Eine echte Gemeinschaft

Hohenbrunn · Zehn Jahre Inklusions-Mannschaft beim TSV Hohenbrunn

Die Inklusions-Mannschaft des TSV Hohenbrunn ist seit zehn Jahren ein echtes Vorzeige-Modell. FAIRständnis ist hier an der Tagesordnung.	Foto: VA

Die Inklusions-Mannschaft des TSV Hohenbrunn ist seit zehn Jahren ein echtes Vorzeige-Modell. FAIRständnis ist hier an der Tagesordnung. Foto: VA

Hohenbrunn · Obwohl die Fußball-Mannschaft von Trainer Alfred Rietzler und Bernd Prösler noch keine Tabelle angeführt, keinen Aufstieg gefeiert hat, kann, nein muss man hier von einem echten Erfolgsmodell sprechen, das Vorzeigecharakter hat: Die Rede ist von der Inklusionsmannschaft des TSV Hohenbrunn, die dieser Tage ihren 10. Geburtstag feiert.

Derzeit zählt die Mannschaft 32 Spieler zwischen zwölf und 16 Jahren, darunter auch einige Mädchen. Angefangen hat alles mit Tobias, der heute 16 Jahre alt und beeinträchtigt ist. Sein Vater kam damals zu Alfred Rietzler, der zu dem Zeitpunkt Jugendwart des TSV Hohenbrunn war, um zu fragen, ob es nicht eine Mannschaft gebe, in der sein Sohn mitkicken könne. Die Idee, das Beeinträchtigte und Nicht-Beeinträchtigte miteinander Fußball spielen, gefiel Alfred Rietzler so gut, dass er kurzer Hand eine eigene Mannschaft, eine Inklusions-Mannschaft gründete. Ziel ist es, gestern wie heute, dass sowohl die nicht-beeinträchtigten Kinder gefördert, die beeinträchtigten Kinder aber nicht überfordert werden. »Da jede Behinderung anders ist, muss man sich auf jedes Kind individuell einstellen und es seinen Talenten und Möglichkeiten nach fördern und fordern«, erklärt Alfred Rietzler. Die Mannschaft wuchs und wuchs in den letzten Jahren, denn leider bieten nur vier Vereine im Großraum München Inklusions-Mannschaften an (SC Gröbenzell, SV Aubing, TSV Forstenried, TSV Oberpframmern und der SC Gauting). »Das ist mehr als schade, denn auch wenn man sportlich vielleicht nicht viel gewinnen kann, so ist es doch eine Freude zu sehen, wie wunderbar der Umgang der Kinder miteinander in der Inklusions-Mannschaft läuft. Niemand wird ausgegrenzt, niemand gemobbt, niemand steht nur dabei, alle dürfen mitmachen«, schwärmt der engagierte 76-Jährige.

Auch für die nicht beeinträchtigten Kinder gibt es hier allerhand zu lernen: Damit das Spiel für alle funktioniert, dürfen die nicht beeinträchtigen Kinder das Spiel nicht dominieren und müssen auch den Ball dann abgeben, wenn man mal eine Torchance deswegen verliert, der Mannschaftskamerad dafür aber auch vollwertiges Teil des Teams ist. »Hier kann man die so viel geforderten sozialen Kompetenzen erlernen und trainieren«, betont der engagierte Hohenbrunner. Einmal wöchentlich trainieren die Kinder miteinander, im Sommer auf dem Feld, im Winter in der Halle. Mit den anderen Inklusions-Mannschaften veranstalte man immer wieder gemeinsame Tuniere, so Rietzler. Einer der Höhepunkt in den letzten zehn Jahren war für die Inklusions-Mannschaft die Möglichkeit, ein Spiel in der Allianz-Arena durchzuführen. Ein Vater hatte diese Möglichkeit aufgetan, die von allen Kindern natürlich begeistert aufgenommen wurde. »Aber nicht nur auf die Spieler wirkt unser Verhaltenskodex befriedend, sondern auch auf die Eltern. Bei unseren Spielen sieht man keine schreienden Eltern an der Linie stehen, die ihrem Kind Tipps und Befehle zu rufen«, verrät Rietzler schmunzelnd. Er wünscht sich aber nicht nur mehr Vereine, die Inklusionsgruppen anbieten, sondern auch mehr ehrenamtliche Helfer, damit man die Kinder altersmäßig besser aufteilen kann (Infos: arietzler@web.de). »Unsere Altersspanne ist von zwölf bis derzeit 16 Jahren ziemlich groß«, gibt der aktive Senior zu bedenken. So lange er fit und gesund bleibt, möchte er diese schöne und erfüllende Aufgabe auf jeden Fall weitermachen, verspricht er.

H. Woschée

Artikel vom 20.05.2015
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