»Es geht um unsere Kinder«

Harlaching/Perlach · Gisela Rockola wurde mit dem Bayerischen Verdienstorden ausgezeichnet

Gisela Rockola hat für ihre Arbeit für das »Inside@School-Projekt« jetzt den Bayerischen Verdienstorden bekommen. Den Verdienstorden der BRD hat sie bereits.                                Foto: hw

Gisela Rockola hat für ihre Arbeit für das »Inside@School-Projekt« jetzt den Bayerischen Verdienstorden bekommen. Den Verdienstorden der BRD hat sie bereits. Foto: hw

Harlaching/Perlach · Mit dem Bayerischen Verdienstorden ist die Harlachingerin Gisela Rockola für ihre jahrzehntelange ehrenamtliche Arbeit jetzt von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder ausgezeichnet worden. Der Verdienstorden wird »als Zeichen ehrender und dankbarer Anerkennung für hervorragende Verdienste um den Freistaat Bayern und das bayerische Volk« verliehen.

Eine Besonderheit des Bayerischen Verdienstordens ist, dass die Zahl der lebenden Ordensträger auf 2.000 begrenzt ist. Es ist nun schon die zweite Auszeichnung, die Gisela Rockola, die den Verein Justin-Rockola-Soforthilfe e.V. im Jahr 2000 nach dem tragischen Drogentod ihres Sohnes ins Leben gerufen hat, für ihre ehrenamtliche Arbeit bekommt. Im Jahr 2011 wurde ihr dafür bereits der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Wichtiger als alle Ehrenurkunden und Orden ist der engagierten Harlachingerin aber das Wohl der Kinder. Dafür ist sie im Einsatz, unermüdlich und mit großem Erfolg. Nachdem ihr Sohn Justin 1999 starb, weil es zu wenig Plätze im Drogenentzug gab, beschloss sie, sich nicht in ihrer Trauer zu vergraben, sondern etwas gegen Suchterkrankungen zu unternehmen. Die schreckliche Erfahrung, die sie als Mutter machen musste, will sie anderen Eltern ersparen. So gründete sie die Justin-Rockola Soforthilfe e.V. und begann ihre Arbeit im Schwabinger Krankenhaus auf einer Methadon-Station. Ihr Verein finanzierte eine Sozialpädagogin, die gemeinsam mit ihr Ausstiegswilligen zur Seite stand. Fünf Jahre lang arbeitet sie dort, bisweilen bis an die Grenzen ihrer Kraft. »In dieser Zeit entstand die Erkenntnis, dass das Wichtigste die Prävention ist, damit die Kinder gar nicht erst in die Sucht abrutschen«, berichtete sie. So kam es, dass sie 2005 in die Finanzierung des vor dem Aus befindlichen Projekts »Inside@school« einstieg. Die Stadt München hatte mit dem Projekt im Jahr 2000 begonnen, das unter der fachlichen Leitung von Condrobs in mittlerweile 13 Münchner Schulen ein Beratungsangebot für Schüler, Lehrer und Eltern bereitstellte. Mittlerweile finanziert die Justin-Rockola-Soforthilfe die Arbeit an sieben Münchner Schulen, außerdem arbeiten ehrenamtliche Helfer des Vereins vor Ort mit, wo es nötig und gewünscht ist. Auch Elternabende besuchen die Mitglieder des Vereins, um dort für ihre Arbeit die Werbetrommel zu rühren. Die erste Schule, an der die Arbeit der Sozialpädagogen von der Stiftung finanziert wurde, war die Werner-von-Siemens-Realschule in Neuperlach, erinnert sich Gisela Rockola. Ebenfalls in Neuperlach befindet sich die Städtische Schulartenunabhängige Orientierungsstufe, die ebenfalls von der Justin-Rockola-Soforthilfe betreut wird. So wurde beispielsweise im vergangenen Jahr an der Werner-von-Siemens-Realschule das Thema Tod und Trauer aufgegriffen und gemeinsam erarbeitet.

Die Sozialpädagogen haben dabei immer ein offenes Ohr für die Kinder, beraten sie, und vermitteln, wo es nötig ist zwischen Eltern und Kinder, Kindern und Lehrern oder zwischen den Schülern. Im Jahr 2017 wurden auf diese Weise 1.856 Schüler beraten, außerdem suchten 243 Eltern Hilfe bei den Sozialpädagogen und 324 Lehrkräfte. 369 Mal suchten dabei die Schüler von sich aus die Sozialpädagogen auf, 668 Schüler suchten das Gespräch nach einem Projekt und 192 Schüler kamen auf Empfehlung eines Freundes. Neben den Einzelberatungen veranstalten die Fachkräfte 244 Präventionsprojekte an den Schulen. Aus 71 Nationen stammten dabei die Kinder, die sich beraten ließen. Die Probleme, die bei diesen Beratungen zur Sprache kommen sind mannigfaltig: Alkohol, Drogen, Mobbing aber auch Internet-Sucht oder Rassismus beziehungsweise Extremismus. Die Arbeit des Vereins besteht unter anderem darin Geld einzusammeln, denn jedes Jahr müssen rund 150.000 Euro aufgebracht werden, um alle Gehälter zu bezahlen. Kein Pappenstiel, weiß Gisela Rockola zu berichten und weiter: »Es geht um nichts Geringeres als um unsere Kinder!« Konzerte, Lesungen und ein Golf-Turnier gehören zu den wichtigsten Einnahmequellen, viele Spender sind dem Verein aber auch schon seit Jahren treu, betont Gisela Rockola und weiter: »Ich bin jedem einzelnen Spender dankbar, denn jeder hilft uns, den Kindern zu helfen.« Aber auch die ehrenamtlichen Helfer wie beispielsweise Heidemarie Wiesenfeller sind von unschätzbarem Wert für den Verein, denn sie setzen sich weit über das normale Maß für die gute Sache ein, so Gisela Rockola. »Ich habe den Verdienstorden stellvertretend für alle Spender und ehrenamtlichen Mitarbeiter entgegen genommen, sie alle haben zu diesem Erfolg beigetragen.« Ihre Arbeit gibt ihr Kraft, denn jedes Kind, das stark gemacht wird und so lernt, seine Probleme anderweitig zu lösen, anstatt zu Drogen, in welcher Form auch immer zu greifen, zählt. Mehr über den Verein erfährt man unter www.justin-rockola-soforthilfe.de Heike Woschée

Artikel vom 19.07.2018
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