Wenn die Holzernte ansteht

Erdinger Forstwirte setzen eine Art »Monstertruck« ein

Das mächtige Gerät zur Holzernte aus der Nähe zu bestaunen war für die Waldbesitzer eine neue Erfahrung. Normalerweise muss aus Sicherheitsgründen weiträumig gesperrt werden, und das geschah hier auch. 	Fotos: kw

Das mächtige Gerät zur Holzernte aus der Nähe zu bestaunen war für die Waldbesitzer eine neue Erfahrung. Normalerweise muss aus Sicherheitsgründen weiträumig gesperrt werden, und das geschah hier auch. Fotos: kw

Erding/Kreis Erding · Die Maschinen wirken auf den ersten Blick wie gewaltige Störfaktoren im Wald: bäumefressende Monster, die eine 30-Meter-Fichte innerhalb von nur zwei Minuten fällen, entasten, ablängen und zum Abtransport an den Rand der Forststraße legen, sodass theoretisch keiner mehr den Baum anfassen muss.

Harvester heißen die auf acht wuchtigen Rädern stehenden Geräte, zu Deutsch: Erntemaschine. Genau darum geht es, und hier verrät die Sprache die Gesinnung: Die einen sprechen von »Abholzung«, die anderen von »Holzernte«. Der Vorgang ist in beiden Fällen derselbe. Es werden hiebsreife Bestände gefällt und verwertet.

Das muss natürlich wirtschaftlich passieren. Waldarbeiter, die diese Arbeit leisten, sind aber rar und teuer. Obendrein ist die Arbeit trotz aller Vorschriften zur Arbeitssicherheit nicht ungefährlich. Die Maschinen schaffen weit mehr als das Doppelte dessen, was ein Waldarbeiter leisten kann. Darauf beruht die Wirtschaftlichkeit des Einsatzes dieser Großgeräte, deren Herzstück ein Schneidkopf ist, der allein 1,6 Tonnen wiegt und neben dem Greifer und Transportwalzen auch die ­Säge enthält und ein sogenanntes Messrad. Damit kann der Maschinenführer tatsächlich in einem Arbeitsgang das sogenannte Sortiment, das der Waldbesitzer in dem Arbeitsauftrag vermerkt hat, zurechtschneiden.

Im Kreis Erding wurde unlängst von der Waldbesitzervereinigung eine Besichtigung eines solchen Einsatzes organisiert. Dabei wurde deutlich gemacht, welche Voraussetzungen für einen erfolgreichen Betrieb gegeben sein müssen. So ist natürlich der An- und Abtransport der mächtigen Maschine mit ihrem 250-PS-Diesel auf dem Tieflader ein Thema. Sinnvoll ist es daher, wenn sich mehrere Waldbesitzer zusammen tun. Das koordiniert die Waldbesitzervereinigung auf Nachfrage. Anschließend müssen die Arbeiten vorbereitet werden: Es müssen sogenannte Rückegassen angezeichnet werden, in denen sich die mächtige Maschine bewegt. Nur dort soll sie das tun, denn trotz der ausgefeilten Reifentechnik ist der Bodendruck doch ganz erheblich, und der schadet dem Waldboden enorm.

Dann muss ein Lagerplatz für das Holz da sein, der von einem Lkw anfahrbar sein muss. Das sind alles Arbeiten, die der Waldbesitzer, sei das nun der Staat oder der Waldbauer, vor dem Maschineneinsatz erledigen kann und muss, vorzugsweise durch Anzeichnen vor allem der Bäume, die entnommen werden sollen.

Schließlich kommt die Maschine, und der Maschinenführer kann so präzise arbeiten, dass er etwa die großen Bäume zwischen den jungen nachwachsenden Beständen herausschneiden kann, ohne in der darunter aufwachsenden Buchenschonung etwa größere Schäden anzurichten. Wo die Maschine mit ihrer Reichweite von zehn Metern nicht hinkommt, arbeitet der sogenannte »Zufäller«, der die Bäume klassisch mit der Motorsäge und Keilen fällt und sie so geschickt zwischen die Jungbestände in Richtung Maschine hinwerfen kann, dass auch hier die kleinen Bäume geschont werden, die Maschine den gefällten Baum greifen und aufarbeiten kann. Wird der Boden zu weich, werden sogenannte »Moorbänder« über die Räder gezogen, die dann den Eindruck vermitteln, der Prozessor – so werden die Maschinen auch genannt – stehe auf Ketten. Die Waldbesitzer konnten bei der Vorstellung den Eindruck gewinnen, dass hier eine wirtschaftliche und zugleich schonende Form der Waldnutzung vorgestellt werden konnte. kw

Artikel vom 25.03.2017
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