Die alten Herbergshäuser gehören zur Identität des Stadtteils und werden saniert

Haidhausens Flair retten!

Bei einem Besichtigungsrundgang am 3. August 2001 konnte sich Oberbürgermeister Christian Ude vom Ergebnis der liebevollen und teilweise mühsamen Sanierung der alten Herbergsanwesen in Haidhausen durch Handwerker aus dem Stadtviertel überzeugen.

Er besuchte u.a. auch das Häuschen der Familie Weng an der Milchstraße 21 und war von der gelungenen Instandsetzung begeistert. Am 11. Juni 1992 hat Stadträtin Adelheid Dietz-Will den Antrag gestellt, die zur Sanierung anstehenden Herbergsanwesen der MGS (Münchner Gesellschaft für Stadtsanierung) bevorzugt an Haidhauser Handwerker zu vergeben.

Ziel des Antrags war, zu verhindern, dass die schönen Herbergen in Haidhausen luxuriös saniert und an besonders Privilegierte als Stadthäuser reprivatisiert werden.

Ziel war auch, den handwerklichen Charakter der Herbergen zu bewahren und dem Trend zur Umwandlung der ehemaligen »Kleine-Leute-Anwesen« in »Große-Leute-Anwesen« entgegenzuwirken. Diesem Antrag ist Oberbürgermeister Ude in der stadtratslosen Zeit im Juni 1994 gefolgt und hat damit ein bis heute erfolgreiches Programm auf den Weg gebracht.

Seit 1995 wurden 12 Herbergen, 2 Kleinhäuser und 4 Eigentumswohnungen an Handwerker zum Verkehrswert verkauft. Diese Anwesen wurden in liebevoller und mühsamer Eigenleistung erneuert und nach den jeweils eigenen Bedürfnissen wieder aufgebaut.

Das Herbergsanwesen Preysingstraße 54 hat den Preis des Zentralverbandes des deutschen Handwerks erhalten und wurde mit dem Fassadenpreis der Landeshauptstadt München ausgezeichnet.

Entsprechend den Vorgaben der Landeshauptstadt München werden vorwiegend Bauhandwerker aus Haidhausen gesucht, die bereit und in der Lage sind, auch in Eigenleistung die erheblichen Sanierungsarbeiten zu erbringen. Erst wenn es keinen Bauhandwerker als Interessenten gibt, können andere Handwerksgruppen zum Zuge kommen.

Die Sanierung umfasst insbesondere: Trockenlegung des Mauerwerks, Dach- und Fassadensanierung sowie die Wiederherstellung der Bewohnbarkeit der Innenräume. Hierbei sind die Auflagen des Denkmalschutzes sowie weitere Vorgaben der Stadt München zu beachten. Die Nachfrage ist weiterhin groß, die Entscheidungen fallen nach strengen Regeln und werden vom Controlling des Direktoriums überprüft. Überwiegend konnten Bauhandwerker gewonnen werden, wie z.B. Fliesenlegermeister, Heizungsbauer, Solartechniker, Bauschlosser, Parkettleger, Maler, Maurer, Lackierer und Lackiermeister, Schreiner und Raumausstatter. Gerade durch die erheblichen Eigenleistungen wurde es Handwerkerfamilien ermöglicht, Wohnraum und zum Teil auch Werkstätten mitten in Haidhausen zu errichten und zwar für einen bezahlbaren Preis.

Die extrem hohen Sanierungskosten im Rahmen der offiziellen Sanierung durch die MGS, die 1990 schon bei circa 6.000 bis 8.000 DM pro Quadratmeter lagen, konnten durch die Eigenleistung deutlich abgesenkt werden: Auf etwa 3.500 bis 4.000 DM pro Quadratmeter. Durch das Programm wurde Wohnraum zu einem günstigen Preis ermöglicht, mit großem Nutzwert für die Familien.

Gleichzeitig konnten Handwerksbetriebe hier gehalten werden, die in der Stadt gebraucht werden. Die Herbergshäuser sind Teil der Baugeschichte Münchens und die Stadt hat bewusst auf die Ausnutzung des möglichen Baurechts verzichtet, um die Identität des Stadtteils zu bewahren. N.F.

Artikel vom 16.08.2001
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