Wenn’s nicht mehr ohne geht

Fachstellen in Unterschleißheim und Garching beraten Suchtkranke

Garching-Hochbrück-Unterschleißheim · Jährlich sterben 74.000 Menschen durch Alkoholkonsum oder den kombinierten Konsum von Tabak und Alkohol, etwa 1,5 Millionen Menschen gelten als medikamentenabhängig – so die Zahlen der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen.

Die Sucht geht quer durch alle Schichten. Besonders wichtig ist oft die Rolle der Angehörigen. Sie können viel helfen, wenn sie wissen wie.

Die Caritas Fachambulanz für Suchterkrankungen in Garching-Hochbrück mit ihren Außenstellen in Unterschleißheim und Garching wurde im vergangenen Sommer eröffnet.

Fließender Übergang zu krankhaftem Verhalten

Die Mitarbeiter vor Ort beraten und betreuen Betroffene mit Suchtproblemen – sei es der Konsum von illegalen Drogen oder Alkoholmissbrauch. Dabei waren es seit der Eröffnung 40 Beratungen in Unterschleißheim und 50 in Garching, berichtete Andreas Ammer von der Fachambulanz für Suchterkrankungen der Caritas-Dienste Landkreis München.

Weit verbreitete Suchterkrankungen seien Alkohol und illegale Drogen. Auch Badesalzdrogen spielen im Landkreis ein wichtige Rolle. »Nicht nur in Münchner Clubs, sondern auch im Landkreis sind die Modedrogen verbreitet«, so Ammer.

Aber auch die nicht stoffgebundenen Süchte wie Kauf-, Internet- oder Glücksspielsucht spielen eine wichtige Rolle. Sie finden in der Öffentlichkeit wenig Beachtung und der Übergang zwischen gesundem und krankhaftem Verhalten sei oft fließend, heißt es weiter. »Dabei ist zum Beispiel gerade das Kaufen und die nahezu ununterbrochene Benutzung von Smartphones etwas, dem man sich kaum noch entziehen kann.« Besonders die Kombination aus beidem, also unterwegs noch schnell mit einem Klick Waren nach Hause zu bestellen, mache für viele Menschen einen besonderen Reiz aus. Es gilt bei den meisten Süchten, dass Betroffene alles um die Sucht herum organisieren und sich das ganze Denken auf die Substanz oder das Verhalten konzentriert.

Häufig fällt alles erst auf, wenn sich Schulden anhäufen, der Arbeitsplatz gefährdet ist oder soziale Kontakte unter der Abhängigkeit leiden. Dabei gehen Suchterkrankungen quer durch alle Milieus, Berufe und Altersstufen.

»Immer seltener werden Abhängigkeiten von einzelnen Substanzen und Verhaltensweisen. So kann etwa zu einer Online- Spielsucht auch exzessiver Cannabiskonsum kommen, was die Behandlung zwar erschwert, jedoch nicht unmöglich macht. Doch ganz gleich, welche Sucht es ist, die Betroffenen brauchen die Hilfe der Angehörigen«, heißt es weiter. Der erste Impuls bei vielen Familien ist, die Probleme unter den Teppich zu kehren und nach außen den Schein zu wahren. Dieses Verhalten führe allerdings dazu, das Problem hinauszuschieben und es so zu verschlimmern.

Abhängigen keine Vorwürfe machen

Ein klärendes Gespräch kann viel bewirken. Wichtig ist dabei, dem Abhängigen keine Vorwürfe zu machen und niemanden zu bevormunden. Hierbei sollen Betroffene wieder lernen, Verantwortung für ihr Leben zu übernehmen. Das kann bedeuten dem Angehörigen nicht mehr zu helfen, die Fassade aufrecht zu erhalten, sondern ihn bei der Krankheitsbewältigung zu unterstützen, sobald sich dieser dazu entschieden hat. Häufig treten an diesem Punkt bei den Angehörigen eigene Ängste, Befürchtungen und Schuldgefühle auf. Betroffene und Angehörige wissen oft nicht, welche Möglichkeiten es zur Behandlung von Abhängigkeitserkrankungen gibt. Das Team der Caritas Fachambulanz für Suchterkrankungen, bestehend aus Diplom- Psychologinnen, Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen, kann mit den Hilfesuchenden zusammen einen individuellen Weg aus dem süchtigen Verhalten finden und die Angehörigen unterstützen.

Die Hilfe ist freiwillig und kostenlos.

Weitere Informationen finden sich im Internet auf www.caritas-schleißheim-garching.de und unter Telefon 0 89/3 27 08 96 90. ch

Artikel vom 18.01.2017
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