühenden Heidepflanzen erhöhen und mehr Nahrungsangebot für Insekten schaffen.

Bau einer Aussichtsplattform aus Militärbeton

Derzeit befindet sich in der Heide ein großer Haufen Beton der recycelt wird, denn im Zuge der Kampfmittelräumung mussten viele Betonplatten von ehemaligen Gebäuden aus der militärischen Nutzung ausgebaut werden. Große Betonblöcke sollen zu einer Aussichtsplattform mit Blick in die Heide oder zu Sitzgelegenheiten werden. Mit den neu angelegten Biotopen, artenreichen Wiesen und Säumen sowie offenen Kiesflächen wird die Vielfalt der heidetypischen Tier- und Pflanzenwelt gefördert und für die Zukunft gesichert.

Gehölzmaßnahmen zur Erhaltung der offenen Heidelandschaft

All die Maßnahmen werden so durchgeführt, dass nicht nur für die Tier- und Pflanzenwelt ein Mehrwert entsteht, sondern auch für die Besucher der Fröttmaninger Heide, verspricht der Heideflächenverein. Alle Maßnahmen seien mit der Naturschutzbehörde abgestimmt und genehmigt. "Unter Beteiligung einer Umweltbaubegleitung wird auf eine größtmögliche Rücksicht der im Gelände lebenden Tiere und Pflanzen geachtet", heißt es. Das "Kleinod nach dem Krieg" wird bald in voller Pracht glänzen können. Weitere Informationen auch zu den Veranstaltungen des Vereins gibt es unter: www.heideflaechenverein.de Daniel Mielcarek

Artikel vom 01.11.2019
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