»Ausgepackt!« – Bewegende Einblicke

Das Firmen- und Familienarchiv Rosenthal im Stadtarchiv München

Das Antiquariatshaus Rosenthal war vor dem Zweiten Weltkrieg in München zuhause.	Foto: Veranstalter

Das Antiquariatshaus Rosenthal war vor dem Zweiten Weltkrieg in München zuhause. Foto: Veranstalter

Schwabing West · Der Name »Rosenthal« stand in München lange Zeit für mehrere, überregional bedeutende Antiquariatshäuser. Die jüdische Firma Jacques Rosenthal hatte über Jahrzehnte ihren Sitz in einem Palais an der Brienner Straße, bis in der Weltwirtschaftskrise die Geschäfte erlahmten und die nationalsozialistischen Machthaber die Familie in die Emigration zwangen.

Von dem inzwischen in London und Oxford ansässigen Familienzweig konnte das Stadtarchiv im vergangenen Jahr einen umfangreichen Fundus an Geschäftsunterlagen, Katalogen und Familienkorrespondenz erwerben.

Diese werden am Mittwoch, 11. März, ab 19 Uhr im Rahmen der öffentlichen Veranstaltung »Ausgepackt! Das Firmen- und Familienarchiv Rosenthal im Stadtarchiv München« in seinen Räumen in der Winzererstraße 68 präsentiert. Zu Wort werden kommen: Dr. Michael Stephan, Leiter des Stadtarchivs München, Julia Rosenthal, Antiquarin, London – Oxford, Anton Löffelmeier M.A., Stadtarchiv München, Elisabeth Angermair M.A., Stadtarchiv München, Dr. Dirk Heißerer, Literaturwissenschaftler, München, und Eberhard Köstler, Antiquar, Tutzing. Die musikalische Umrahmung gestaltet »Hofmarkmusik«, die Lesung liegt in der Verantwortung von Julia Cortis.

Der Neuzugang umfasst Unterlagen aus dem 1895 gegründeten Antiquariat Jacques Rosenthals (1850 – 1937), das seinerzeit zu den bedeutendsten Häusern in Deutschland zählte und über einen weltweiten Kundenkreis verfügte. Mit der Ausweitung der Tätigkeit auch auf wertvolle Kunstgegenstände hatte das Antiquariat Jacques Rosenthal einen großen Anteil an Münchens Aufstieg zur Metropole eines weltweiten Kunst- und Antiquitätenhandels in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg.

Strategische Filiale in der Schweiz

Der Sohn Erwin Rosenthal (1889 – 1981), promovierter Kunsthistoriker, vertiefte über das Geschäftliche hinaus die wissenschaftliche Aufarbeitung und den gelehrten Austausch über die Handelsgegenstände. Seine Kontakte ins Ausland – seit 1912 war er mit Margherita Olschki, Tochter des Florentiner Antiquars Leo Olschki, verheiratet – und seine vorausschauende Filialgründung in der Schweiz ebneten der Familie nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten die Wege in die Emigration. In den USA und später in der Schweiz führte Erwin Rosenthal ein Leben als Antiquar, Universitätsdozent und Privatgelehrter; sein schriftlicher Nachlass ist nun im Stadtarchiv München ebenso überliefert wie die Teile der umfangreichen privaten Korrespondenz zwischen den über verschiedene Erdteile verstreuten Familienmitgliedern.

Erwin Rosenthals ältester Sohn Albi ließ sich in London und Oxford nieder und etablierte hier ebenfalls ein Antiquariat, das einen Schwerpunkt auf den Handel mit Musikautographen legte. Die Firma A. Rosenthal Ltd. wird heute von dessen Tochter Julia Rosenthal geführt, die dem Stadtarchiv das wertvolle Firmen- und Familienarchiv im Jahr 2014 übereignete.

Artikel vom 10.03.2015
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