Abriss statt Sanierung

Brunnthal · Die Wahrscheinlichkeit für einen Saal-Neubau steigt weiter

Noch steht er – aber die Zeichen stehen auf Abriss: Der Saal auf dem abgetragenen Lutterschmid-Gelände soll wohl einem Neubau weichen.	Foto: RedB

Noch steht er – aber die Zeichen stehen auf Abriss: Der Saal auf dem abgetragenen Lutterschmid-Gelände soll wohl einem Neubau weichen. Foto: RedB

Brunnthal · Die Tage für den Veranstaltungssaal auf dem alten Lutterschmid-Gelände direkt gegenüber des Brunnthaler Rathauses scheinen gezählt. Denn eine Sanierung der betagten, allerdings in den 1980ern sanierten Räumlichkeit würde wohl fast 2 Millionen Euro und damit ebenso viel kosten wie ein Neubau des Wirtshaussaals.

Bei der eigens wegen der Bedeutung des Themas in die Schulaula verlegten Gemeinderatssitzung zeichnete sich eine Mehrheit für den Abriss deshalb deutlich ab. Auch bei der Neuausgestaltung der Ortsmitte gab es Fortschritte. Beste Karten auf eine bauliche Realisierung hat die sogenannte Variante »F« aus der Planungsfeder des von der Gemeinde beauftragten Büros Eck Hogaplan um Projektsteuerer Heinz Eck. Mit 12:2-Stimmen und lediglich gegen die Mandate der beiden PWB-Räte Siegfried Hauser und Robert Huber stimmte der Rat deutlich dafür, diese Variante in den kommenden Planungsphasen weiter zu betreiben. Die Variante »F« sieht explizit jenen Saal-Abriss im Osten des alten Lutterschmid-Areals vor. Dessen Neubau soll dann nach Westen versetzt in ein neues Gebäudekonstrukt integriert werden. Dieses beschreibt in seiner Lage ein umgekehrtes bauliches »L« zum Rathaus gegenüber sowie zur Hofoldinger- und Münchner Straße. Exakt jener Entwurf hatte auch bei einer zuvor durchgeführten Bürgerbefragung die meisten Stimmen erzielt. Immerhin wurden aber auch die beiden Bedenkenträger und Befürworter eines Saalerhaltes nicht übergangen. Denn die Planer erhielten vonseiten der Gemeinde auch den Auftrag, eine weitere Planungsvariante zumindest kostentechnisch zu prüfen, bei der der Saal erhalten bliebe. Doch in Brunnthal scheinen nun die Weichen in Richtung eines Saalabrisses endgültig gestellt. Bürgermeister Stefan Kern (CSU) verlangte: »Wir müssen endlich vorankommen«. Allerdings will man seitens des Gemeinderates den Planungsfortschritt weiterhin in ein strenges Kostenkorsett einbinden. Aus allen Fraktionen waren Appelle laut geworden, die Planungskosten nicht wildwüchsig ins Kraut schießen zu lassen. Es müsse eine Obergrenze, etwa bei neun Millionen Euro, festgezurrt werden.

Damit bewegt man sich ohnehin bereits weit über jenen einst avisierten 6 Millionen für den Neubau der repräsentativen Ortsmitte. »Erschrocken« zeigten sich die Ratsmitglieder deshalb bereits mit Blick auf die enormen Kosten eines bloßen Saal-Abrisses und Neubaus. »Mir ist da ganz schön der Schreck in die Glieder gefahren«, bekannte etwa Rathauschef Kern. Jedenfalls scheinen die Hoffnungen mancher Brunnthaler konterkariert, den Saal für eine überschaubare Summe zu sanieren und im Rahmen einer Neuüberplanung nebenan in den neuen Komplex zu integrieren. Werner Eck nahm all diesen Hoffnungen den Wind aus den Segeln. Statische Ertüchtigung eines auch noch feuchten Saals, eine komplett neue Elektroinstallation seien ebenso in Angriff zu nehmen wie die Erneuerung von Sanitäranlagen oder Heizung. Dafür bekomme man, so Eck, nur eine eingeschränkte Nutzbarkeit. Zu niedrig und schlecht ausgestattet sei der Bestandssaal für manche ehrgeizige Veranstaltung abseits von Hochzeit und Faschingsfest. Ein Neubau biete laut Eck »vor allem viele funktionale Vorteile«. So könne man den Gebäudekomplex dabei von der östlichen Grundstückskante weiter nach innen rücken und damit auch die Zufahrtssituation verbessern. Auch wäre mehr Platz in einem künftig mehrgeschossigen Anbau für Gästezimmer vorhanden. Das alles offenbar für weniger Geld. Denn den Preis für einen Neubau bezifferten Eck und Co. mit rund 1,9 Millionen Euro und damit etwa 50.000 Euro »preiswerter« als eine Sanierung. Warum das so sei, machte der Planer beispielhaft an der Elektrik deutlich. So koste eine Erneuerung der alten Anlage allein schon 125.000 Euro mehr als eine entsprechende Anlage im jetzt avisierten Neubau.

Kostenschock und Vergleichsansätze, die am Ende die Mehrheit im Rat überzeugten. Diversen Räten dauert die ganze Planung und das seit drei Jahren erprobte Hin-und-Her ohnehin schon zu lange. Langzeit-Gemeinderat Ernst Portenlänger (SPD) etwa zeigte sich »enttäuscht« vom bisherigen Projekfortschritt. Es dauere alles »viel zu lange«. Er wolle schließlich den neuen Gasthof »noch erleben«. Allerdings waren sich die Räte weitgehend einig, dass auch eine Kostenobergrenze festgezurrt werden müsse. »Wir müssen die Größe des künftigen Ensembles auch an die finanziellen Möglichkeiten anpassen«, argumentierte Daniel Brenner (CSU). Zeit für kalte Füße sei es allerdings nicht. Schließlich lägen bis auf den Wirtssaal noch keine belastbaren Zahlen vor. Die soll es nach der weitergehenden Expertise Ecks und seines Teams erst Herbst geben. Dagegen wurden weitere Eckpunkte festgezurrt. Neben Gastfhof und Saal soll ein Biergarten im Hof entstehen. Dazu mindest 30 Gästebetten angeboten werden, Raum für eine Filiale der Raiffeisenbank, für Gewerbe und für einen Markt vorgehalten werden. Der Abriss eines Bungalows im Süden des Planungsgebietes, wo nach ersten Erhebungen künftig zusätzlicher Wohnraum im Zuge eines Neubaus geschaffen werden könnte, wurde dagegen erst einmal aufgeschoben.

Artikel vom 29.07.2015
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...