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Das 1929 erbaute Krematorium auf dem Ostfriedhof macht einem Neubau Platz

Das 1929 erbaute Krematorium auf dem Ostfriedhof.

Das 1929 erbaute Krematorium auf dem Ostfriedhof.

Obergiesing · Das alte Krematorium auf der Ostflanke des Münchner Ostfriedhofs ist längst dem Abriss geweiht.

Ein größerer und deutlich moderner strukturierter Neubau mit Säulengängen und abgeschirmt durch befriedende und lärmschützende Baumreihen soll das alte, zwar architektonisch reizvolle, aber in die Jahre gekommene Anwesen ersetzen (wir berichteten). Doch in Sachen Innovation auf dem traditionsreichen Gottesacker ist dies längst noch nicht alles. Nach dem Vorbild anderer Großstädte wie Berlin oder Hamburg soll es im Ensemble des neuen Krematoriums auch ein eigenes Besucher-Café für die Trauernden geben. Stadt und Friedhofsverwaltung tragen damit einem sich wandelnden Zeitgeist Rechnung. Im kommenden Frühjahr soll mit dem Neubau des Krematoriums begonnen werden. Die Fertigstellung ist für Ende 2017 terminiert. Erst in der Folge soll dann das Café anstelle eines Erweiterungsbaus des alten Krematoriums entstehen, der ebenfalls abgerissen wird.

Sensible Begegnungsstätten am Rande der reinen Trauerorte sowie als Ruheoasen abseits großtstädtischen Trubels um die Friedhöfe herum sollen die neuen Gastro-Tempel wie demnächst am Ostfriedhof sein. Auch Münchens Friedhofgestalter und -verantwortliche wollen zunehmenden Trends Rechnung tragen. Zum einen erlebt die Feuerbestattung stark steigende Zahlen, denen altherkömmliche Krematorien in Sachen Technik und Funktionalität allzu oft hinterherhecheln. Zudem reist eine stetig mobilere Gesellschaft heute vermehrt von weit her zu den Trauerfeiern für ihre Liebsten an. Die Hinterbliebenen möchten dann die eigentliche Trauerfeier und Einäscherung möglichst zeit- und ortsnah mit intensiven Gesprächen und dem Trauern vor Ort verbinden. Natürlich soll ein derartiges Kaffeehaus auch ein Anlaufpunkt für Friedhofsbesucher und Flaneure werden. Dabei soll die neue Gastronomie auf dem Friedhof recht umfangreich ausgestaltet werden.

Neben einem zentralen Gastraum sollen auch drei separate »Banketträume« entstehen, um auf Wunsch Abgeschiedenheit und einzelnen Gesellschaften auch eine separierte Trauerfeier zu ermöglichen. Neben der reinen Gastronomie soll vor Ort aber auch genug Raum für die begleitende Seelsorge geschaffen werden. Ein größerer Gruppenraum und zwei separate Gesprächsräume sollen den intensiven seelsorgerischen Kontakt mit der Trauergemeinde ermöglichen. Die Öffnungszeiten sollen nach Angaben der Stadtverwaltung an jene des Friedhofs angekoppelt werden. Zudem ist vorgesehen, in der neuen Gastronomie von Zeit zu Zeit auch diverse Abendveranstaltungen wie Vorträge oder klassische Konzerte durchzuführen.

Weil die Stadt ein solches Café nach den Statuten nicht selbst betreiben darf, muss die Kommune einen anderen Betreiber finden. Einen potentiellen Interessenten am Ostfriedhof gibt es in Form der Katholischen Kirche bereits. Die Erzdiözese München-Freising hatte der Stadt zuvor bereits zugesichert, die Räumlichkeiten allen Konfessionen für Feierlichheiten zur Verfügung zu stellen. Die zukunftsweisende Ausweitung des Angebotes ist zeitlich wie planerisch eingebettet in den Neubau des Krematoriums als Herzstück der Maßnahme. Diverse Um- und Ausbauten am alten Krematorium, das 1929 erbaut worden war, konnten während der vergangenen Jahrzehnte die Defizite fehlenden technischen Strukturen letztlich aus Sicht der Stadtverantwortlichen nicht mehr auffangen. Künftig sollen vor allem auch umständliche Wege wegfallen.

So soll die Anlieferung und Aufbahrung der Särge direkt am und im neuen Krematorium vollzogen werden. Nahe der neuen Kühlräume wird es auch eigene Verabschiedungsräumlichkeiten für die Angehörigen geben. Erst nach Inbetriebnahme des neuen Baus wird der in den 1980er Jahren als Erweiterung des alten Krematoriums errichtete Ersatzneubau ebenfalls abgerissen. An dessen Stelle soll dann das Café entstehen. Im neuen Krematorium selbst sollen künftig etwa 12.000 Einäscherungen pro Jahr erfolgen. HH

Artikel vom 11.08.2015
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