Exotische Kurse im Freien Musikzentrum

Musik nach Maß

München· Donnerstag, halb zehn Uhr morgens. Im Freien Musikzentrum in der Ismaninger Straße 29 steht "Qigong" auf dem Programm. In einem freundlichen, hellen Raum mit sonnengelben Vorhängen haben sich 7 Frauen zusammengefunden, um sich in der chinesischen Bewegungskunst zu üben.

Mit sanfter Stimme gibt Kursleiterin Urte Gudian die Anweisungen: "Wir wippen... - wir teilen die Wolken... – und jetzt schwingen wir den Regenbogen." Die Bewegungen des Qigong sind immer bildlich zu verstehen. Sie dienen der Entspannung und Regeneration - Streicheleinheiten für Körper und Seele sozusagen. "Seit ich Qigong mache, kann ich viel besser einschlafen", erklärt eine Kursteilnehmerin, die im Schichtdienst tätig ist. Und Urte Gudian ergänzt: "Gerade auch für Sänger und Instrumentalisten ist ein solches Entspannungsprogramm sehr nützlich, denn die körperliche und geistige Verfassung des Musizierenden schlägt sich immer auf die Musik nieder."

Außerdem ist der Körper selbst ein Instrument, mit dem man Musik ausdrücken kann. Deswegen hat das Freie Musikzentrum (FMZ) einen Gutteil seines Kursangebotes auf Bewegung und Entspannung ausgerichtet. Vom Afro-Tanz über Feldenkrais und Shiatsu-Akupressur bis hin zur Stockkampfkunst ist hier alles zu haben. Daneben gibt es natürlich auch Gesangs- und Instrumentalunterricht, allerdings auf eine etwas andere Art, als man das aus den Musikschulen kennt. Auch hier wird das "Wohlfühlen" und das "bewusste Erleben" großgeschrieben – ob im "Wellness-Chor" oder im Band-Workshop für Einsteiger. "Bei uns zählt nicht die Leistung, sondern der Spaß an der Musik", betont Claudia Frodien, seit genau einem Jahr Geschäftsführerin des FMZ. Ihre persönliche Jahresbilanz fällt uneingeschränkt positiv aus. Sichtlich stolz führt sie durch die Kursräume in der Ismaninger Straße 29.

Aus einem Zimmer tönt dumpfes Trommeln, ab und zu unterbrochen von einem rhythmischen Sprechgesang.

Man übt hier gerade eine "Festtags-Zeremonie" aus Ghana ein. Nebenan improvisiert ein Jazz-Ensemble und noch einen Raum weiter findet gerade Schlagzeugunterricht statt.

Im ersten Stock befindet sich der Konzertsaal des FMZ. "Hier haben wir jedes Wochenende mindestens eine Veranstaltung", berichtet Claudia Frodien. Ein wenig Sorge bereitet ihr allerdings der Konzertflügel, der schon ein paar Jährchen auf dem Buckel hat und nicht mehr zu den Besten seiner Art gehört.

"Ein Musikzentrum ohne guten Flügel, das ist wie ein Schwimmbad ohne Wasser", meint Claudia Frodien. Doch der 30 Mitglieder zählende Verein, der das FMZ seit 22 Jahren trägt, kann die Kosten für ein neues Instrument im Moment nicht aufbringen. Sponsoren sind also gefragt!

Größtenteils finanziert sich das FMZ durch die Kursgebühren, die etwas höher liegen als bei den Musik- und Volkshochschulen. Doch dafür wird hier auch individuelle Betreuung und eine Auswahl an rund 300 Kursen geboten. Für die Kunden mit besonders großem Bewegungsdrang hat das FMZ sogar Tanzstudios am nahegelegenen Max-Weber-Platz angemietet.

Und dann gibt es da noch die Latin Percussion School im Einstein-Kulturzentrum. Wem das alles noch zu "begrenzt" ist, der kann mit dem FMZ auch in die Ferne schweifen. "Trommeln und Tanzen in Ghana" wird ebenso angeboten wie "Gesang und Darstellung in New York" oder "Qigong zu Ostern in der Toskana".

Dem Entfaltungsdrang sind keine Grenzen gesetzt, und auch für jeden Terminkalender ist etwas dabei. Es gibt Ferien-, Tages-, Wochenend- und regelmäßige Kurse, zeitlich verteilt über den ganzen Tag.

Außerdem will das FMZ alle Altersgruppen ansprechen. Da gibt es zum Beispiel einen "Musikalischen Zauberwald" für Kleinkinder, einen Hip-Hop-Workshop für Teenies und regenerative Entspannungskurse für die Älteren. Neben den musikalischen Laien sollen natürlich auch die Profis nicht zu kurz kommen. Sie können sich etwa im "Jazz-Projekt" des FMZ ausleben. Experimente jenseits des Mainstreams, Stilrichtungen und Instrumente aus aller Herren Länder haben hier ihren Platz. – Musik nach Maß also im Freien Musikzentrum! rme

Artikel vom 28.12.2001
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