Versorgung in Gefahr

Diskussion um Erhalt der Harlachinger Klinik

Sehen die medizinische Versorgung in Gefahr: (v. l.) Tobias Thalhammer, Michael Mattar, Oliver Abbushi, Staatsminister a.D. Wolfgang Heubisch und  Matthias Schröder.	Foto: hol

Sehen die medizinische Versorgung in Gefahr: (v. l.) Tobias Thalhammer, Michael Mattar, Oliver Abbushi, Staatsminister a.D. Wolfgang Heubisch und Matthias Schröder. Foto: hol

Grünwald/Harlaching · »In einer solchen Situation werden wir erst jetzt über die Folgen informiert, das ist ja ein Dornröschenschlaf erster Güte«, meinte entrüstet ein Zuhörer bei der Podiumsdiskussion am Montagabend im Bürgerhaus Römerschanz zum Thema »Rettet das Klinikum Harlaching«, …

…organisiert vom Kreisverband der FDP München Land. Stadtrat und Staatsminister a.D. Wolfgang Heubisch, Stadtrat Michael Mattar, Kreisrat Tobias Thalhammer, der Stellvertr. Bezirksvorstand des Bayerischen Hausärzteverbands Oliver Abbushi und der Grünwalder Gemeinderat Matthias Schröder informierten die rund 70 Zuhörer über die Folgen der geplanten finanziellen Sanierung der Städtischen Kliniken, speziell bezogen auf das Klinikum Harlaching, das deutlich verkleinert werden soll. Nicht nur die Bettenkapazität soll drastisch abgebaut werden, die Klinik verliert zudem 15 von ihren derzeit 18 Fachabteilungen. Bleiben soll neben dem lokalen Notfallzentrum nur die Mutter-Kind-Abteilung, die Neurologie und die Altersmedizin. Durch den geplanten Kahlschlag sind nach Meinung der Liberalen die gute medizinische Versorgung und vor allem die Notfallversorgung in Gefahr.

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Bereits nächste Woche, am 8. Juli, wird der Münchner Stadtrat die Entscheidung zur finanziellen Sanierung der Städtischen Kliniken fällen. Wie die Liberalen auf dem Podium darlegten, müssen tatsächlich zügig Entscheidungen getroffen werden, um die prekäre finanzielle Lage der Städtischen Kliniken, die 2005 privatisiert wurden, in geordnete Bahnen zu lenken. Jedoch sehen sie den Abbau des Harlachinger Klinikums kritisch. Nicht nur steht dieses wirtschaftlich noch am besten da von allen vier Städtischen Krankenhäusern, es ist gleichzeitig aufgrund seiner Lage im südlichen München ein wichtiger Standort für die Menschen der ganzen Umgebung.

Zudem befindet sich hier der Hubschrauberlandeplatz für Notfälle und dieser kann nicht einfach ans Neuperlacher Krankenhaus angegliedert werden, da mit vehementen Protesten aus dem dicht besiedelten Umfeld zu rechnen ist, während in Harlaching die nötigen rechtlichen Bedingungen vorhanden sind. Wie Heubisch berichtete, soll nach neuesten Informationen der Landeplatz auch erhalten bleiben. »Doch was nutzt das, wenn die Versorgung der Patienten dort nicht mehr stattfindet, weil die Fachabteilungen in einer anderen Klinik sind«, betonte er. Schröder ergänzte, dass beim Transport von Schwerverletzten mit dem Krankenwagen wertvolle Zeit verloren ginge, die Menschenleben kosten könne.

Zuhörerin Barbara Häusler warnte, dass nicht nur die Notversorgung gefährdet sei, sondern auch die allgemeine medizinische Versorgung. Vor allem bei Erkrankungen, bei denen mehrere Fachgebiete Hand in Hand arbeiten müssen und die Zusammenarbeit bestens funktioniert, würde sich das Auseinanderreißen der Abteilungen negativ auf die Patienten auswirken. Abbushi erklärte, dass das Klinikum Harlaching Nähe und Sicherheit für die Menschen bedeute. »Als Hausärzte sehen wir uns als Vertreter der Patienten und beim geplanten Konzept läuft einiges in eine sehr falsche Richtung«, sagte er. »Die Bevölkerung darf sich das nicht gefallen lassen und sollte sich positionieren.« Dem stimmte auch Schröder zu, nach dessen Dafürhalten nun die Hauptaufgabe ist die Bürger zu mobilisieren. Nach Meinung der Liberalen sollte das Klinikum privatisiert werden, um seine Funktionen erhalten zu können.

Mattar berichtete, dass sich vor vier Jahren, als die Krise deutlich wurde, zwei Betreiber engagieren wollten. Auf Nachfrage eines Zuhörers, ob dann manche Dienste auch privat bezahlt werden müssten, erläuterte der Stadtrat, dass die Stadt bereits jetzt mit einer so genannten Betrauungsakte Geld für nicht wirtschaftliche medizinische Dienste bereitstellt.

Zur Frage, was man konkret jetzt tun könne, schlug Thalhammer, vor die Petition der Initiative Klinikum Harlaching zu unterzeichnen. Zahlreiche Zuhörer taten dies sofort, um ihrer Sorge Ausdruck zu verleihen. hol

Artikel vom 01.07.2014
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