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Fröttmaning · Neues Bäckerei-Projekt der AWO am Admiralbogen fördert Integration
Stellen das leckere Angebot im Haidcafé vor (von rechts): Holger Steckermaier, Betriebsleiter Georg Brandl und dessen Stellvertreter Stefan Herold. Foto: ch
Fröttmaning · Donnerstagnachmittag. U-Bahnof Fröttmaning. Die Bahn ist gerade wieder abgefahren und die Gegend fernab der Gleise wirkt verwaist.
Vor dem hellen Neubau der AWO am Admiralbogen herrscht im Gegensatz dazu reges Treiben. Hier nutzen Besucher bereits Tische und Sitzmöglichkeiten für eine Pause. Denn seit Anfang Juli gibt es hier das Haidcafé, eine Bäckerei mit Café-Betrieb u. a. für die Bewohner der neuen Siedlung. Die Bäckerei ist freundlich gestaltet: dunkler Boden und gemütliches Mobiliar. Die Theke in der Mitte des Raumes ist gut gefüllt mit allerhand Gaumenfreuden. Dahinter stehen Menschen, die Freude an ihrer Arbeit haben. Für sie ist es der Weg zurück in den geregelten Arbeitsalltag.
Die Bäckerei ist ein Beschäftigungsprojekt im Rahmen der Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM). Beschäftigt sind hierbei ausschließlich Menschen mit psychischen Erkrankungen. Träger ist die AWO München ConceptLiving GmbH. Im Zuge eines Werkstattverbundes besteht eine enge Kooperation mit der Lebenshilfe Werkstatt München. Neben der Bäckerei existieren weitere Betriebsstätten wie u. a. eine Druckerei, eine Schreinerei, ein EDV-Reparaturservice und eine Kfz-Werkstatt. Die Schreinerei besteht seit fast 30 Jahren. Betreut werden die Teilnehmer in den Betriebsstätten von speziell geschulten Anleitern und 15 Sozialpädagogen.
Dass in den Betriebsstätten Menschen mit psychischen Erkrankungen (z.B. Burnout) arbeiten, ist für Kunden nicht erkennbar. Und das sei auch gut so, sagt Holger Steckermaier, Geschäftsführer der AWO MünchenConceptLivingGmbH. Schließlich verbinden viele mit dem Begriff »Behindertenwerkstatt« ein bestimmtes Stigma. Das wolle man nicht. Denn unter den insgesamt 45 Teilnehmern der Beschäftigungsprojekte sind mitunter hochgebildete Menschen. Steckermaier: »Die psychische Erkrankung tritt oft sehr früh auf, was für viele junge Menschen fatal ist.« Im Durchschnitt sind die Teilnehmer der Projekte etwa Mitte 30. Nach wie vor sei die Teilhabe am Arbeitsleben für Menschen mit einer psychischen Erkrankung jedoch unzureichend realisiert, ergänzt Steckermaier.
Die WfbM verfolgt deshalb das Ziel, ihnen individuelle Beschäftigungsmöglichkeiten und berufliche Förderung anzubieten, um eine weitestgehende Teilhabe zu ermöglichen. Die Mitarbeiter in den Betriebsstätten sind grundsätzlich erwerbsunfähig. Sie verbringen im Rahmen des Beschäftigungsprojektes zwei Jahre und drei Monate im Berufsbildungsbereichs. Mindestens eineinhalb Tage in der Woche erhalten die Projektteilnehmer Zusatzunterricht in verschiedenen Bereichen – wie zum Beispiel PC-Unterricht. Auch nach der Berufsbildungszeit können sie in den Werkstätten bleiben, wenn der Bezirk Oberbayern als Kostenträger zustimmt.
Derzeit arbeiten zwei Teilnehmer im Haidcafé, das Platz für insgesamt neun bietet. Demnächst sollen es mehr werden. Fachliche Unterstützung erhalten sie von Betriebsleiter Georg Brandl und dessen Stellvertreter Stefan Herold. »Wichtig ist, dass sich die Teilnehmer hier pudelwohl fühlen«, sagt Steckermaier. Die Teilnehmer arbeiten 35 Stunden pro Woche (einschließlich der Unterrichtszeiten). »Sie sollen nicht überfordert werden.« In Kürze soll es im hinteren Bereich der Bäckerei eine kleine Auswahl an Lebensmitteln für die Nahversorger geben. Geöffnet ist das Haidcafé übrigens montags bis freitags von 6.30 bis 19 Uhr und samstags von 7 bis 11 Uhr. Christine Henze
Artikel vom 18.08.2015Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp
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