Über das Wesen der Rauhnächte

Grünwald · Großer Erfolg für Bayerisches Adventssingen

Monika Lößl berichtete über die zahlreichen Bräuche, die man früher während der Rauhnächte vollzog.	Foto: Jakob Pritscher

Monika Lößl berichtete über die zahlreichen Bräuche, die man früher während der Rauhnächte vollzog. Foto: Jakob Pritscher

Grünwald · Ein bisschen polarisiert hat es schon, das diesjährige Bairische Adventsingen der Freunde Grünwalds. Wie der Titel »Aus finsterer Nacht ist das Kind uns geboren« schon andeutete, ging es diesmal um die in vieler Hinsicht dunkle Zeit des Jahres, die für die Menschen schon immer mit Ängsten und Aberglauben verbunden war.

Sie ist aber auch die Zeit, in der für uns der Erlöser geboren wurde, der die Dunkelheit besiegt hat. Alfons Schweiggert und Hans Reupold schreiben in ihrem lesenswerten Buch »Bayerische Rauhnacht« im Prolog: »Es ist schon eine besondere Zeit, die Zeit der Wintersonnenwende um den 21. Dezember, wenn der kürzeste Tag und die längste Nacht den Menschen Tod und Auferstehung, Ende und neuen Anfang wie sonst nie im Jahr ins Bewusstsein bringen. Das Alte ist noch nicht vollständig gegangen, das neue noch nicht ausreichend erstarkt. Diese Veränderung setzt Natur und Menschen in Unruhe. Ruhe, Besinnung und Einkehr sind dem entgegen zu setzen. Denn alles sehnt sich nach der Geburt des neuen Lichts, die sich in der Weihenacht vollzieht.«

Über Sitten und Gebräuche, die in den Rauhnächten, insbesondere auf dem Land, zum Teil noch heute gepflegt werden, erzählte Monika Lößl aus Erding: Haus und Hof müssen in bester Ordnung gehalten werden, weil Unordnung und Schmutz die bösen Geister und damit Krankheit und dunkle Gefühlsempfindungen anziehen. Im Freien darf keine frisch gewaschene Wäsche hängen, weil sich Unholdes darauf niederlassen könnte. Leinen sollen nicht gespannt werden, damit sich die wilde Jagd nicht darin verfängt. Räder müssen stillstehen, denn in den Rauhnächten bewegt sich das Chaos in eine neue Ordnung hinein und darf nicht gestört werden. Spinnen, Waschen, Mahlen und insbesondere das Tanzen sind strengstens verboten. Und – last but not least – wer während der Rauhnächte die Türen zuknallt, hat im neuen Jahr mit Blitz und Unfrieden im Haus zu rechnen.

Besonders gut eignen sich die Rauhnächte zum orakeln (schließlich gießen wir ja heute noch unser Blei in der Silvesternacht). Wer wissen will, ob und aus welcher Richtung im kommenden Jahr der künftige Hochzeiter kommt, muss zwischen 11 und 12 Uhr nachts barfuß im Garten einen Obstbaum schütteln – hört sie dabei einen Hund bellen, dann kommt er, und zwar aus der Richtung, aus der das Bellen erschallt.

Mit unglaublichem Temperament und viel Charme erzählte Monika Lößl – manuskriptfrei – ihrem gespannt lauschenden Publikum drei sagenhafte Geschichten über Frau Perchta, die sich um die unschuldigen Kinder kümmert, über die Lis, die ihren Hochzeiter findet, und über die Magd, die das Tanzen nicht lassen kann.

Umrahmt wurden die Geschichten durch bekannte und weniger bekannte, alte und neue bairische, deutsche und sogar englische Advents- und Weihnachtslieder. Das Bläserquartett der Freunde Grünwalds spielte alte weihnachtliche Weisen. Die Grünwalder Sängerinnen Maria Kuper, Renate Fichtinger und Andrea Gast, begleitet von ihrem Gitarristen Peter Benz, wechselten sich ab mit der Sängerrunde der Freunde Grünwalds unter der Leitung von Michael Kummer. Lisa Franke und ihre vierte Klasse aus der Martin-Kneidl-Grundschule erfreuten mit ihrem vorbildlich disziplinierten Auftritt nicht nur Eltern, Geschwister und Verwandte, sondern alle ihre Zuhörer.

Als besonderen Höhepunkt zum Schluss spielten die Grünwalder Burgspatzen unter der Regie ihrer Leiterin Agnes Palotás-Becker das ganz entzückende, weihnachtliche Krippenspiel »Die vier Lichter des Hirten Simon«.

Kinder im Alter von vier bis zehn Jahren präsentierten das reizende Stückchen in ihren liebevoll gestalteten Kostümen ganz besonders anrührend und erhielten dafür ihren wohl verdienten, begeisterten Beifall.

Artikel vom 18.12.2017
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