Wir sind Chefinnen

Erding · Unternehmerfrauen feiern Jubiläum in Fraunberg

Auf die Trommel gehauen. Die Unternehmerfrauen in Fraunberg feierten Jubiläum und diskutierten über die Situation von Frauen in der Unternehmenswelt.	Foto:kw

Auf die Trommel gehauen. Die Unternehmerfrauen in Fraunberg feierten Jubiläum und diskutierten über die Situation von Frauen in der Unternehmenswelt. Foto:kw

Erding · Sie wollen nicht »die gute Seele des Betriebs« sein. Das ist eine Rollenzuweisung, die vor allem die Landesvorsitzende Margit Niedermaier aus Hohenpolding nicht mehr hören will. Vielleicht sind sie das auch, aber eben doch weit mehr.

»Wir sind Chefinnen« formulierte die Ehefrau des Heizungsbauers und ersten Bürgermeisters der Gemeinde Hohenpolding beim Jubiläum der Unternehmerfrauen im Handwerk im Kreis Erding unlängst und erhob damit einen Anspruch, an den sich wohl einige der männlichen Gäste erst noch gewöhnen mussten. Kreishandwerksmeister Rudolf Waxenberger hatte am wenigsten Probleme damit, aber Handwerkskammer-Geschäftsführer Lothar Semper konnte es eben doch nicht ganz lassen, von der »guten Seele des Betriebs« zu sprechen – und erntete prompt

Widerspruch. Gründe für das Selbstbewusstsein der Unternehmerfrauen im Handwerk gibt es reichlich: Das Bildungsangebot der Organisation kann sich sehen lassen, führt zu von der Kammer anerkannten Berufsabschlüssen wie Bürokaufleute oder auch Fachwirte. »Es ist nicht immer ganz einfach, die Schulbank zu drücken«, gab Vorsitzende Claudia Beil (Erding) beim Jubiläum zu, sagte aber auch: »Unsere Betriebe profitieren von unserem Wissen.«

Einer, der das bezeugen konnte, war auch da: Christoph Molocher ist Betriebsberater bei der Handwerkskammer, und der erhielt besonderen Beifall von den Frauen, ist er es doch, der sich um genau diese Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen kümmert.

Hans Wiesmaier, Bürgermeister der gastgebenden Gemeinde Fraunberg bei der Geburtstagsfeier, wollte es besonders gut machen in seinem Grußwort und meinte: »Die Steigerung von Unternehmer ist Unternehmerfrau.« Auch er musste sich dann einiges anhören, denn über den grünen Klee gelobt werden wollen die aktiven Frauen auch nicht. Sie verlangen Augenhöhe, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Und davon sind sie, wie Margit Niedermaier in ihrem Festvortrag meinte, vor allem in den Leitungsgremien der Wirtschaft noch viel zu weit entfernt. Die Präsenz von Frauen dort nannte sie sogar »peinlich«. Wo der Platz der Frauen in den Gremien ist machte sie auch klar, ausgehend von ihrem Wort, dass sie »Chefinnen« seien: Sie sieht die Unternehmerfrauen auf der Arbeitgeberseite. Das hätte weitreichende Konsequenzen, denn immer wieder erlebt man, dass Unternehmer ihre Frauen formell anstellen, was steuerlich vielleicht auch Sinn macht.

Bei ihrer Jubiläumsfeier aber wollten die Frauen nicht allzu viele Probleme wälzen, sondern richtig auf die Pauke hauen. Das delegierten sie aber an eine Truppe aus Erding, die das richtig kann: Die Formation »Obsessao« mit ihren fröhlichen Trommlern sorgte für eine lautstarke Einstimmung beim Sektempfang, und auch bei der Feier selbst verzichteten sie auf die leisen Töne, sondern engagierten die Johannesbläser aus der Herzogstadt Erding. Die haben auch schon eine echte »Chefin«: Antonia Beil. Sie ist eine Tochter der Vorsitzenden.

Artikel vom 03.07.2014
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