Der Weg ist jetzt frei

Brunnthal · Der Lutterschmid geht, die neue Ortsmitte kann kommen

Vom alten Gasthof Lutterschmid blieb nur ein Haufen Schutt übrig. Über den Fortbestand des Saals (li.) ist noch keine Entscheidung gefallen. 	Foto: RedB

Vom alten Gasthof Lutterschmid blieb nur ein Haufen Schutt übrig. Über den Fortbestand des Saals (li.) ist noch keine Entscheidung gefallen. Foto: RedB

Brunnthal · Ende April war in der Brunnthaler Ortsmitte ein interessanter Gegensatz zu beobachten. Draußen, schräg gegenüber vom Rathaus, wurden die letzten Reste des traditionsreichen Gasthofs Lutterschmid abgetragen und ein Geröllfeld prägte die Szenerie.

Drinnen, bei der eigens für die zahlreich erwarteten Bürger in den Mehrzweckraum der Schule verlegten Gemeinderatssitzung, tagten Räte und Planer beim einzigen Tagesordnungspunkt über die zukünftige Ausgestaltung der neuen Ortsmitte. Den maroden Alt-Gasthof abzutragen und etwas neues, für die Zusammengehörigkeit innerhalb der Gemeinde Sinnstiftendes an dessen Stelle zu errichten – über diese Grundausrichtung ist man sich in Brunnthal längst einig. Über das »Wie« gab es und gibt es offenbar durchaus noch Gesprächsbedarf. Das Vorhaben umfasst einen neuen Gasthof samt Pension, mit Gewerbeflächen, Bankfiliale und Wohnungen sowie einem Biergarten im Innern und Tiefgarage im Bauch des neuen Zentrums.

Aus sechs Planungsvarianten der Architektur-Bürogemeinschaft Eck-Hogaplan waren sechs Projektvarianten erwachsen. Am Ende verdichteten sich Beratungen auf nur noch zwei Lösungsansätze. Wichtige Fakten: Der rund 30 Jahre alte Saal auf der Ostseite des Lutterschmid-Geländes dürfte wohl nicht erhaltbar sein: Wirtschaftliche und bautechnische Erwägungen sprechen offenbar dafür, hier eine komplett neue Überbauung zu installieren. Auch der ehrgeizige Zeitplan des Rathauschefs, möglichst schon 2017 mit dem Neubau fertig zu sein, bekam eine zeitliche Delle. »Wenn heute bereits eine definitive Entscheidung für eine der Varianten gefallen wäre, hätten wir den Termin wohl halten können«, so Kern. »Jetzt ist das nicht mehr zu machen«, bedauerte er weiter. Es wird wohl 2018, ehe die Brunnthaler durch ihr neues Zentrum spazieren könnten.

Dennoch: Inzwischen nehmen die Planungen Konturen an. Das auf ähnliche Projekte wie in Brunnthal spezilisierte Planungskonsortium Eck Hogaplan hat einige zukunftsweisende Varianten vorgestellt, die bei Gemeinderat und Bürgern auf fruchtbaren Boden fielen. So darf man davon ausgehen, dass es im Kern eine offene Ausgestaltung der neuen Ortsmitte geben wird: mit einer Freifläche, die sich nach Norden und Westen hin zum gegenüberliegenden Rathaus öffnet und so eine transparente Sichtbeziehung herstellt. Zudem könnten die Planungen der Gemeinde sogar noch etwas großzügiger werden.

Denn wie bei der öffentlichen Sitzung am Mittwoch bekannt wurde, steht die Gemeinde kurz vor dem Abschluss eines rund 1.100 Quadratmeter großen Areals am Südrand des bisherigen Geländeumgriffs entlang der Hofoldinger Straße. Dort könnte ein zusätzliches Anwesen mit auch in Brunnthal stark nachgefragten Wohnungen entstehen. Weniger positiv aus Sicht vieler Brunnthaler und manchen Gemeinderates: Die Tage des rund 30 Jahre alten Saals des nun abgerissenen Lutterschmid-Ensembles, der nach bisherigen Plänen erhalten bleiben soll und derzeit aus der Abrissmasse an der Münchner Straße noch herausragt, könnten gezählt sein. Eigentlich sollte er nach einer Sanierung in das neue Ortszentrum integriert werden. Doch insbesondere bei den Planern bestehen aktuell Zweifel, ob der beim Neubau des Ensembles rechtlich ebenfalls neu zu bewertende Saal beim Thema Dachlasten (insbesondere etwa bei Schneemassen), beim Brandschutz oder in Sachen Wärmedämmung noch den neueren und strengeren Auflagen genüge.

Die Planer Heinz Eck und Christian Merk betonten vor den interessierten Zuhörern, das besondere Potenzial einer neuen Ortsmitte. Allerdings hoben beide auch durchaus warnend den Zeigefinger. Die bauliche Ausgestaltung und insbesondere eine genaue Planung der künftigen Nutzung und Ausrichtung mahnte Eck an. Der Gasthof müsse für das klassische, vor Ort angestrebte Wirtepaar und -team im Zentrum stehen. Von einem Hotel mochte Eck aufgrund kaum zu realisierender Auflagen gar nicht sprechen. »Ein Beherbergungsbetrieb mit 30 Betten« dagegen helfe dem Wirt, besser kalkulieren zu können. Zwei offene Varianten – eine mit Erhaltung des Saals, eine ohne, mit einer leichten baulichen V-Stellung und Öffnung zum Rathaus – kristallisierten sich als Favoriten des Abends heraus.

Durch Veröffentlichung der Pläne will Bürgermeister Stefan Kern auch die Brunnthaler selbst noch mehr in die Entscheidung einbinden. Die Planungen haben sich konkretisiert – entschieden ist die genaue Gestaltung der neuen Brunnthaler Ortsmitte aber noch nicht.

Spätestens im Juli sollen nach weiteren Gutachten zum Saal, abgeschlossenem Grunderwerb im Süden des Planungsgebiets und Detailerhebungen jedoch weitere Entscheidungen im Gemeinderat fallen. RedB

Artikel vom 05.05.2015
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