Wenig Begeisterung

Kreis Erding · Idee der Kinderfeuerwehren stößt auf Skepsis

Gaudi darf sein bei der Jugendfeuerwehr, wie hier am Rand des Kreisfeuerwehrtages in Langenpreising. Aber schon mit sechs Jahren? Das wurde kritisch gesehen.	Foto: kw

Gaudi darf sein bei der Jugendfeuerwehr, wie hier am Rand des Kreisfeuerwehrtages in Langenpreising. Aber schon mit sechs Jahren? Das wurde kritisch gesehen. Foto: kw

Erding/Kreis Erding · Mit sechs Jahren schon zur Feuerwehr? Sogenannte Kinderfeuerwehren sollen künftig, wenn die jeweilige Gemeinde das genehmigt, landauf landab installiert werden, weil die Vereine mit ihrer Jugendarbeit auch deutlich früher beginnen können.

Im Kreisbrandkommando in Erding ist man nicht begeistert, auch wenn in Oberding als erste Gemeinde dieser Versuch unternommen worden ist. Erfahrungsberichte lagen beim Kreisfeuerwehrtag aber noch nicht vor, sodass es auch noch keine abschließende Bewertung dieses ersten Versuchs geben konnte.

Die Skepsis des Kreisbrandkommandos hat Gründe: Die Feuerwehr-Minis bräuchten speziell ausgebildete Führungskräfte. Dieser Art qualifiziertes Personal gibt es derzeit im Kreis noch nicht. Und dann stellt sich die Frage, was diese kleinen Feuerwehrleute denn machen, lernen, ausrichten sollen und können. Das Arbeitsmaterial der Feuerwehr hat ein stattliches Gewicht. Hier wirken starke Kräfte, mit denen Sechsjährige nicht umgehen können. Nun könnte man den Übungsschwerpunkt auch altersgerecht anders ausrichten, aber früher oder später muss es in die Praxis gehen. Dabei wird Einsatzmaterial verwendet, das naturgemäß abgenutzt wird. Wie Spätfolgen von Überlastung durch das Material abgefangen werden sollen ist offen. Die Feuerwehren sind Einrichtungen der Gemeinde, die auch die Versicherung der Dienstleistenden zu organisieren hat. Gleichzeitig wird das Material der Feuerwehren mit Steuermitteln beschafft. Hier investieren die Gemeinden stattliche Beträge. Damit üben die Einsatzkräfte den Ernstfall. Zum Spielen oder spielerischen Lernen eignet es sich nicht.

Es müsste ein eigenes Programm entwickelt werden, das zielführend und spannend zugleich sein muss und zugleich Enttäuschung über den Nicht-Umgang mit dem richtigen Material vermeidet. Und so überwogen beim Kreisfeuerwehrtag die kritischen Kommentare von Kreisbrandrat Willi Vogl, der sich keine nennenswerte Verstärkung der Feuerwehren von dem Nachwuchsprogramm verspricht. Mehr noch: Die Jugendfeuerwehren, in die junge Feuerwehrleute ab zwölf Jahren aufgenommen werden, verzeichnen nach seinem Bericht mit 436 Aktiven einen neuen Rekordstand im Landkreis, was Zweifel an der Notwendigkeit von »Kinderfeuerwehren« begründet. Vogl dankte in diesem Zusammenhang vor allem all jenen, die sich um den Feuerwehr-Nachwuchs kümmern.

Da kam Beifall in der Verbandsversammlung auf. Rückendeckung bekommt Vogl von der Politik. Landrat Martin Bayerstorfer nannte den Gedanken von Kinderfeuerwehren gar »kompletten Blödsinn« und ging dabei auf die Ernsthaftigkeit des Dienstes bei der Feuerwehr ein: »Auf der einen Seite sollen die Jugendlichen mit zwölf Jahren erwachsen sein, auf der anderen Seite gilt das Jugendstrafrecht bis 28 Jahren«, formulierte er und machte damit den Widerspruch deutlich.

Langenpreisings Bürgermeister Peter Deimel als Gastgeber ging ebenfalls auf das Thema ein, sprach seine eigenen Erfahrungen als Vater von drei Buben an und konnte auch keine Begeisterung für das Thema »Kinderfeuerwehr« verbreiten. Erfolgversprechender erschien, was zeitgleich anlaufen soll: Der Verband hat ein Merkblatt für die Integration von Flüchtlingen in die Feuerwehren erarbeitet, das demnächst verteilt werden soll. Dazu wird beim nächsten Kreisfeuerwehrtag sicher mehr zu hören sein. kw

Artikel vom 09.06.2017
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