50 Jahre Kinderklinik

3.500 Kinder werden im Harlachinger Krankenhaus betreut

Die kleine Victoria war mit ihren Eltern Sabine Helmer und Andreas Metzger der Star des Klinikgeburtstages, hier mit dem Chefarzt der Neonatologie, Prof. Marcus Krüger. 	Foto: hw

Die kleine Victoria war mit ihren Eltern Sabine Helmer und Andreas Metzger der Star des Klinikgeburtstages, hier mit dem Chefarzt der Neonatologie, Prof. Marcus Krüger. Foto: hw

Harlaching · Mit einer Fotoausstellung, die anhand von fünf Patienten- und Mitarbeiter-Portraits die Spannweite des Einsatzgebietes abgedeckt, feiert die Harlachinger Kinderklinik ihren stolzen 50. Geburtstag.

Zu sehen ist die Ausstellung allerdings im Hauptgebäude am Sanatoriumsplatz 2, das schon bald den in die Jahre gekommenen eigenen Gebäudekomplex des Kinderkrankenhauses ersetzen wird. Zu den Portraitierten gehört unter anderem der siebenjährige Philipp. Eine Woche lang wurde er im Krankenhaus Harlaching wegen einer Entzündung des Knies, verursacht durch eine Borreliose, behandelt, die Eltern und die Oma immer an seiner Seite. Und obwohl er eigentlich keine Spritzen mag, hat er dank bester Pflege die Behandlung gut überstanden. So gut, dass er schon wieder seinem Lieblingshobby, dem Ringen nachgehen kann. Die Einbeziehung der Eltern in die Behandlung hat sich das Harlachinger Kinderkrankenhaus schon seit Anbeginn auf die Fahnen geschrieben.

Schon bei der Gründung vor 50 Jahren wurde in Harlaching als einer der ersten Kinderkliniken in der Bundesrepublik Deutschland die Mitaufnahme von Eltern eines stationär behandelten Kindes zum Standard. Damit wurde in Harlaching eine Entwicklung initiiert, die erst sehr viel später allgemein zum Maßstab wurde. Ebenfalls von Anbeginn an gibt es im Harlachinger Kinderkrankenhaus eine Frühgeborenen-Station, die mittlerweile zwölf Plätze aufweist. Der Chefarzt der Neonatologie, Prof. Dr. Marcus Krüger, leitet ein Team von 24 Ärzten, die sowohl im Harlachinger als auch im Schwabinger Krankenhaus arbeiten. Je nach Bedarf werden die Mediziner eingesetzt. Mit dem Schwabinger Krankenhaus arbeitet man eng verzahnt zusammen, erklärte der Mediziner weiter. Rund 100 Fälle von Frühgeborenen betreuen die beiden Krankenhäuser jährlich. Als kritische Kandidaten werden Säuglinge eingestuft, die bei ihrer Geburt weniger als 1.500 Gramm wiegen. Vor 50 Jahren hatte nur eines von zehn Frühchen mit einem Geburtsgewicht von rund 1.000 Gramm eine Überlebenschance, heute hat sich die Zahl umgedreht und 90 Prozent überleben dieses kritische Stadium. Ein Erfolg, auf den die Medizin zu Recht stolz sein kann.

Der heimliche Star des Klinikgeburtstages aber war Victoria, die vor drei Jahren mit gerade einmal 320 Gramm auf die Welt kam. Damit war sie das kleinste Frühchen, das in Harlaching je geboren wurde. Aber dank der hervorragenden Betreuung im Krankenhaus und ihrer Kämpfernatur hat sie sich ihren Weg ins Leben erkämpft und sauste während der Festreden munter mit ihrem Roller durch die Gästeschar. Ihre Geschichte ist ebenfalls in der Ausstellung nachzulesen. »Es ist wunderbar zu sehen, wenn sich aus unseren kleinen Patienten so gesunde und muntere Kinder entwickeln«, betonte Prof. Marcus Krüger.

Die Zahl der Frühgeborenen nehme zu, berichtete der Mediziner weiter. Grundsätzlich liege das an der derzeit wieder steigenden Zahl an Geburten, aber auch daran, dass die Frauen immer älter würden, wenn sie ihre Kinder zur Welt brächten. Aber nicht nur in der stationären Versorgung sieht der Arzt die Aufgabe des Krankenhauses, stets sei man bemüht, neue Wege zu finden, um das Wohl der kleinen Patienten zu verbessern. »Wir bleiben immer Lernende«, meinte er bescheiden. Für die hervorragende Arbeit, die hier geleistet wird, erhielt die Neonatologie das Qualitätssiegel »Perinatal Zentrum Level 1«. Aber auch nach dem Aufenthalt in der Klinik werden die Eltern mit ihren Fragen und Sorgen nicht alleine gelassen. Hier sorgt das Harl.e.kin-Nachsorgeteam dafür, dass die Eltern professionelle Unterstützung bei der Pflege ihrer Kinder bekommen. Die Harl.e.kin-Nachsorge wird in den neben der Harlachinger Kinderklinik auch in Schwabing und im Klinikum Rechts der Isar angeboten.

Pro Jahr werden rund 5.000 Kinder von der Geburt bis zum 18. Lebensjahr in der Kinderklinik Harlaching und in der dazu gehörigen Ambulanten Praxis behandelt. Dafür sind 30 Ärzte und 70 Pfleger rund um die Uhr im Einsatz. Als medizinische Schwerpunkte werden unter anderem die Neonatologie, die Kinderkardiologie, die Neuropädiatrie und die Allergologie vorgehalten.

Baulich stehen für die Klinik in den nächsten Jahren große Veränderungen an. Derzeit wird der Umzug der Kinderklinik ins Haupthaus vorangetrieben. Ende 2019 soll dann das alte Gebäude abgerissen werden und ein neues, modernes Gebäude dort entstehen. 255 Millonen Euro werden die Investitionen rund um das Harlachinger Krankenhaus kosten. Lob gab es bei der Eröffnung von Münchens Gesundheitsreferentin Stephanie Jacobs. Dabei bezeichnete sie die Einrichtung »als eine Herzkammer der Münchner Gesundheitsversorgung«.

Rund 2.300 Geburten zähle man in Harlaching, ein Rekord in Deutschland. Lob gab es auch von Grünwalds Bürgermeister Jan Neusiedl. Grünwald grenzt direkt an den Stadtteil Harlaching an, für die Bürger seiner Gemeinde sei das Harlachinger Krankenhaus die erste Anlaufstelle, sei es für Geburten oder Notfälle. Die Ausstellung ist zu den üblichen Öffnungszeiten im Foyer des Haupthauses des Harlachinger Krankenhauses zu besichtigen, der Eintritt ist frei. Heike Woschée

Artikel vom 27.09.2017
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