Böllerschützen mit mehr Kommunikation für mehr Verständnis

Erding · Böllerschützen Erding – „Krach“ aus Tradition

Feuer! Die Landkreis-Böller-Tagung ist wohl die lautstärkste Arbeitstagung kreisweit. Die Böllerschützen wollen an ihrer Tradition festhalten. 	Foto: kw

Feuer! Die Landkreis-Böller-Tagung ist wohl die lautstärkste Arbeitstagung kreisweit. Die Böllerschützen wollen an ihrer Tradition festhalten. Foto: kw

Erding/Kreis Erding · Sie haben zu kämpfen, auch wenn sie zum Teil große Kaliber ihr Eigen nennen: Die Böllerschützen im Kreis haben zu tun mit Vorurteilen, Beschwerden, und neuerdings auch mit konkreten Ängsten.

Wenn es nämlich irgendwo fürchterlich kracht, befürchten die Menschen immer öfter einen Anschlag als Ursache. Die veränderte Sicherheitslage und der Terror haben uns spätestens jetzt im Alltag erreicht.

Bei der Landkreistagung der Böllerschützen suchten und fanden die Aktiven Wege, mit diesen Problemen umzugehen. Der wichtigste: Kommunikation. Bodo Urban von der Polizeiinspektion Erding rief dringend dazu auf, jedes Schießen auch konsequent anzumelden. Dann könne die Polizei jeden Bürger, der anrufe, sofort beruhigen. Das habe auch mit der aktuell angespannten Lage zu tun.

Auf die ging auch der Gastreferent Robert Weinsteiger aus dem Nachbarkreis Freising ein: »Wenn du bei einem Volksfest unmittelbar hinter dem Zelt schießt und vorn weiß keiner was, dann ist das dem Ganzen nicht so förderlich.« Wobei Weinsteiger noch höflich untertrieb, denn in einem solchen Fall wäre eine Panikreaktion ganz einfach nachvollziehbar und entsprechend im Vorfeld vermeidbar.

Traditionspflege stößt auf ­Bürgerproteste

Gleichzeitig gebe es »die ­Unsitte, dass einige um Mitternacht noch rumballern. Kein im Bayerischen Sportschützenbund organisierter Böllerschütze tut sowas«, betonte Weinsteiger. »Aber auf uns fällt es zurück!«, konstatierte ein verärgerter Zwischenrufer, dem niemand widersprechen wollte. Dass aber auch bei kirchlichen Anlässen das Schießen immer wieder »an den Rand gedrängt« werde, das ärgerte auch den stellvertretenden Landrat Jakob Schwimmer. Darauf eingehend, meinte Weinsteiger trocken, dass es tatsächlich Geistliche gebe, die »absolut nicht schussfest« seien und meinte damit, die Kirchenvertreter würden das Böllerschießen aus verschiedenen Gründe nicht vertragen. Da müsse man das Gespräch suchen.

Tatsächlich ist das Böllerschießen etwa bei der Wandlung eine alte Tradition, an der die Schützen auch festhalten wollen. Immer wieder wird gegen das Böllerschießen der Tierschutz ins Feld geführt. Haustiere würden sich fürchterlich erschrecken, so die Argumentation. Darauf konnten die Schützen eine überzeugende Antwort geben und diese auch noch praktisch einüben: Wenn ein Schießen mit einer langsamen Abfolge von Einzelschüssen der beteiligten Schützen beginnt, sei das für alle Tiere weitaus erträglicher, als wenn 40 Schützen gleichzeitig einen gemeinsamen krachenden Salut abfeuern. Unter der Leitung von Schussmeister Franz Burgholzer wurde das auf der freien Fläche, wo sonst die Bogenschützen des gastgebenden Vereins ihre Sehnen spannen, ganz konkret nachvollzogen.

Und siehe da: Nicht einmal Bürgermeister Peter Deimel, der in seinem Grußwort zugegeben hatte, dass es ihn beim Schießen »immer zehn Zentimeter vom Boden weghebt«, blieb mit beiden Beinen fest auf dem Boden stehen. Gleichwohl musste er sagen, dass er als Bürgermeister das aushalten müsse: Hier die Traditionspflege, dort die garantierten Proteste von Bürgern. Da müsse man vermitteln und einen Mittelweg finden.

Das Problem hat die Polizei auch und Bodo Urban gab zu: »Wir sitzen immer zwischen den Stühlen.« Die Schützen aber zeigten sich entschlossen, ihre Tradition hoch zu halten, auch im Wandel der Zeit. So war es der Gau-Schützenmeister Georg Schatz aus Dorfen, der den Böllerschützen wünschte, »dass immer ein gutes Pulver da ist und dass jeder Schuss kracht!« kw

Artikel vom 20.01.2017
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