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Geburtswehen des modernen Bayern
Grafing · Geschichtsvortrag über zwei Falkenberger Adelige in der Zeitenwende um 1800
Schloss Falkenberg war einst Sitz der Adeligen Benno und Anton von Hofstetten. Repro: Historischer Verein
Grafing · Am Leben und Wirken zweier Adeliger auf Falkenberg, Vater und Sohn v. Hofstetten, veranschaulicht der Pöringer Geschichtsforscher Peter Maicher die bayerische Zeitenwende vor 200 Jahren.
In seinem Lichtbildervortrag am Mittwoch, 17. Mai, um 19.30 Uhr erzählt er vom Vater Benno v. Hofstetten (1748-1811), dem Hofoberrichter und hohen Regierungsbeamten im barock-verzopften Ständestaat unter Kurfürst Karl Theodor, und von seinem Sohn Anton (1775-1858), der als hochrangiger Richter in der fortschrittlichen Ära von König Max I. Joseph und dessen Chefberater Montgelas eine neue Zeit repräsentiert und 1818 als Abgeordneter in den ersten Landtag gewählt wird. In beiden Männern spiegeln sich exemplarisch Tradition, Umbruch und Neuanfang auf dem Weg zur ersten Verfassung 1818 und weiter in unser modernes Bayern.
Wenn der Hofoberrichter 1785 den Kurfürsten um die Zuteilung von »Pferdeportionen« bittet, hat das nichts mit Rosswurst zu tun; vielmehr geht es um einen Zuschuss für den Dienstwagen, damals Kutsche. Mit solchen kleinen und großen Geschichten werden die kurfürstliche Gesellschaft und die beruflichen wie persönlichen Lebensumstände des Hofoberrichters vor und nach dem durch den Tod Karl Theodors 1799 erfolgten politischen Umbruch authentisch illustriert.
Das Leben von Sohn Anton ist mitgeprägt vom wiederholten Frontwechsel Bayerns zwischen Österreich bzw. Frankreich. Er wirkt als »Regierungskommissär« (Verbindungsmann) erst im Hauptquartier der verbündeten österreichischen Armee, danach des neuen Verbündeten Napoleon, schließlich 1809 in einem Corps gegen die von Andreas Hofer angeführten Tiroler Aufständischen. Er ist Zeitzeuge, als Bayern 1806 von Napoleon zum Königreich erhoben wird, und als 36.000 bayerische Krieger für Napoleon 1812 nach Russland marschieren müssen. Unter den wenigen, die in die Heimat zurückkehren, ist auch einer von Antons Brüdern. Während dieser einen französischen Orden erhält, stirbt ein anderer Bruder 1814 durch eine französische Kugel.
Vater wie Sohn klagen beide wiederholt über zu geringes Einkommen, beide haben viel Ärger mit der Bürokratie. Anton wendet sich laufend mit Bittbriefen an König Max; der sonst so geduldige Monarch notiert 1817 seufzend, dass ihn dieser Mann »täglich plaget«. Zu dieser Veranstaltung sind alle eingeladen, die anhand der Lebenszeugnisse der beiden Falkenberger Herren näher erfahren wollen, unter welchen Geburtswehen unser modernes Bayern entstanden ist. Der Vortrag findet statt im Museum der Stadt Grafing. Der Eintritt ist frei.
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