Erfolgreicher Protest

Giesing/Harlaching · Cincinnati-Kino vom Abriss endgültig verschont

Angezählt, am Boden und jetzt wie der Phönix aus der Asche: Das Cincinnati- Kino muss keinem Neubau weichen, sondern bleibt erhalten.	Foto: Hettich

Angezählt, am Boden und jetzt wie der Phönix aus der Asche: Das Cincinnati- Kino muss keinem Neubau weichen, sondern bleibt erhalten. Foto: Hettich

Giesing/Harlaching · Breiter Bürgerprotest kann sich eben doch auszahlen.

Nachdem die Bürger beim Kampf um die »Flunder«, dem ehemaligen Kino am Giesinger Bahnhof mit seiner eindrücklichen 1950er-Jahre-Architektur, aufgrund fehlenden Denkmalschutzes, trotz umfangreichen Protestes noch machtlos dem Abriss und Neubau eines weiteren Gesundheitszentrums im Obergiesinger Zentrum zusehen mussten, haben die zuletzt in breiter Phalanx aufgetretenen Erhaltungsbefürworter beim fast ebenso traditionsreichen Cincinnati-Kino weiter südlich im Stadtteil in der ehemaligen Ami-Siedlung die (Erhaltungs-)Nase jetzt endgültig vorn. Während noch vor Monaten der Exodus des Lichtspielhauses aus dem Jahr 1954 beschlossene Sache schien und stattdessen ein Supermarkt in die schlichten, aber baulich reizvolle und wie aus der Zeit gefallenes wirkende Baustruktur einziehen sollte, haben sich die Zeiten nun dramatisch zugunsten eines Erhalts gewandelt.

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Einfacher Grund: Anders als bei der Flunder wurde das »Cincinnati-Kino« jetzt vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege in die Denkmalliste aufgenommen und auch die Stadt hat dieser Neuaufnahme inzwischen zugestimmt. Damit endet ein Kapitel der Umwandlungsbestrebungen im Viertel ausgerechnet vor dem Kinoeingang. Inmitten eines sich in den letzten Jahren heftig wandelnden Quartiers soll künftig auch die Dependance der Europäischen Schule entstehen. Die Pläne der federführenden Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) trafen innerhalb der Siedlung und bei der dortigen Bürgerschaft auf heftigen Widerstand. Als dann auch noch Planspiele bekannt wurden, das Kino zu schließen und stattdessen dort einen Nahversorger zu etablieren, reichte es den Bürgern. Unterstützt von der örtlichen Politik machte die »Interessengemeinschaft Wohnanlagen am Perlacher Forst und Tegernseer Landstraße« (Iwap) »mobil«. Unterstützt wurden die Anwohner auch von US-Generalkonsul William E. Moeller, dieser warb bei einem Ortsbesuch mit CSU-Parteivize Peter Gauweiler für einen Erhalt des Lichtspielhauses.

Die Denkmalschützer schlossen sich nach eingehender Prüfung jetzt dieser Einschätzung an. So bilde das »Cincinnati« städtebaulich das Zentrum der Amisiedlung, auch nach deren kräftigem Strukturwandel der letzten Jahre. Im ursprünglich als »U.S Family Theatre« etablierten Bau repräsentiert nach Sicht der Denkmalprüfer der typische US-Siedlungszeitgeist der Nachkriegsjahre. »Unspektakulär, aber etwas Besonderes« – so lautet das Werturteil der Behörde. Das Kino stehe zudem für einen wichtigen Abschnitt deutsch-amerikanischer Geschichte und präge mit seiner kulturellen Nutzung den Charakter der Siedlung entscheidend mit. Harald Hettich

Artikel vom 27.05.2014
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