Selbstbestimmt leben

Verein »Zukunft trotz Handicap« feiert ersten Geburtstag

Andrea Hanisch von »Zukunft trotz Handicap« baut am Wohnheim für Behinderte, das in die Höhenkirchener Wächterhofstraße kommen soll.	Foto: Boschert

Andrea Hanisch von »Zukunft trotz Handicap« baut am Wohnheim für Behinderte, das in die Höhenkirchener Wächterhofstraße kommen soll. Foto: Boschert

Höhenkirchen-Siegertsbrunn · »Das geht nicht«, denken viele Behinderte und deren Angehörige, wenn es um ein eigenständiges Leben in einer eigenen Wohnung geht. Das ändert sich in Höhenkirchen-Siegertsbrunn für 26 Betroffene und ihre Familien.

Sie sollen ab Herbst 2016 in einem von ihren Eltern finanzierten Wohnheim in der Wächterhofstraße ein so weit wie möglich selbstbestimmtes Leben führen können, wie es für andere Erwachsene eben auch üblich ist, wenn sie anfangen auf eigenen Füßen zu stehen und ausziehen. Das ist das große Ziel des Vereins »Zukunft trotz Handicap e.V.« (ZTH), der kürzlich seinen ersten Geburtstag feierte und bereits auf einige Erfolge blicken kann. Den Verein gründeten Andrea Hanisch und Hans-Jürgen Gerhardt im März 2013, weil sie die Problematik aus erster Hand kennen.

Obwohl das Projekt privat, in der Regel von den jeweiligen Eltern finanziert wird, soll es keine Geldfrage sein, dort einen Platz zu erhalten, betont Hanisch. Sie konnte die 2007 gegründete »Manfred Halbauer Stiftung« dafür gewinnen, fünf der 26 Wohnheimplätze zu finanzieren, welche die Gemeinde an ihre Bürger vergeben kann. Das Wohnhaus, ein Pilotprojekt, soll vorhandenes Wissen um ideale Bauten für Behinderte und die konkreten Bedürfnisse und Wünsche der zukünftigen Bewohner in sich vereinen. Noch hofft Hanisch, dass der Spatenstich im Spätsommer 2014 erfolgen kann.

Zuvor muss jedoch abgeklärt werden, was erforderlich, was wünschenswert und was machbar ist. Das Grundstück in der Wächterhofstraße hat die »ZTH Wohnheim gGmbH & Co KG« im November von der Gemeinde gekauft. Im Dezember kamen von sechs Architekten Entwürfe für ein Haus, ohne dass diese dafür ein Honorar verlangten. Die Idee steckt offenbar an, freut sich Hanisch. Nun hat der Verein »ein renommiertes Münchner Architekturbüro« ausgewählt und wird mit diesem die Detailplanung vornehmen.

In dem zweistöckigen Wohnhaus mit Keller werden die künftigen Bewohnern aus dem Landkreis in zwei Sechser-WGs und zwei Siebener-WGs wie in einer Familie leben. Betreiber wird voraussichtlich das Evangelische Augustinum München sein. Die Facheinrichtung stellt auch die heilpädagogischen Erzieher und die Heimleitung.

Leuchtturmprojekt für den Landkreis

An dem »vollumfassenden Konzept für Wohnen und Freizeit wird noch gearbeitet«, sagt Hanisch, aber es soll »ein Leuchtturmprojekt« werden, erzählt die CSU-Gemeinderätin mit einem Leuchten in den Augen, das mitreißt.

Ein Haus, in das die Bewohner nach der Arbeit nach Hause kommen, im Garten liegen, grillen oder feiern können, Ortsansässige zu Veranstaltungen in den Gemeinschaftsraum einladen, mit Vereinen kooperieren können, einfach als Teil der Gemeinde Höhenkirchen-Siegertsbrunn gleichwertig sind und gleichwertig leben. »Wir sind jetzt so weit, dass es kaum etwas gibt, was uns aufhält«, sagt Hanisch. »Ich spüre eine positive Schwingung, dass vom Konzept her jeder ein eigenbestimmtes Leben führen und eines Tages sagen kann, ich ziehe morgen von zu Hause aus und habe eine eigene Wohnung. Das geht!«

Weitere Infos zu Fortschritt des Bauvorhabens und weiteren Aktivitäten des Vereins findet man auf www.zukunft-trotz-handicap.de Angela Boschert

Artikel vom 15.04.2014
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