Reich der Mitte trifft Reich der Tiefe

Chinesische Delegation besucht Erdwärme Grünwald

Die chinesische Ministeriums-Delegation in Laufzorn – in der Bildmitte in der zweiten Reihe von links Betriebsführer Horst Wagner, EWG-Geschäftsführer Andreas Lederle und Qualitätsingenieur Ingo Münch.	Foto: EWG

Die chinesische Ministeriums-Delegation in Laufzorn – in der Bildmitte in der zweiten Reihe von links Betriebsführer Horst Wagner, EWG-Geschäftsführer Andreas Lederle und Qualitätsingenieur Ingo Münch. Foto: EWG

Grünwald · Wer 1,4 Milliarden Menschen täglich mit Energie versorgen muss, will natürlich wissen: Wie machen’s andere? Und welchen Part können dabei regenerative Energien spielen?

Geothermie in Grünwald

– Mit diesen Fragen im Gepäck kam eine 15köpfige chinesische Delegation vom Ministry of Housing and Urban-Rural Development (MoHURD) aus Peking nach Grünwald und Laufzorn, um von der Erdwärme Grünwald zu lernen. Organisiert hatte den Besuch die Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ).

Grünwalds 1. Bürgermeister Jan Neusiedl begrüßte die Gäste im Großen Sitzungssaal des Rathauses. Er wies darauf hin, dass es in Grünwald durch eine intelligente Steuerpolitik gelungen sei, erfolgreiche Unternehmen anzusiedeln und dadurch dauerhaft hohe Steuereinnahmen zu erwirtschaften. »Für uns in Grünwald erwächst daraus die Aufgabe, verantwortlich im Sinne der Bürgerinnen und Bürger mit den Einnahmen umzugehen. Wir setzen daher auf die Standortsicherung und investieren nachhaltig in unsere Energie-Infrastruktur. Die energietechnischen Anlagen zur Gewinnung und Verteilung geothermischer Wärme stärken die Versorgungssicherheit in Grünwald. Mit der Geothermie leisten wir aus eigenen Mitteln unseren Beitrag zur Energiewende in Bayern.«

EWG-Geschäftsführer Andreas Lederle präsentierte den Gästen aus Ostasien dann das Konzept der Energiewende »made in Grünwald«. Wesentliche Bausteine seiner Präsentation waren die Themen Bohrung, Geothermie-Heizwerk, Fernwärmenetzausbau, Energieeffizienz, Wärmeverbund mit Unterhaching und das ORC-Stromkraftwerk, das ja seit Herbst 2014 grünen Strom produziert. Derart vorinformiert wollten die Besucher im Anschluss Geothermie live erleben – und so hieß der zweite Besuchsort Laufzorn. Andreas Lederle zeigte den Gästen die beiden Bohrlöcher der Tiefengeothermie, führte zusammen mit Betriebsführer Horst Wagner und Qualitätsingenieur Ingo Münch durchs Geothermie-Heizwerk und erläuterte in der Leitzentrale, dass von hier aus das Grünwalder Fernwärmenetz, das Geothermie-Heizwerk und das ORC-Stromkraftwerk Laufzorn sowie die energietechnischen Anlagen der Geothermie Unterhaching gesteuert werden.

Eine besondere Attraktion war für die chinesischen Besucher auch das benachbarte ORC-Stromkraftwerk, das ja bereits seit Ende September 2014 im Testbetrieb, seit Mitte Dezember 2014 im Regelbetrieb grünen Strom produziert. Das ORC-Stromkraftwerk stellt eine Leistung von 3.500 kW pro Stunde zur Verfügung. Nur zum Vergleich: 4.000 kW Strom verbraucht ein durchschnittlicher privater Haushalt pro Jahr. Die Chinesen fragten immer wieder nach, wollten auch Details genau wissen – ganz offensichtlich haben sie großes Interesse daran, Alternativen zu Kohle und Gas kennenzulernen, die in China derzeit noch den Hauptteil der Wärmeversorgung leisten.

Andreas Lederle wies darauf hin, wie entscheidend wichtig es sei, industrielle Technologie und Umwelt und Natur in eine nachhaltige Balance zu bringen: »Das Wichtigste, was wir zum Leben haben, ist eine intakte Natur. Mit der Nutzung der Geothermie schützen wir unsere Natur, und das dauerhaft.«

Weiterer Ausbau in Laufzorn

Neben den bereits von der EWG betriebenen Geothermie-Heizwerk und ORC-Stromkraftwerk entstehen in Laufzorn bis Ende 2015 ein Blockheizkraftwerk zur Eigenstromerzeugung und eine Power-to-Heat Anlage, mit der die EWG nach dem »Tauchsieder-Prinzip« Stromüberschüsse aus dem Netz zu Wärme machen wird.

Artikel vom 05.02.2015
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