Lokaler Klimaschutz

Eine Stadtführung zeigt, wie die Energiewende gelingen kann

Wie geht Energiewende? Dies erläutern Franz Giglinger und Wolfgang Wochermaier hier Christian Siebel, Thomas Warg und Walter Brilmayer (v. li.). Foto: Stefan Dohl

Wie geht Energiewende? Dies erläutern Franz Giglinger und Wolfgang Wochermaier hier Christian Siebel, Thomas Warg und Walter Brilmayer (v. li.). Foto: Stefan Dohl

Ebersberg/Landkreis Ebersberg · Der Klimawandel ist keine Theorie. Er geschieht wirklich. Jetzt in diesem Moment. Auch im Landkreis Ebersberg sind die Anzeichen der globalen Erwärmung immer deutlicher bemerkbar.

Während es zwischen 1960 und 1990 durchschnittlich beispielsweise nur 40 Sommertage mit Temperaturen über 25 Grad gab, waren es 2018 schon 68 solche Tage. Für das Jahr 2100 werden mindestens 100 Sommertage jährlich prognostiziert. Heiße Tage mit über 30 Grad gab es früher fünf pro Jahr, heuer waren es ganze 25. Eistage mit Temperaturen um den Gefrierpunkt oder kälter nehmen deutlich ab, ebenso Tage, an denen Schnee liegt. Deutlich abnehmen wird in Zukunft auch die Niederschlagsmenge im Landkreis. Meteorologen rechnen mit einen Rückgang der Frühlings- und Sommerniederschläge um bis zu 40 Prozent. Mit katastrophalen Folgen für Natur, Landwirtschaft und die Wasserversorgung der Menschen.

Doch soweit muss es nicht kommen, wenn jeder versucht, seinen ökologischen Fußabdruck so gering wie möglich zu halten. Als positives Beispiel für lokalen Klimaschutz kann ein neues Projekt in Ebersberg dienen. Seit Ende November kann man sich hier vor Ort darüber informieren, wie die Energiewende erfolgreich umgesetzt werden kann. Die Energieberater Manfred Giglinger und Wolfgang Wochermaier haben Mitte November gemeinsam mit Klimaschutzmanager Christian Siebel und dem AK Energiewende 2030 den "Ebersberger Energiespaziergang" ins Leben gerufen. Bei diesem gut zweistündigen Ausflug werden 14 erfolgreich umgesetzte Energieprojekte in der Kreiststadt besucht.

Dazu gehören Energieeinsparung, Effizienzsteigerung, die Verwendung verschiedener regenerativer Energieformen sowie Gesamtkonzepte. "Der Rundgang zeigt eine ganze Palette praktischer Möglichkeiten, wie man die lokale Energiewende und den globalen Klimaschutz selbst in die Hand nehmen kann,“ freut sich Bürgermeister Walter Brilmayer nach dem ersten Energiespaziergang durch die Stadt.

Auf dem ca. 3,5 Kilometer langen Weg über versteckte Winkel und Gassen Ebersbergs erklären die Experten anschaulich die verschiedenen Techniken sowie Vor- und auch mögliche Nachteile. Wo ist ein Blockheizkraftwerk, ein Pelletkessel oder eine Wärmepumpe, wo die Unterstützung durch Solarthermie sinnvoll? Wo versteckt sich ein Nahwärmenetz, wo gar ein Eisspeicher? Zum Spektrum der zukunftsfähigen Lösungen gehören natürlich auch Wärmedämmmaßnahmen und Photovoltaikanlagen, von ganz klein in Form eines Balkonmoduls bis zu großen Dachanlagen. Abgerundet wird der Rundgang durch hocheffiziente LED-Leuchten sowie Elektromobilität. „Allen Beispielen gemeinsam ist: Sie tragen zur Vermeidung von Treibhausgasen bei", erklärt Energieberater Wolfgang Wochermaier.

"Den Besitzern und Betreibern bescheren die Klimaschutzprojekte dazu Jahr um Jahr Einsparungen an Strom oder Brennstoffen – und darüber hinaus das gute Gefühl, den ökologischen Fußabdruck nachhaltig zu verringern.“ In Zahlen ausgedrückt können energetisch sanierte private und öffentliche Gebäude ihre Energiekosten bis zu 60 Prozent reduzieren. Ein praktisches Beispiel bietet Wochermaiers Handwerksbetrieb, der Fotovoltaik-Anlagen, eine Pelletheizung und ein Blockheizkraftwerk (BHKW) zur Energieerzeugung nutzt. "Wir haben dadurch bis jetzt ungefähr 16.000 bis 18.000 Euro Energiekosten eingespart", sagt Wochermaier. "Früher hat die Werkstatt 50.000 Kilowattstunden Strom aus dem öffentlichen Stromnetz bezogen, jetzt sind es nur noch 4.000".

Auch die Generalsanierung der Grund- und Mittelschulen ist Thema des Rundgangs. Hier wurde eine Heizzentrale errichtet, in der ein BHKW, ein Pelletkessel und ein Gas-Brennwertkessel die Wärmeversorgung des Schulgebäudes mit Turnhalle, Hallenbad sowie für die Grundschule in der Floßmannstraße gewährleistet. Auf den Dächern wurde zudem noch eine PV-Anlage errichtet, die zusätzlich Strom aus Sonnenenergie produziert. Durch diese Maßnahmen konnte der Wärmeverbrauch pro Quadratmeter im Jahr von vorher ca. 190kWh/m2a auf ca. 100 kWh/m2a halbiert werden. Darüber freut sich nicht nur das Klima, sondern auch das Rathaus wegen der eingesparten Kosten.

Wie diese Techniken auch für Privatleute genutzt werden können und welche Fördergelder es von staatlicher Seite gibt, erfährt man ebenfalls beim Energiespaziergang. Interessierte Gruppen können sich über die Stadt Ebersberg bei Thomas Warg unter Tel. 08092/336601 oder thomas.warg@t-online.de per E-Mail anmelden.

Artikel vom 07.12.2018
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...