Ärger über Wasserdiebstahl

Kreis Erding · Wasserzweckverband stellt mysteriöse Verluste fest

Große Gartenteichanlagen wie diese mit Wasser aus dem öffentlichen Netz am Zähler vorbei zu befüllen, ist Diebstahl. Bei diesem Teich gibt es Entwarnung: Das Wasser in diesem Biotop ist bezahlt. 	Foto: kw

Große Gartenteichanlagen wie diese mit Wasser aus dem öffentlichen Netz am Zähler vorbei zu befüllen, ist Diebstahl. Bei diesem Teich gibt es Entwarnung: Das Wasser in diesem Biotop ist bezahlt. Foto: kw

Erding/Kreis Erding · Es gibt wohl nichts, was nicht gestohlen werden kann. Was vor Kurzem bei einer Sitzung des Wasserzweckverbandes »Berglerner Gruppe« herauskam, hat bereits kreisweit für Aufsehen gesorgt und auch für eine Menge Ärger: Es ist Wasser »weggekommen« – einfach so abgezapft, und das in deutlich messbaren Mengen.

Immer mehr Besitzer schmucker Eigenheime finden Gefallen an Schwimmbädern und Gartenteichen. Und die müssen natürlich mit Wasser gefüllt werden. Dabei ist, wie Gemeindearbeiter berichteten, ein Trend zu immer größeren Anlagen zu beobachten.

Im Süden des Landkreises sprach ein kommunaler Arbeiter, der nicht genannt werden wollte, sogar schon von einer »Teicheritis«, die er beobachte. Und dann gibt es einen Trend, den man schon kriminell nennen muss: Da kennt einer der Teichbesitzer einen, der wiederum einen kennt, der an ein Standrohr kommen kann. Diese kommen auf den nächsten Unterflurhydranten in der Straße, die eigentlich eine Brandschutzeinrichtung darstellen. Dann wird ein Schlauch angeschlossen, und schon werden Schwimmbad und Gartenteich mit Wasser befüllt, immer schön am Wasserzähler vorbei. Zu diesem Zweck, so die Beobachtung, würden sich auch Nachbarn schon mal zusammenschließen.

»Wasserdiebstahl« nannte der Wassermeister Johann Steiner das in einer öffentlichen Sitzung des Zweckverbandes und erntete damit keinerlei Widerspruch. Die Ausmaße schlagen inzwischen auf die Statistiken durch, nämlich bei den Netzverlusten beim Wasser. Das ist grob gesagt die Differenz zwischen der Wassermenge, die aus den Brunnen gefördert wird, und der, für die letztlich die Gelder von den Anschlussnehmern eingehen. Bundesweit liegen diese Werte bei 6,5 Prozent. Wasserrohrbrüche und Feuerwehrübungen, Straßenreinigung und dergleichen tragen dazu bei.

Kratzen diese Werte aber, wie jetzt bei der Berglerner Gruppe, mal an der Marke von zehn Prozent, geht die Ursachenforschung los, denn da geht es um das Geld des Wassergebührenzahlers. Und da hatte eben Steiner seinem Ärger über diese mehr als unlauteren Zeitgenossen öffentlich Luft gemacht und damit die Debatte losgetreten. Dass seine Beobachtungen sofort von Gemeindearbeitern bestätigt wurden, macht die Sache erst recht zum Thema.

Steiner würde gern diesen Leuten auf die Schliche kommen, wusste aber noch nicht, wie. Nicht ganz ernst war sein in der öffentlichen Sitzung gebrachter Vorschlag, mittels Drohnen eine Art Luftaufklärung zu machen.

Abhilfe könnten aber durchaus Standrohre mit Wasseruhr darstellen, wie sie in einer ersten Reaktion schon von Gemeinderäten ins Gespräch gebracht werden. Dann könnte ordnungsgemäß abgerechnet werden. Das könnte sogar doppelt Sinn ergeben, denn dann müssten diejenigen, die ihre Teiche befüllen, nur das Wasser bezahlen. Läuft die Befüllungsaktion nämlich über die normale Hauswasserleitung fiele neben dem Wasserbezugspreis auch die Abwassergebühr an, weil die Abwassergebühr sich immer nach dem Frischwasserbezug richtet.

Ein Schwimmbecken und ein Teich fassen in der Regel mehrere Kubikmeter Wasser. Da kommt schnell mal ein dreistelliger Betrag zusammen. Nicht die Welt, aber wenn man sich das sparen kann, warum nicht, mag mancher denken. Aber leider ist das Wasser aus dem Hydrant kein Allgemeingut. Ungeschickt, wenn man das übersieht; schlimm, wenn man das ignoriert. kw

Artikel vom 24.02.2017
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