Bedrohte Biber

Au/Isarvorstadt · Münchner Naturschützer kritisieren Rodungen auf der Museumsinsel

Naturschützer sorgen sich um die Biber, die Stadt verweist auf den nötigen Hochwasserschutz: Die Rodung der Museumsinsel sorgt für Diskussionen.	Foto: js

Naturschützer sorgen sich um die Biber, die Stadt verweist auf den nötigen Hochwasserschutz: Die Rodung der Museumsinsel sorgt für Diskussionen. Foto: js

Au/Isarvorstadt · Die Rodung der Museumsinsel an der Kleinen Isar hat bei Naturschutzverbänden Empörung ausgelöst. Mit der Maßnahme sei ein wichtiger Lebensraum für Tiere zerstört worden, rügen die Experten.

Möglicherweise seien dabei sogar einige der Biber getötet worden, die auf dem Areal seit Anfang der 1990er-Jahre zuhause sind. Das Baureferat der Stadt hingegen rechtfertigt die Aktion. Die Winterburg der Biber sei nicht angetastet worden, versichert Dagmar Rümenapf, Sprecherin der Behörde. Wo bis vor Kurzem eine üppig bewachsene Flusslandschaft zu sehen war, herrscht nun Kahlschlag. Nur noch die Pappeln säumen den Rand der Isarinsel südlich der Zenneckbrücke. Nahezu alle Sträucher haben Mitarbeiter des Baureferats im Februar entfernt. Rodungen gebe es an der Isar jedes Jahr, erklärt Rümenapf. Sie finden stets an anderen Stellen statt und seien nötig aus Gründen des Hochwasserschutzes.

Martin Hänsel, stellvertretender Geschäftsführer der Kreisgruppe München beim Bund Naturschutz (BN), hält dieses Argument jedoch für vorgeschoben. »So eine Begründung habe ich in der Vergangenheit noch nie gehört«, sagt er. Durch das Abholzen der Sträucher werde der Wasserfluss beschleunigt: »Damit verlagert man das Problem auf die Gemeinden, die sich flussabwärts befinden.« Grundsätzlich sei gegen die maßvolle Entfernung von Gewächsen nichts einzuwenden, da eine übermäßige Bewaldung die typische Flusslandschaft beeinträchtige: »Aber diesmal ist die Maßnahme völlig aus dem Ruder gelaufen.« Denn bei der Rodung seien auch zahlreiche unterirdische Bauten und Gänge der Biber zerstört worden. Unklar sei, ob die Tiere überhaupt noch leben. »Eine ökologische Beratung wäre unbedingt nötig gewesen«, meint Hänsel. Bei der Renaturierung der Isar sei der BN immer mit einbezogen worden. Er kann nicht nachvollziehen, weshalb der Verband nun übergangen worden sei. Die Stadt sei nicht verpflichtet, Naturschutzverbände an derartigen Maßnahmen zu beteiligen, erklärt indes Rümenapf: »Wir machen das freiwillig.« Weshalb der BN diesmal nicht kontaktiert worden sei, wisse sie nicht. Auch die in mehreren Medien erwähnte Zusammenarbeit mit dem Landesverband für Vogelschutz (LBV) hat es offenbar nicht gegeben. »Die Maßnahme wurde nicht durch eine offizielle Vertretung des LBV fachlich begleitet«, erklärt Rümenapf. Zwar habe im November ein Termin mit der Stadt stattgefunden, bei dem der LBV besonders schützenswerte Sträucher auf der Isarinsel markiert habe, berichtet Heinz Sedlmeier, Leiter der LBV-Kreisgruppe München. Über die Rodung sei seine Organisation aber überhaupt nicht informiert worden: »Wir waren entsetzt, als wir vom Ausmaß der Abholzung erfahren haben.« Ein »Unding« sei außerdem, dass ein so sensibles Gelände wie die Isarinsel mit Kettenfahrzeugen befahren worden sei.

Laut Dagmar Rümenapf habe das Personal des Baureferats jedoch darauf geachtet, die sogenannte Winterburg der Biber, die sich nördlich der Zenneckbrücke befinde und in der sich die Tiere in der kalten Jahreszeit vorwiegend aufhalten, nicht zu beschädigen: »Eine unserer Mitarbeiterinnen hat sogar Weiden vor die Biberburg gelegt, die fressen Biber im Winter gern.« Keines der Tiere sei zu Schaden gekommen – und frische Fressspuren nach der Rodung hätten gezeigt, dass die Biber auf der Museumsinsel weiterhin aktiv seien. Hänsel will sich aber von der Situation noch einen eigenen Eindruck verschaffen: »Wir geben noch keine Entwarnung, ein Biberexperte muss das Ganze prüfen.« Untersuchen lassen will der Verband auch, ob die Rodung gegen den Artenschutz verstoßen habe. In diesem Fall werde man rechtliche Schritte gegen die Stadt einleiten, sagt Martin Hänsel.

Julia Stark

Artikel vom 05.03.2015
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