Wie Kinder mitgestalten

Kinder und Jugendliche haben bei der Einwohnerversammlung das Wort

Der Spielplatz auf dem Leidinger Platz hat für die Kleinsten viel zu bieten. Spielgeräte für größere Kinder wären aber auch wünschenswert.	Foto: Katja Brenner

Der Spielplatz auf dem Leidinger Platz hat für die Kleinsten viel zu bieten. Spielgeräte für größere Kinder wären aber auch wünschenswert. Foto: Katja Brenner

Moosach · Eine Runde, in der sich Stadtteilpolitikerinnen mit Johanna, Hannelore oder Gabi und Vertreter der Polizei mit Lukas und Isabell vorstellen, ist bei uns schon etwas Besonderes.

Knapp 20 Kinder und Jugendliche aus Moosach konnten hier in einem Stuhlkreis bei Apfelschorle und Gebäck Ideen, Anregungen und Wünsche vorbringen. Denn der Unterausschuss für Jugend, Soziales, Schule und Kultur des Bezirksausschusses (BA) Moosach hatte für Freitag, 25. November, zur diesjährigen Einwohnerversammlung für Kinder und Jugendliche ins Mooskito geladen. Alle jungen Moosacherinnen und Moosacher, die ihr Viertel mitgestalten wollen – und sollen – konnten sich und ihre Anliegen hier persönlich einbringen.

Die Dinge ansprechen

Die zweistündige Veranstaltung begann zunächst aber mit einer Gesprächsrunde zum Thema Mobbing. Hierzu wurden Agnes Becker vom Präventions- und Interventionsprojekt »Komm, wir finden eine Lösung!« und Astrid Reschberger von »Kisko – Konflikte in Schulklassen kommunikativ lösen« eingeladen. Gemeinsam erarbeiteten sie mit den Kindern, was Mobbing bedeutet. Sie überlegten, wann und wo Mobbing vorkommen kann, benannten Formen und betrieben mögliche Ursachenforschung.

Gut die Hälfte derer, die sich zum Gespräch einfanden, besuchen eine Grundschule. Entsprechend behutsam näherten Becker und Reschberger sich dem Thema. Über kindgerechte Fragestellungen und aus den Perspektiven, wie sich Streit anfühlt, was Schulklassen brauchen, damit sie gut zusammenhalten und was man selbst braucht, damit man sich in der Klasse wohlfühlt, entwickelten die Kinder ihre Vorschläge und Handlungsmöglichkeiten. Sie trugen zusammen, dass ein gegenseitig wertschätzender Umgang, Freundschaften und die Erkenntnis, dass manches nicht aus Absicht passiert, einem guten Klassenklima förderlich sind. Um Ausgrenzung und Mobbing vorzubeugen, wurde auch besprochen, wie man Hilfe holen kann, falls man selbst oder Mitschüler hiervon betroffen sind.

Nach einer kurzen Pause begann schließlich die eigentliche Kinder- und Jugendversammlung. Nachdem der Unterausschussvorsitzende Wolfgang Kuhn (SPD) kurz über »Moosach in Zahlen« und die Arbeit des BA referiert hatte, kamen nun die Kinder zu Wort. Sie hatten im Vorfeld – und auch noch während der Sitzung – die Gelegenheit, ihre Anträge zu Papier zu bringen und sie im Plenum vorzustellen. Über die eingebrachten Anträge wurde dann abgestimmt. Nur die Moosacher Kinder und Jugendlichen durften hier mitstimmen. Die anwesenden Mitglieder des BA nahmen die Anliegen lediglich entgegen und standen mit Sachkompetenz und Ortskenntnis zur Seite. Die Grundschullehrerin Veronika Kahl (ÖDP), Mitglied des Unterausschusses Jugend, Soziales, Schule und Kultur und zweite stellvertretende BA-Vorsitzende, moderierte die Abstimmung mit pädagogischem Geschick und sorgte dafür, dass alle Anwesenden »am Ball blieben«.

Eigene Vorschläge einbringen

Wie Kinder sich und ihre Ideen konstruktiv in den Stadtteil einbringen können und wo sie Verbesserungsbedarf sehen, wurde in den vorgebrachten Anliegen deutlich: Einstimmig beschlossen wurden nicht nur Adams Anträge, der als Vertreter der Mittelschule München-Moosach eine größere Turnhalle und schnelleres Internet für seine Schule forderte. Auch der Gymnasiast Jakob, der gerne »Etwas für Größere« auf dem Leidinger-Spielplatz vorfinden möchte, fand einstimmigen Zuspruch für seinen Vorschlag. Ebenfalls aufgenommen wurde das Anliegen mehrerer Jugendlicher: Sie möchten abends gerne Fußball spielen und wünschen sich helleres Licht sowie eine längere Beleuchtungszeit des Fußballplatzes beim Boomerang. Auch ein zweiter Bolzplatz gleich daneben steht ihnen im Sinn, da der vorhandene sehr beliebt und daher meist ausgelastet sei.

An den Themen dran bleiben

Wenn auch Zeyneps Wunsch nach einem Spielplatz direkt am Moosacher Bahnhof wohl nicht erfüllt werden wird, so ist die Einwohnerversammlung für Kinder und Jugendliche doch eine pädagogisch wertvolle Heranführung an das Demokratieverständnis und das sich daraus ergebende Mitbestimmungs- und Mitgestaltungspotenzial. Die Anträge werden nämlich im BA aufgegriffen und in dessen Entscheidungen miteinbezogen. Auf diese Weise können Kinder sich mittelbar einbringen und erfahren, wie es ist, etwas im eigenen Viertel zu bewegen. Manches konnte auch gänzlich unkompliziert und vor Ort geklärt werden: Ein Antrag, der nur das Mooskito betraf, wurde dort direkt entgegengenommen. Und Angelegenheiten, die eigentlich Sache der Polizei sind, wurden in deren Hände übergeben.

Bei den Anliegen stand klar die kinderfreundliche Ausgestaltung des öffentlichen Raumes im Vordergrund: Die meisten Forderungen der Kinder hatten den Wunsch nach einem Zebrastreifen, einer Ampel oder einem Halteverbot zum Gegenstand. Zudem liegt es ohnehin nahe, Lösungsvorschläge von denen, die Umgestaltungen auf ihren täglichen Wegen vorwiegend betreffen, einzuholen. Und es zeigte sich, dass die Moosacher Kinder ein gutes Auge für ihre Umwelt und ein gutes Gespür für eigene Sicherheit haben: Die Inhalte der Anträge der jungen Moosacher waren teilweise schon Gegenstand im BA oder werden bereits bearbeitet – wie etwa das Problem mit den verhältnismäßig kurzen Grünphasen der Ampelanlage vor dem Mooskito. Katja Brenner

Artikel vom 07.12.2016
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