Harlaching · Gedanken zur Weihnacht von Pfarrvikar Anton Hagl

Pfarrvikar Anton Hagl beginnt mit der Aufstellung seiner ganz persönlichen Krippe bereits am 1. Advent. Erst am Heiligen Abend kommt das Christkind in die Krippe. Foto: hw

Harlaching · Diese Tage jetzt vor Weihnachten und die Weihnachtstage selber sind, so denke ich, wohl in jeder Familie mit einigem Brauchtum verbunden. Da gibt es ganz bestimmtes Essen am Hl. Abend und am Weihnachtsfeiertag.

Es gibt Zeiten, wann der Christbaum gekauft, aufgestellt und geschmückt wird. Es gibt einen bestimmten Ablauf für den 24. Dezember. Es gibt bestimmte Verpflichtungen und Vergnügungen, den Besuch bei Verwandten, das Singen von Weihnachtsliedern und das Verspeisen von Plätzchen und Gebäck, das eben gerade mit dieser Zeit verbunden ist.

Für mich gehört zu diesen festen Ritualen auch das Aufstellen meiner Weihnachtskrippe dazu. Ich fange damit schon am Beginn des Advents an. Im Laufe der Adventstage wird die Krippe dann immer voller, mit Schafen, Ochs und Esel, mit Engeln und Hirten, mit Maria und Josef. Und selbst die Könige dürfen sich schon langsam auf den Weg zum Stall machen. In der Hl. Nacht kommt dann das Christkind in die Krippe. Diese Krippenlandschaft hat mich schon als Kind fasziniert. Stundenlang konnte ich davorsitzen, mir die Szene anschauen, das Flackern der Lichter der Lagerfeuer, die Gesichter der Figuren, wie sie neugierig schauen, was da im Stall los ist, wie sie auf die Knie gehen, wenn sie im Stall angekommen sind oder wie sie gerade erwachen, weil der Engel sie auf die Geburt des Kindes in Bethlehem hinweist.

Immer wieder ist mir dabei der Gedanke gekommen, was das doch für eine skurrile Situation ist, die da dargestellt wird. Ein Neugeborenes liegt in einem zugigen Stall, in einer Futterkrippe. Vor ihm knien und stehen einerseits die unbedeutendsten Leute seiner Zeit, die Hirten und zugleich die Elite der Gesellschaft, die Sterndeuter, die hl. Drei Könige. Darüber schweben die Engel und singen vom Frieden und der Ehre Gottes.

Wir können uns das heute gar nicht vorstellen, wie wäre das da? In einem Carport liegt auf ein paar abgefahrenen Reifen, die zum Bettchen umfunktioniert wurden, ein Kind. Und vor ihm knien und stehen diejenigen, die sonst die ganze Zeit an den Bahnhöfen rumlungern und betteln müssen, genauso wie Angela Merkel, Donald Trump und Wladimir Putin.

Und die meisten bekamen damals davon gar nichts mit. Die Wirte schickten die Familie weiter, die Menschen, die sich in dieser Zeit in Betlehem aufhielten, schliefen in ihren Betten. Am nächsten Tag sind sie aufgestanden, sind ihrer Arbeit nachgegangen, haben ihre Dienste erledigt und alles ging weiter wie zuvor. Und das wäre heute wahrscheinlich nicht anders als damals.

Nur für die Hirten und die Sterndeuter hat sich etwas verändert. Sie waren auf der Suche, die einen nach Hoffnung und einem besseren Leben, die anderen nach Wahrheit und dem Sinn ihres Lebens. Diese Suche hat beide Gruppen, so unterschiedlich sie waren, an einem Ort zusammengebracht. In den Stall von Bethlehem. Ich glaube, dass es auch heute noch diese Suche nach Hoffnung, Glück, Wahrheit und Sinn ist, die die Menschen bewegt, Jeden und Jede in einer ganz bestimmten Weise. Und diese Suche kann uns näher zusammenbringen, so unterschiedlich wir auch sind. So kann auch wahr werden, was und die anderen Figuren der Krippe, die Engel in diesen Tagen verkünden: Ehre Gott in der Höhe und Friede den Menschen auf Erden.

Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien besinnliche, friedliche und Frohe Weihnachten!

Pfarrvikar Anton Hagl
vom katholischen Pfarrverband in Harlaching

Artikel vom 20.12.2017
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