Hilfe für »Aussteiger«

Kreis Erding · Mit Stahlmatten hilft man in Niederding Tieren aus dem Kanal

Erschöpft zwischen Treibholz: Ein Reh vor dem Einlauf eines Kraftwerks. So etwas löst regelmäßig größere Feuerwehreinsätze aus. 	Foto: kw

Erschöpft zwischen Treibholz: Ein Reh vor dem Einlauf eines Kraftwerks. So etwas löst regelmäßig größere Feuerwehreinsätze aus. Foto: kw

Erding/Kreis Erding · »Technische Gewässer« heißen sie in der Fachsprache, die Kanäle, die den Landkreis durchziehen und Wasserkraftwerke mit Wasser versorgen. Was hier so nüchtern klingt, endet für Tiere immer wieder in einem Kampf um Leben und Tod, bei dem sie auf menschliche Hilfe angewiesen sind.

Damit sich Tiere, die in einen solchen Kanal gerutscht, gestürzt oder gesprungen sind, künftig selbst helfen können, wurden im Bereich Niederding Ausstiegshilfen angebracht. Darüber freuen sich Tierschützer und besonders die Feuerwehren, die immer wieder zum Rettungseinsatz am Kanal gerufen werden.

Die Kanäle haben schräge Betonwände, auf denen die Hufe von Rehen beispielsweise keinen Halt finden. Schlimmer noch: Es kann sich, wie Feuerwehrleute berichten, auf dem Beton die Gelenke aufschürfen. Das hat dramatische Folgen. Selbst wenn die Floriansjünger das Reh aus dem Wasser retten können, hat es in der freien Wildbahn mit diesen Verletzungen oftmals keine Chance mehr. Die Natur ist grausam und die Freiwilligen kämpfen darum immer auch gegen die Zeit. Dabei gilt nach dem Feuerwehrgesetz, dass Tierrettungen zu den Pflichtaufgaben einer Feuerwehr gehören.

Der Aufwand, der hier betrieben werden muss, ist gewaltig.
So waren in einem solchen Fall, als Kraftwerksmitarbeiter ein erschöpftes Reh zwischen Treibholz am Kraftwerkseinlauf entdeckten, zwei Feuerwehren mit insgesamt drei Fahrzeugen und einem Boot im Einsatz, unterstützt von zwei kompletten Einsatzzügen der Wasserwachten des Bayerischen Roten Kreuzes, und zudem ist bei einer solchen Alarmmeldung auch immer der Rettungsdienst dabei für den Fall, dass einem der Einsatzkräfte etwas passieren sollte.

Die Boote müssen mit einem starken und damit schweren Motor ausgerüstet sein, denn wenn die Kraftwerke den sogenannten »Leerschuss« aufziehen, bei dem das Wasser an den Turbinen vorbei ins Unterwasser geleitet wird, entstehen starke Strömungen.

Die Einsatzmittel sind auch noch teuer, denn solche Boote können nur mit einem Kran ins Wasser gelassen werden, was wiederum nicht überall geht. Die Verantwortlichen haben im Bereich Niederding (Gemeinde Oberding) reagiert und an vielen Stellen an den Betonwänden Ausstiegshilfen für Wild angebracht: Simple Baustahlmatten, an denen die Tiere Halt finden und den Kanal aus eigener Kraft verlassen können. Diese sind aber längst noch nicht überall angebracht. Eine Kontrolle, ob diese Hilfen tatsächlich greifen, gibt es nicht, denn das Wild meldet sich naturgemäß nicht.

Michael Solic von der Pressestelle der Stadtwerke München aber hat eine erfreuliche Nachricht für alle, denen diese Unfälle ein Dorn im Auge sind: »Für unseren Verantwortungsbereich laufen gerade die Sanierungsplanungen, und da gehören auch die Sicherheitseinrichtungen dazu.« Das seien Bojen, anhand derer Menschen, die ins Wasser gefallen sind, sich ans Ufer hangeln können. »Und dann sind eben auch Ausstiegshilfen für Wild dabei«, so der Sprecher weiter. Er äußerte Verständnis, dass Einsätze dieser Art eigentlich vermeidbar sind.

Das sind sie in der Tat: Das Wild hüpft nämlich nicht aus Jux ins Wasser, sondern regelmäßig dann, wenn ein streunender Hund das Wild aufscheucht. Damit ist es also auch der Mensch, der die Verantwortung trägt. Mit den Sicherungsmaßnahmen ist es auch der Mensch, der die Konsequenzen zieht. kw

Artikel vom 19.05.2017
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