Edel, ereignisreich, einprägsam

Das Florian Brandl Quartet zu Bast bei »Moosach Swingt«

Verzauberten das Publikum so sehr, dass viele ihren Ohren nicht mehr trauten: Florian Brandl und sein Quartet.	Foto: Uli Krautwasser

Verzauberten das Publikum so sehr, dass viele ihren Ohren nicht mehr trauten: Florian Brandl und sein Quartet. Foto: Uli Krautwasser

Moosach · Charly Antolini, der Leiter der Moosacher Konzertreihe »Moosach Swingt«, widmete dem Swing seine 60-jährige Musikerkarriere und er liebt ihn bis heute. Swing will er hören und teilen.

Deshalb schärft er jeder Gastgruppe vor ihrem Auftritt ein: »Nur nicht zu viel Free Jazz«. Was andere eingeschränkt hätte, das verwandelte das Florian Brandl Quartet in einen Triumph. Im gut besuchten Bürgerhaus begeisterten die vier Start up-Musiker die Jazz-Liebhaber zu Applausstürmen, so viel mehr wollten sie hören.

Und zu Recht: Frisch, leicht, perfekt reduziert und mit viel Herzblut – aus diesen Zutaten mixte die Band einen jungen Sound von Trompeten-Klassikern, die ihnen selbst viel bedeuten. Im Anzug mit Krawatte zeigten die vier Newcomer auf dem Karrierehighway, wie elegant sie Klassiker interpretieren. Bandleader Florian Brandl – selbstbewusster Stratege und Denker – bestrickte durch seinen wundervollen Sound, gleichermaßen rund in den strahlenden Höhen wie im leisen Wiederholen und anderen ungeahnten Facetten der Trompete. Als begnadeter Eindrucksfänger erzählte er selbst komponierte Musikgeschichten, dass die Moosacher Jazzfreunde ihren Ohren nicht wirklich trauten.

Rene Haderer am Bass schaffte es, seine vibrierenden Linien direkt aufs Publikum zu übertragen. Selten verspürte man mehr Saiten-Rhythmus im Pelkovenschlössl; und die Vielfalt seiner Körperhaltungen zeigte die Bandbreite seines Spiels. Täuschte es, oder schimmerte der Bass einen Tick dunkler bei den Balladen? Seine weich-schnurrenden Klänge wechselten sich mit fetzig-tänzerischen oder pulsierend-frechen ab.

Das Neumitglied Sam Hylton gewann die Zuhörer durch seine Einfühlung und Perfektion am Klavier: Mit seinem geschmeidigen, einfallsreichen Stil fügte er sich harmonisch in den atmenden Organismus der Band ein. Der Wahlmünchner stimmte seine Improvisationen ebenfalls meisterhaft aufs Stück und seine Harmonien ab.

Was Sam Hylton mit den Harmonien anstellte, das veranstaltete Drummer Matthias Gmelin mit den Rhythmen: Seine Zurückhaltung unterstrich seinen kultivierten witzigen Schlagzeug-Mix; seine Leichtigkeit erhöhte die Frische der Nummern. Im Zwiegespräch mit seinen Trommeln lockte er ihnen einen überraschenden Sound ab. Die Verjüngung des Jazz ist geglückt – darin waren sich die Zuhörer einig und sie kauften gleich stapelweise die Debut-CD gleichen Namens: Der Moosacher Swing-Frühling hat gut begonnen. Eva Speckner

Artikel vom 28.03.2017
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