Mehr als eine Baulücke

Die letzten Tage der Gaststätte Mayr-Wirt stehen bevor

Ein riesiger Gebäudekomplex ist der Mayr-Wirt in der Haager Straße. Der Abriss ist beschlossene Sache, Silvester ist mit dem Gaststättenbetrieb erst einmal Schluss.	Foto: kw

Ein riesiger Gebäudekomplex ist der Mayr-Wirt in der Haager Straße. Der Abriss ist beschlossene Sache, Silvester ist mit dem Gaststättenbetrieb erst einmal Schluss. Foto: kw

Erding · Es wird weit mehr sein als eine Baulücke, die hier entsteht: Mit dem Abriss des Mayr-Wirts an der Haager Straße 4 verlieren auf einen Schlag 25 Vereine und 70 Stammtische ihre Heimat. Ob sie wieder kommen werden, wenn vielleicht irgendwann mal – einen konkreten Zeitplan gibt es noch nicht – wieder ein Gasthaus dort neu errichtet worden ist, das darf bezweifelt werden.

Denn wenn Gruppierungen erst mal eine neue Heimat gefunden haben, werden sie wohl in vielen Fällen dort bleiben. Schwer genug dürfte es ohnehin werden, denn Gaststätten, in denen Karten gespielt werden darf, sind dünn gesäht, und das Flair der alten Gaststube, wo so mancher gemütliche Hoagartn abgehalten worden ist, ist mit dem Abriss für immer dahin. Das wird die eigentliche Lücke sein. Der Erdinger Oberbürgermeister Max Gotz will den Stammtischen und Vereinen mit dem Neubau wieder eine Heimat bieten, will »Frequenz« in die Haager Straße bringen und sieht die Gaststätte als »Anlaufstelle.« 126 Jahre lang hat das Gasthaus bestanden. Ein fleischverarbeitender Betrieb war angegliedert, der ist schon vor Jahren abgerissen worden. Der Hotelbetrieb musste aus Brandschutzgründen im ver gangenen Jahr eingestellt werden, und jetzt, am 31. Dezember, ist dann endgültig Schluss. Einen »Frühschoppen, der dann ruhig etwas länger gehen kann«, wird es noch geben, und dann gehen die Lichter aus. 2009 hatte die Stadt den ganzen Gebäudekomplex gekauft, Andreas Mayr war seitdem Pächter. Ihm hat die Stadt im Sommer ordnungsgemäß gekündigt. Eine Überraschung war das nicht. Es hätten, um das Gasthaus langfristig in Betrieb halten zu können, erhebliche Investitionen getätigt werden müssen. Schon ein Blick auf die Schaltschränke der Elektro-Installation macht das deutlich. Das aber wiederum hätte geheißen, dass das alte Flair kaum zu retten gewesen wäre. Und doch: Die Vereine liebten »ihren« Mayr-Wirt, auch Parteien tagten hier. Es reißt eine Tradition ab, die so wohl nicht wieder begründet werden kann.

Heike Kronseder hat noch zur Weihnachtsfeier des historischen Vereins eingeladen: »Zum letzten Mal im Mayr-Wirt«, schrieb sie dazu. Ausweichquartier? Wie bei so vielen anderen ist das noch offen. 15 Mitarbeiter sind von der Schließung betroffen. Für Andreas Mayr ein weiterer Abschied, der aber etwas leichter fällt angesichts der guten Arbeitsmarktzahlen der Region. Schwieriger könnte es für das Rote Kreuz werden, dessen Sozialladen »Schatzkastl« raus muss. Seit 2014 werden hier gebrauchte Kleidungsstücke verkauft. Die Stadt Erding muss jetzt erst einmal zusehen, dass sie Klarheit darüber gewinnt, was dort genau neu entstehen soll. Noch gibt es nicht einmal einen Bebauungsplan. Und noch ein Umzug muss dann sein: Die zahlreichen alten Bilder vom Hiasl Maier werden abgehängt und eingelagert. Eine Sonderausstellung im Museum Erding ist angedacht. Die Werke hat die Stadt nicht mitgekauft, sie gehören zum erheblichen Teil der Familie Mayr, die sich übrigens vorbehält, den Hut wieder in den Ring zu werfen, wenn es um die Verpachtung der dann neuen Gaststätte geht. kw

Artikel vom 08.12.2017
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...